Gerhard Körsgen


Premium (World), Köln

Huldigung an die Jugendliebe

Aufnahme 04.05.2018, Köln-Höhenberg.

Eine Bewohnerin eines Seniorenheims in Köln-Höhenberg hat in einer kleinen Nische eine Art "Altar" geschaffen für ein Foto ihrer im zweiten Weltkrieg gefallenen Jugendliebe, dekoriert mit den Mitteln die ihr zur Verfügung stehen.
Manche finden es kitschig...(es darf widersprochen werden !).
Beitragsfoto zum Fight-Club - Thema

Commentaire 43

  • Michael Jo. 19/01/2019 13:22

    wenn es das Einzige ist,
    was ihr geblieben ist ... ?
    diese Erinnerung zumindest kann ihr
    niemand nehmen !

    es hätte auch ihr Sohn sein können,
    oder ihr geliebter Bruder;

    und über die Tatsache dieser stolzen (?)
    Ablichtung mit Helm und in vollem
    Militärwichs eines totalitären Regimes (...),
    wird sie möglicherweise nicht nachgedacht
    haben,
    wie so manch alzgeheimerte biedere Gemüter
    in ihrem " es war ja nicht alles schlecht was
    damals ... "

    Und  wir Nachfahren dieser Zeitgeschichte ??
    Wie reflektieren wir die 68er,
    unsere Karriere-, Konsum- und sonstige Welt ?
    hipsterige Schiebermütze über kahlem ' Intellektuellen"-
    Schädel,
    der coooole Blick durch die Ray-Ban-getönten Sunglases
    über den Rand der Latte-Macchiato-Tasse
    auf die ' bemitleidenswerten ' (?)  Underdogs in ihren
    ballonseidenen Hosen und mit den Plastiktüten voll
    leerer Pfandflaschen .. oder Bierbüchsen aus dem
    Aldi-Markt .. ??

    hmmm, ein " Urteil "  steht mir auch hier nicht zu !
     - mit nachdenklichem G.,
    Michael
    "Heldentod" ...
    "Heldentod" ...
    Michael Jo.
  • felixfoto01 13/06/2018 23:30

    Ich sehe in diesem Bild viel mehr als nur den Mann als ihre Jugendliebe. Da ist noch ein Hakenkreuz und sie hatte sicher nicht nur dieses Bild von ihm. So sagt mir dieses Bild noch viel mehr aus über diese Frau und ihre Erinnerungen.
    • Helge Jörn 24/05/2021 17:19

      Die alte Dame sieht wohl weniger die Uniform als ihre Jugendliebe. Und wer vermag schon zu sagen, ob es nicht doch ihr einzig gebliebenes ist? In meiner Grabbelkiste mit Familienfotos finden sich nicht viele Aufnahmen von vor 1945. Von meinem Großvater nur ein einziges. In Uniform mit Hakenkreuz. Das wurde vermehrt von jungen Männern getragen. Hauptsächlich nach 1939. Ob sie wollten oder nicht.
      Es gibt sicher auch noch andere Erklärungen für das Foto mit Hakenkreuz. Ist es das letzte, was von ihrem Geliebten gemacht wurde? Stellt sie es auf, weil er ihr so in Erinnerung bleiben soll?
      Ist es sogar das beste Foto? Es sieht mir eher nicht nach einem Schnappschuss oder mal eben so gemacht aus. Da war meiner Meinung nach ein Profi am Werk. Für solche Fotos ging man zum Fotografen und der nahm Geld für seine Arbeit.
      Alles Vermutungen, die man anstellen kann aber nicht muss.
  • Sybil.J 16/05/2018 7:03

    Um deses Bild schleiche ich jetzt schon seit einigen Tagen herum. Ich finde den Kitsch hier eigentlich nur oberflächlich. Rein fotografisch ist das schlicht gehalten und lässt damit Raum für das, was dahinter steckt, und das ist durchaus sehr tief gehend.
    Automatisch denke ich an Geschichten von Flucht und gefallenen Familienvätern, von Familien, die sich mit fast nichts durchschlagen müssen. So wie es mein Schwiegervater z. B. oft erzählt hat. Prägend für mindestens eine Generation.
    Da finde ich dann auch ähnliche Arrangements und vieles wirkt in der heutigen Erinnerung manchmal verklärt. Fragt man aber nach, fließen Tränen.
    Also wo ist hier der Kitsch? Im Blumengesteck? In der „Helden“-verehrung?
    Vielen Dank für diesen Beitrag. Unerwartet finde ich das Thema diese Woche echt sehr spannend.
  • Brita H. 15/05/2018 21:05

    Die alte Dame ist mutig, sie steht zu ihren Gefühlen. Das finde ich stark. Ihr Arrangement hat eine Bedeutung, ist also nicht funktionslos, was für mich ein Kriterium von Kitsch ist. Diese Funktion, eine Erinnerung zu pflegen, ist für andere nicht auf Anhieb zu sehen, deshalb musste sie wohl öfter diese Diskussion führen, sicher auch eher bei Menschen, die selbst noch keinen Verlust erlebt haben. Ein guter Beitrag, der dazu anregt, über die Einteilung Kitsch oder kein Kitsch nachzudenken.
  • hexe adriana 14/05/2018 20:15

    berührend....!
    lg
  • Petra Lubitz 14/05/2018 15:53

    Ich bin im Laufe der Jahre immer vorsichtiger geworden, etwas als Kitsch zu "verurteilen". Angefangen vom Gartenzwerg bis zu Plastikblumen. Hier werden Erinnerungen und Gefühle zum Ausdruck gebracht, mit welchen Mitteln auch immer und das sollte einfach respektiert werden.
    Gruß Petra
  • Anette Z. 13/05/2018 17:58

    Für mich geht es hier weniger darum, etwas kitschiges darzustellen. Hier wird mehr unser Verständnis von Kitsch hinterfragt. Ist schon schade, wenn sich eine alte Dame dafür rechtfertigen muss, dass sie sich auf ihre Weise an ihre Jugendliebe erinnert. Dass sie das regelmäßig muss zeigt schon die Art, wie du eure Unterhaltung beschreibst.

