im freien Fall

im freien Fall

Ein lautes Zetern und Schimpfen hallte zwischen den Betontürmen, Dohlen beschweren sich lauthals, bei Auseinandersetzungen und das macht mich in diesem Fall, als stiller Beobachter in den Betonschluchten, immer besonders hellhörig. Denn jetzt tut sich etwas, nähert sich ein möglicher Feind, muss ein Eindringling vertrieben werden, gilt es seinen Nistplatz zu verteidigen – erst einmal laut Bescheid geben.
Meist sind diese aufkeimenden Lautäußerungen mit intensiven Interaktionen verbunden. Es geht mir genau darum, diese Situationen mit meiner Linse einzufangen.
Jetzt gerade, zwei Dohlen, wer lässt als erstes los? Wer zieht als erstes die „Leine“, befreit sich aus der Verankerung, um nicht auf dem Pflaster aufzuschlagen. Ein irrsinniges Spiel zwischen den beiden Streithähnen und so sehe ich zu, wie beide trudelnd ineinander verhakt zu Boden fallen. Alles spielt sich in Sekunden ab, begleitet von lautem Rufen der anderen Vögel auf ihren Tribünen – Fenstersimsen, Geländern, Balustraden und Leitern.
Begeistert von der Vorstellung rattert meine Camera die Szene herunter – ich hatte noch die Einstellungen einer längeren Belichtungszeit drin, was nun den Bildern eine entsprechende Dimension der Dynamik verleiht. Die Farben der matten Fassade, die spiegelnden Fenster und Metallbeschläge mit dem Gegenlicht durch das gläserne Treppenhaus verzerren in der Geschwindigkeit des freien Falls der Protagonisten und zeigen mir die ganze Dynamik der Verfolgung, wie ich meine Kamera nachziehe.
Und schon ist der Spuk vorbei, während sich ein Vogel im Bogen wieder aufschwingt und der andere seine Ehrenrunde absolviert, ist wieder ruhig. – Schluss der Vorstellung. Im Fensterglas spiegeln sich die sich beruhigenden Zuschauer auf ihren Plätzen. Ich schaue auf, und bin gespannt über eure Rückmeldungen.