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Dachbodenfund

Ich zähle mich zu der Generation "Kriegsenkel". Der Begriff wird häufig in Verbindung mit zu ertragenden unbewussten "Altlasten" genannt, die von den Kriegskindern an ihre Kinder quasi vererbt werden. Meinen Opa, hier auf dem Bild zu sehen, habe ich nicht so kennengelernt, dass ich mich an ihn erinnern könnte. Das Thema Familiengeschichte stand bei uns nie auf der Agenda. Im Nachhinein will jeder irgendwie Regimegegner gewesen sein, so ist es oft in der Literatur zu lesen. Welche Gesinnung mein Opa hatte, muss ich wohl von meinem Vater erfragen. Das Tragen der Uniform ist nur ein kleiner Hinweis, der nicht zu schnell interpretiert werden sollte. Um welche Uniform es sich handelt, kann ich gar nicht sagen. Laut google-Suche könnte es sich um die Uniform eines Unteroffiziers handeln. Das ist aber überhaupt nicht mein Gebiet.

Commentaire 35

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  • Astrée 08/08/2020 9:37

    diese Menschen haben was mitgemacht, eine geschundene, traumatisierte Generation.
    mein Vater gehörte dazu. ich bin froh, dass ich noch Prof. Horst-Eberhard Richter kennenlernen durfte und mich mit ihm darüber austauschen konnte. Aufarbeitung war so wichtig und ist es noch. dein Bild berührt mich, zeigt es doch die große Achtsamkeit die sich bei diesen Menschen einstellte. betreffend der Uniform habe ich allerdings nicht gut genug aufgepasst bei den Erzählungen von Vater und Großvater .. war ich doch noch Kind und mir d a m a l s manches noch gleichgültig.
  • visionsandpictures 21/05/2020 14:20

    vergangenheitsbewältigung ist ein echt schweres thema und wird in den wenigsten familien wirklich besprochen. dies ist auf der täterseite ebenso wie auf der opferseite zu bemerken. wenn ich nach israel reise stehe ich oft auf der verschlossenen seite
  • Mieke_ 17/05/2020 22:18

    Mich beeindruckt das Bild deines Großvaters,
    besonders die Symbolik, mit dem Schuh in der Hand, seinem Blick und seiner Haltung ...
    ... ach da ziehen  so viele Gedanken durch meinem Kopf und meinem Herzen.
    Es scheint ein so einfaches Bild, doch wennn man mit dem Herzen betrachtet
    wirkt es sehr tief und berührt!
    Vielleicht wenn ich Muße und Zeit habe, schreibe ich dir hier die Kriegs-Geschichte meines Großvaters, die mich bis heute tief bewegt und sein Mut  mich sehr berührt hat.
    Sei herzlich gegrüßt.
    Mieke
  • GrauTag 13/05/2020 20:33

    Mein Eindruck aus Gesprächen ist, dass vieles verdrängt
    und verharmlost wurde. Was allgemein bleibt ist die
    zeitlose Verantwortung dem Antisemitismus und Rassismus entgegen
    zu treten.
    Ich meine es ist das Rangabzeichen eines Unteroffiziers der Luftwaffe.
    LG Volker
  • Anette Z. 12/05/2020 22:13

    Das Foto zusammen mit deinem Text passt irgendwie zur momentanen Zeit. Zum Glück ist es in Deutschland nicht so weit gekommen, dass Nachbarn ihre Nachbarn angezeigt haben weil sie trotz Ausgangssperre aus dem Haus gegangen sind. Im Feld spazieren ohne jemand zu gefährden … Angst macht seltsame Dinge mit Menschen.

    Damals war es ungleich schlimmer. Da landete man im Gefängnis, wenn man etwas falsches sagte. Oder im Internierungslager. Wie viele Leute haben heute den Mut, sich wirklich gegen etwas einzusetzen, was ihnen Ärger bringen kann? Protestieren schön und gut. Aber bitte Risikofrei. Zu viele ziehen schon wieder den Kopf ein, wenn es Konsequenzen haben könnte. Oder rufen nach Meinungsfreiheit.
    Aber auf die Menschen von damals herabsehen, das können sie.

