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!!! Gegen das Vergessen !!!

!!! Gegen das Vergessen !!!

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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

!!! Gegen das Vergessen !!!

...zum Schlafen lagen die Häftlinge auf den Steinfußböden: seitlich und dicht aneinander, auf Säcken mit brüchigem Stroh, vielleicht mit einer Decke; wer Nachts zur Latrine musste, verlor seinen Platz im Gedränge. Der ruhelosen Nacht in stickiger Luft folgte vor fünf Uhr morgens, im Winter eine Stunde später, ein erschöpfender Tag, auf Schritt und Tritt von Schlägen bedroht. Die aus den Unterkünften gejagten Häftlinge versuchten mit einem Blechnapf am Bottich etwas Wasser zu fassen um ihre unter immer demselben verdreckten, durchnässten und zerlumpten Drillichzeug angegriffene Haut zu reinigen.; sie standen an der Latrine an, um dann in Sekundenschnelle ihre Notdurft zu verrichten. Stuben und Säle waren zu räumen, die über Nacht gestorbenen vor den Block zu legen, Strohsäcke und Decken an der Wand zu stapeln, in späteren Jahren auf dreistöckigen Holzpritschen auszurichten. Dann standen die Gefangenen abermals an, um den zum Waschen benutzten Blechnapf mit wässrigem Aufguss von Ersatzkaffee oder Kräutern zu füllen. Danach hatten sie zum morgendlichen Zählappell anzutreten, blockweise in Zehnerreihen gruppiert und nach Körpergröße ausgerichtet.
Sobald der Rapportführer die Zahl der Lebenden und der Toten registriert hatte, formierten sich die Häftlinge an festgelegten Sammelpunkten zu Arbeitskommandos. Die mindestens zehnstündige Arbeitszeit unterbrach nur eine Mittagspause, mit abermaligem Appellstehen und zur Ausgabe der Dreiviertelliter Suppe, aus Kartoffeln oder Rüben gekocht, mit Gemüseextrakt versetzt und nur selten mit Getreide angereichert. Anschließend wurden erneut Arbeitskommandos formiert. Der Abendappell begann um sieben Uhr und dauerte, bis alle Kommandos wieder eingerückt waren – mit ihren Toten. Denn die morgens, mittags und abends festgestellten Zahlen mussten übereinstimmen. Erst nach dem Appell wurde die das Frühstück ersetzende Brotration ausgeteilt, bestenfalls 300 Gramm mit einem Stück Margarine oder etwas Marmelade, selten einer Scheibe Wurst. Die Portionen reichten nicht, um jeden Hunger zu stillen.
Aus Auschwitz befreite sich am 6. Juli 1940 Tadeusz Wiejowski. Die Lagerführung rächte sich an den Gefangenen: Der vom Lagerkommandant Höß angeordnete Strafappell dauerte bis zum frühen Nachmittag des 7. Juli 1940. Zusammenbrechende wurden von SS – Leuten und ihren nummerierten Handlangern geschlagen, getreten, mit Wasser übergossen und wieder zum Stehen gezwungen. 19 Stunden mussten die Häftlinge bewegungslos ausharren, in der feuchten Kälte der Nacht, wie in der brennenden Hitze des Tages. Manche der zu Boden Gesunkenen vermochten Mithäftlinge schnell genug in den Krankenbau zu retten. In jener Nacht kam Dawid Wongczewski ums Leben, den seine deutschen Peiniger in der Gefangenschaft, davon 17 Tage in Auschwitz, besonders bestialisch misshandelt hatten, weil er Jude war !
Tadeusz Wiejowski übrigens gelang es, in Zivilkleidung auf einem Güterzug aus dem Auschwitzer Gebiet in das Generalgouvernement zu entkommen. Er lebte versteckt in der Umgebung seines Heimatorts Kolaczyce. Im Herbst 1941 wurde er erneut verhaftet, ins Gefängnis nach Jaslo gebracht, von dort verschleppt und ermordet.

(Quelle: Auschwitz – Die Geschichte des Vernichtungslagers)

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