    Von daher finde ich deinen Beitrag prima. Und er geht tiefer. Wirft fragen auf und hat moralische Implikationen. Macht nachdenklich.
    Ganz klar kein Kitsch mehr ;-) Kitsch ist oberflächlich.

    Technisch bin ich dafür, das Blumengesteck aus der Mitte zu rücken. Mit dem Foto zusammen bekommt dein Foto so wie es ist ein Übergewicht nach rechts und ist nicht mehr ausgewogen. Außerdem rückst du so die Jugendliebe optisch unten rechts in die Ecke, was für unsere Leserichtung und Betrachtungsweise eher ungünstig ist.
    Gruß, Anette
    • Gerhard Körsgen 13/05/2018 20:23

      Guter Kommentar. Grundsätzlich bin ich bei dir mit der Ausnahme den Blumenstrauß aus der Mitte zu rücken. Es ging ja thematisch um Kitsch und daher gehörte der vermeintliche Kitsch auch in s Zentrum des Fotos. Um dadurch das eigentliche Zentrum des Fotos, das Foto des gefallenen Soldaten am Rande stärker zu betonen INDEM es randständig ist - eine ironische Geste die, zwar unterschwellig, aber dennoch funktioniert.
      Der eigentliche Clou.
      Beste Grüße, Gerry
  • Lila 13/05/2018 16:47

    viele können nicht loslassen ... irgenwie traurig !!!
    L.G. Lila
  • Fotobock 13/05/2018 16:19

    Für die Dame ist das kein Kitsch, es ist Erinnerung. Kitschig, weil voller Gefühl. lg Barbara
  • ElkeLe 13/05/2018 14:35

    stimmt mich nachdenklich mmit dem Foto des Soldaten.
    hätte ich bei der Themenvorgabe nicht erwartet, auf einen solchen Beitrag zu stoßen,
    lg Elke
  • Mei Ge 13/05/2018 12:56

    Unechte Blumen (Kitsch aus Pragmatismus) und echte Gefühle ...
    Berührend.
    LG Hannah
  • Mira Culix 13/05/2018 10:16

    Natürlich kitschig, Kitsch ist ja immer etwas, was gefühlsduselig-trivial ist, so erscheint das einem Außenstehenden auch tatsächlich. Aber das gilt nicht nicht für denjenigen, der den Altar gebaut hat. Für den stecken echte und ganz persönliche Gefühle drin.
  • Kerstin Stolzenburg 13/05/2018 6:13

    Ich finde das sehr berührend! Da hat eine Liebe und das Gedenken an diesen Menschen so viele Jahre überdauert.
    Man könnte sich zwar an den künstlichen Blumen stören, wenn man wollte und wenn man das in der Öffentlichkeit fände, aber hier tritt das in den Hintergrund, weil es doch eine recht persönliche Form des Gedenkens ist. Vielleicht hat die alte Dame früher sogar immer frische Blumen an das Bild gestellt und kann das nun im Seniorenheim einfach nicht mehr.
    LG. Kerstin
    • Gerhard Körsgen 13/05/2018 9:40

      Ja, so wie Du's angenommen hast war das auch, exakt sogar, ich hatte es weiter unten bei der ShivaK schon erwähnt, aber man kann natürlich nicht erwarten dass alle die anmerken auch immer ALLE Kommentare UND Antworten lesen, kein Problem, ich erklär s auch gerne ein zweites Mal ;-)
  • Viola C. Petz 12/05/2018 23:32

    Rührend - besonders wenn man daran denkt, wie er wohl heute aussehen würde, sollte er noch leben.
    viola
  • westfalia 12/05/2018 23:31

    ein überaus bemerkenswertes Bild. Mir sind solche Altare auch bekannt. Und ich muss sagen, sie berühren mich durchaus. Ganz real, weniger kitschig. Enthalten sie ganz implizit, wie ich finde, doch auch die Frage, wie wäre das Leben anders gewesen, also wenn die Geschichte anders verlaufen wäre. Und darüber hinaus stelle ich mir auch die Frage, wie sich ein Leben anfühlen mag, dessen Konstante der Verlust ist?
    • Gerhard Körsgen 12/05/2018 23:46

      In dieser Art "Altar" sehe ich den Versuch sozusagen "legitim" eine Art visueller "Überhöhung der Erinnerung" schaffen zu "dürfen", die man sich sonst nicht trauen würde, insbesondere nicht öffentlich (zumindest den Bereich den Fremde einsehen könnten).
      Man beachte die vielen Anführungszeichen, ich möchte nicht falsch verstanden werden, Pietät ist mir durchaus wichtig, auch wenn meine manchmal "frechen" street-pics oft anderes suggerieren mögen.
      Du sprichst spannende Fragen an...die aber nur diejenigen betroffenen selbst beantworten können...eine "Generalantwort" lässt sich hier nicht geben....hast Du auch nicht erwartet, weiß ich ;-)