    Mein Vater hat mir mal eine Geschichte erzählt. Seine Mutter hat immer mit einem Bekannten amerikanisches Radio gehört. Eines Tages ging mein Vater (vielleicht 6) zu einer SS Parade und sah den Bekannten in SS Uniform. Ängstlich rannte er zu seiner Mutter und wollte sie warnen. Sie sagte „Gerhard, der Hans muss in der SS sein. Der ist Schulleiter in der Grundschule. Wenn die dem seinen Posten wegnehmen, wer soll denn dann die Schulkinder beschützen?“
    Mein Vater sagte dazu, er habe sich selten so geschämt wie dafür, den Hans wegen seiner Uniform verurteilt zu haben.
    Bei der Befreiung haben die Sovjetischen Truppen die SS Register durchsucht, den Hans gefunden und erschossen. Ohne einmal nachzufragen …

    Gruß, Anette
    • seanachie 14/05/2020 8:53

      Eine tragische Geschichte, die uns viel lehren kann...  Vor-Urteile haben wir in unserer Gesellschaft auch heute noch zu Hauf. Die Auswirkungen davon zeigen sich meist nicht so heftig, dennoch sind sie da und nagen unaufhörlich.
  • LIBOMEDIA 12/05/2020 19:08

    Das Bild erzählt so viel über deinen Opa.
    Ein schöner Fund !
    Hast du ihn noch gekannt? Ich habe die Bilder, die mein Vater im Krieg gemacht hat, auch erst nach seinem Tod gefunden und die Geschichten dazu nicht mehr ermitteln.
    lg*Rainer
    • seanachie 14/05/2020 8:53

      ... ich habe leider keine Erinnerungen an ihn.
    • LIBOMEDIA 25/07/2020 17:31

      So habe ich das gar nicht gemeint.
      Ich meinte die Fotografie.
    • seanachie 26/07/2020 19:39

      Im übrigen, meine Herren, finde ich das auch mal schön zu sehen, dass man sich zivilisiert austauschen kann. Das ist ganz ernst gemeint und es ist im Zeitalter des Internets leider immer mehr zu beobachten, dass rücksichtslos gepöbelt wird, wenn man anderer Meinung ist.
    • seanachie 26/07/2020 19:47

      ... ich selbst habe Rainers Kommentar auch auf die Fotografie bezogen, konnte aber den Einwand von Horst aufgrund seines Hintergrunds nachvollziehen.

      Euch einen schönen Abend und ein Danke für eure Hinweise, die mir als ehemals angehender Kriegsdienstverweigerer und später dann ausgemusterter Jüngling geholfen haben. Mir fehlt da der komplette Background.
  • Klaus-Rüdiger Schmidt 11/05/2020 19:56

    Die Geschichte deines Opas ist bezeichnend für unsere "Opa-Generation " 
    Auch ich habe keine Informationen darüber erlangen können.
    Schade den die da noch was erzählen könnten sterben "Aus"
    Aber man sollte es nicht vergessen !!!
    VG Klaus
    • seanachie 12/05/2020 19:01

      Stimmt. Erst kürlich ist mit 92 Jahren die Schwester meines anderen Großvaters gestorben. Chance auch verpasst. Die Frage ist, ob die Generation überhaupt bereit ist, ehrlich zu erzählen...
      VG, seanachie
  • Brita H. 11/05/2020 18:47

