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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Great Western Glory

Ein weiteres beeindruckendes englisches Echtdampf-Modell beim 13. Echtdampf-Treffen in Sinsheim am 10. Januar.

Das Vorbild ist eine Lok der "Manor"-Klasse der Great Western Railway, eine der vier großen englischen Bahngesellschaften,
die von London(- Paddington) aus den englischen Südwesten bis nach Cornwall bediente.

Genius dieser Bahn war ohne Zweifel Sir George Jackson Churchward, ein begnadeter Lokkonstrukteur, der seiner Zeit weit voraus war.
Unter anderem führte er konsequent die Standardisierung der Hauptabmessungen bei seinen Neukonstruktionen ein, Austauschbarkeit von großen Bauteilen; außerdem brach er dem Heißdampf in Verbindung mit hohen Kesseldrücken konsequent und zielstrebig Bahn.
Die im Vergleich mit den anderen großen Bahngesellschaften(LNER, LMS) recht kleinen Great-Western-Loks waren deren Erzeugnissen in vielen Belangen ebenbürtig, oft aber überlegen, wie ausgedehnte Testfahrten und der Austausch von Loks der Gesellschaften untereinander bewiesen, was zu einem Überdenken von Konstruktionsprinzipien führte..

Zurück zum Modell: Das Vorbild ist also eine "Manor", eine leichte Maschine für den gemischten Verkehr auch auf Nebenstrecken,
auf denen der Einsatz schwererer Loks nicht möglich war.
Achsfolge 2´C und Zweizylinder-Triebwerk, gebaut in den GWR-eigenen Bahnwerkstätten in Swindon in 30 Exemplaren.
Alle Loks wurden im Jahr 1938 in Dienst gestellt. Konstrukteur war in diesem Fall Churchwards Nachfolger C.B. Collett,
Chief Mechanical Engineer der G.W.R.
Vorgesehen als Mehrzwecksloks, bewährten sie sich ausgezeichnet;
die letzten Exemplare wurden von den British Railways in den 1960er Jahren ausgemustert.

Bei den englischen Museumsbahnen ist mindestens eine Lok erhalten geblieben und ist betriebsfähig.

Als Vergleich mit deutschen Loks könnte unter anderem die DR-Baureihe 24 herhalten, aber auch die viel früher entstandene preußische P8, Baureihe 38.10.

Dem "kontinentalen" oder auch deutschen Betrachter fällt sofort auf, welch saubere Formen diese englischen Maschinen aufweisen,
freilich erkauft durch das Verlegen von Rohrleitungen innerhalb der Kesselverkleidung,
was der Zugänglichkeit nicht förderlich war.
Insofern machte man der Effizienz keinerlei Zugeständnisse.

Ferner fällt der Belpaire-Stehkessel auf, der für seine Verdampfungsfreudigkeit bekannt ist und bei der GWR konsequent eingebaut wurde, sowie die stark konische Form des Langkessels und Zylinder mit vergleichsweise langem Hub, alles von G.J.Curchward mit Erfolg eingeführte Baumerkmale.
Das Fehlen der Steuerungsteile fällt auf, die innen angebracht sind.

Dem Äußeren der englischen Loks schenkte man große Aufmerksamkeit, wie man am gepflegten grünen Anstrich und den blank gewienerten Messingverkleidungen von Dampfdom, Kesselringen und Sicherkeitsventilen erkennt, außerdem am formschönen "Caledonian"-Schornstein, den ebenfalls eine Messingkrone schmückt.
Außerdem erhielt ganz traditionell jede Lok einen Namen mit Namensschild über dem zweiten Radkasten; in diesem Fall "Barken Manor". Die ganze Baureihe war nach großen englischen Landsitzen benannt.

Zu den drei weißen Stirnlampen ist folgendes zu sagen: Diese Lampen waren reine Positionslichter, keine Scheinwerfer. Man konnte an ihrer Anordnung auf die Zugklasse schließen, wobei das im Bild gezeigte Dreilicht-Spitzensignal im "Headlamp-code" gar nicht vorgesehen war.

Nachteilig ist der wenig personalfreundliche, eng bemessene Führerstand, der ohnehin schon durch das kleine englische Profil begrenzt wird. Aber man war es nicht anders gewöhnt.

Ein eindrucksvolles Modell, das auch gebührende Aufmerksamkeit fand!

Übrigens war man auch auf dem Kontinent anfangs noch um ein aufgeräumtes Äußeres der Lokomotiven bemüht, was besonders bei den ästhetischen bayerischen Schöpfungen auffiel:

Prachtexemplar!
Prachtexemplar!
Thomas Reitzel


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