    Da ich selbst noch viele Fotos von meinem Vater und seinen Brüdern aus dem Krieg habe, erinnert mich die Uniform deines Großvaters an die meines Vaters und seiner Brüder. Die waren alle bei der Luftwaffe und von meinem Vater weiß ich, dass er Unteroffizier war.
    Viel erfahren habe ich von meinem Vater über diese Zeit nicht, aber ich war auch erst 13, als er starb. Sein Bruder hat hin und wieder eine Anekdote aus seiner Zeit in kanadischer Gefangenschaft erzählt. Der dritte starb im Krieg, als sein Flugzeug beschossen wurde. Es existiert wohl irgendwo in Russland ein Grab. Er war erst Anfang Zwanzig. Die Todesanzeige und auch den Brief, den meine Großeltern damals bekamen, habe ich noch irgendwo in einer Kiste. Ich fand es damals verstörend, als ich das zum ersten Mal gesehen und gelesen habe ("...gestorben für Führer, Volk und Vaterland").
    Was die Gesinnung betrifft, waren meine Großeltern sicher keine Regimegegner. Mein Großvater war Beamter. Ob die "Gesinnung" des Großvaters Zustimmung zum Regime war, weiß ich nicht. Womöglich war es einfach nur Selbstschutz. Meine Großmutter dagegen, scheint eher dafür gewesen zu sein. Sie war auch Stolz, dass ihr damals das "Mutterkreuz" verliehen wurde.
    Dein Großvater auf dem Bild scheint Holzpantinen zu haben. Stiefel kann man ja nicht dauernd tragen. Auch das Kreuz am Gebäude/Bunker im Hintergrund interpretiere ich als Zeichen für eine Ambulanz, oder die Anwesenheit eines Arztes, vielleicht auch ein Lazarett. Es wäre interessant zu erfahren, ob dein Großvater Sanitäter/Pfleger/Arzt, oder ob er dort als Patient war.
    VG Brita
    • seanachie 12/05/2020 18:58

      Danke auch für deine Geschichte! Und die Zuordnung der Uniform. Die Irritationen, die aufkommen, wenn man solche Briefe oder Anzeigen liest sind wohl normal. Damals hätte man das aber wohl kaum äußern dürfen. Insofern haben wir was dazugelernt.

      Wenn jetzt Herr Spahn mit seinen Überlegungen, einen Immunitätsausweis einführen zu wollen, durchkommt, gehen wir wohl wieder einen Schritt zurück. Aber das ist eine ganz andere Diskussion...

      Danke.
      LG, seanachie
  • 13. Fee 11/05/2020 18:25

    Es ist einige Jahre her.
    Ich begleitete einen älteren Herrn zum Amtsgericht.

    Dortselbst musste er in einer Erbschaftsangelegenheit an Eides statt versichern, dass sein jüngerer Bruder auf der Flucht mit dem Pferdewagen im 2. Weltkrieg verstorben ist. Es gab keine Dokumente diesbezüglich.  Bezuglich des Todes.

    Der kleine Bruder - ein Baby noch - konnte im gefrorenen Boden nicht einmal anständig beerdigt werden.

    Am Ende des Termines konnten wir alle unsere Tränen nicht mehr zurückhalten...

    Daran erinnert mich Dein Foto...


    Gruss Fee
  • REN SEN 11/05/2020 10:55

    Ich mag diese alten Fotos. Und auch deine Worte. 
    Ich habe sehr viele alte Fotos von meinen Großeltern bekommen, doch die Fülle reicht nicht aus um meine Fragen zu beantworten. Auch die Gespräche mit meinen Großvätern (einer im Krieg gegen Russland / einer immer auf der Flucht quer durch Europa) lässt vieles unerklärt. 

    Am Ende ist es einfach unfassbar aus meiner Sicht auf das Leben und deswegen nicht zu verstehen. 

    Dein Foto ist besonders, es zeigt einen wenig fotografierenswerten Moment und ist somit um vieles persönlicher.
    • seanachie 11/05/2020 11:20

      "Auch die Gespräche mit meinen Großvätern (einer im Krieg gegen Russland / einer immer auf der Flucht quer durch Europa) lässt vieles unerklärt. "

      Ja, ich glaube, dass die Generation ihren Grund hat(te), nicht über die Dinge sprechen zu wollen. Der Schmerz muss an vielen Stellen unerträglich gewesen sein, so dass Verdrängung oft zur Lebensstartegie wurde.
  • Sigrid nordlicht in der pfalz 11/05/2020 9:59

    ... zum Foto: diese Schuhe kommen mir einigermaßen zu groß, zu klobig und zu schwer  vor. Überlegt er, wie er die passender machen könnte? Wie kann man mit solchen Dingern überhaupt in den Krieg ziehen? Hatte er keine anderen, waren diese immerhin noch besser, als gar nix an den Füßen zu haben ???
  • Sigrid nordlicht in der pfalz 11/05/2020 9:52

    mich beschäftigt dieses Thema auch gerade sehr: meine Mutter (Jahrgang 27) verstarb kürzlich und ich bekam dadurch ihre Geburtsurkunde zu sehen. im Jahr 1940 wurden da mit Stempel der Stadt Danzig über 3 rückwärts gehende Generationen die Nachnamen und sogar die Vornamen eingedeutscht. 1938 gab es eine s.g. Namensänderungsverordnung, die aber eigentlich dazu dienen sollte, dass man Juden sofort an ihren Namen wie auch Vornamen als solche erkennen konnte ( Sara und Israel wurden Pflichtvornamen für Juden). Aber dass jemand leicht polnisch klingende Namen auch rückwirkend EINDEUTSCHEN , bzw. komplett andere Namen annehmen konnte und das auch noch ganz offiziell mit Stempel etc... das kommt mir doch sehr merkwürdig vor. Jetzt kann ich niemanden mehr fragen und früher wurde über sowas nie gesprochen.... Schon seltsam, wieviel Generationen sich im ganz persönlichen Familienrahmen damit  beschäftigen müssen.

    Eine etwas andere Sicht auf uns als  Kriegsenkelgeneration wirft eine Psychotherapeutin in ihrem Buch =
    https://www.amazon.de/dp/3958900089/?coliid=I31HPK1MBH2G9P&colid=3AEWENUJT7M8M&psc=0&ref_=lv_ov_lig_dp_it
    Sehr interessant finde ich.
    • seanachie 11/05/2020 11:13

      Danke erst einmal für den Buchtitel!
      Auch ich habe den Zeitpunkt verpasst, die direkt betroffenen zu befragen. Die Gelegenheit ist für immer verwehrt. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Generation meiner Eltern doch noch einiges weiß.
      Danke für deine Worte!
      LG
  • UAW 11/05/2020 8:54

    Ich bin auch so ein Kriegsenkel. Anlässlich meines Geburtstages vor ein paar Wochen habe ich auch in alten Fotos gekramt. Ich finde nichts Unentdecktes mehr, aber im Austausch mit meinem nur wenig jüngeren Bruder und unter Anwesenheit unserer Kinder werden immer mal wieder neue Geschichten der Erinnerung hervorgeholt. Da erfahre ich etwas, was mein Bruder von unserem Vater wusste, was mir, als Mädchen, das an den Gesprächen der Männer früher, anders als mein Bruder, nicht teilhaben dürfte, verborgen geblieben war. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern auch aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, zum Beispiel der Begegnung mit den russischen Besatzern, welche in meinem Elternhaus einquartiert waren, nur ansatzweise berichtet, jedoch vieles verschwiegen haben.
    Das Bild finde ich sehr interessant. Es zeigt einen persönlichen Moment, der wohl selten so festgehalten worden ist. Ja, sein Gesicht spricht Bände.
    LG Ute
  • Weltenspieglerin 11/05/2020 8:09

    Sein Gesicht spricht Bände. Es wirkt müde, erschöpft, ausgezehrt und leer. Die geschwollenen Tränensäcke bilden einen harten Kontrast zu den tiefen Linien die das Leben geschrieben hat.
    Er scheint fast ein Stück Halt in sich zu finden, bei dieser schlichten Alltagsbeschäftigung. 
    Und ja, fühle mich auch als Kriegsenkel. 
    Mein Vater diente bei der Marine. Sein Uboot wurde versenkt, als er auf Heimaturlaub war. Er hat dies nie wirklich verwunden. Meine Großeltern habe ich nie kennengelernt. 
    Ich denke, solche Erlebnisse prägen. 
    Berührendes Foto. 
    Liebsten G. Doro
  • Jürgen Hanke 10/05/2020 22:33

    Dein Großvater war Unteroffizier der Luftwaffe, erkennbar an den Kragenspiegeln, aber auch an der Uniform selbst.
    Das Bauwerk im Hintergrund ist ein Bunker, wie er z.B. am Atlantikwall in großer Anzahl gebaut wurde. Der Bunker trägt den Namen "Beseler", verm. nach Hans von Beseler, einem preußischen General.
    Ich vermute deshalb, dass dein Großvater an der Westfront in Frankreich eingesetzt war.
    Mehr kann ich aus dem Foto nicht erkennen. Das Schild rechts neben der Tür wäre noch interessant, ist aber nicht zu entziffern.

    Gruß
    Jürgen