Iridium²
Am 20.09. hatte ich Gelegenheit, innerhalb von ca. 4 Minuten gleich zwei schöne Iridiumflares abzulichten. Da sie nur mit einer Abweichung von 3° am Himmel erschienen, bot es sich an, beide auf ein Bild zu nehmen. Das Problem dabei war jedoch die dafür notwendige, extrem lange Belichtungszeit. Dabei wäre der Hintergrund völlig vermatscht gewesen und die Sterne hätten sehr starke Strichspuren gezeigt. Für Hobbyastronomen sicher kein Problem, für jeden anderen Betrachter aber eher nicht so doll. Also habe ich mit Photoshop die Bilder, die ansonsten unter gleichen Bedingungen (nur mit dem zeitlichen Abstand) entstanden sind, zu einem Bild zusammengefasst (nachdem ich mir dazu eine Anleitung besorgt habe, ich bin PS-Anfänger).
Iridium 94 (im Bild rechts) tauchte um 20:18.35 auf 3° Nord auf, Iridium 58 (im Bild links) kam um 20:22:49 genau auf 0°Nord.
Iridiumflares entstehen durch Reflexion des Sonnenlichtes an den Antennen von Satelliten der Iridium-Familie, das sind Satelliten, die für die Satellitengestützte Mobiltelefonie in die Erdumlaufbahn geschossen wurden. Da sich diese Satelliten hoch über der Erde befinden, scheint dort noch die Sonne, und wenn dann das Sonnenlicht in einem günstigen Winkel auf die Antenne auftrifft und man selbst am richtigen Ort ist, steht man im Spotlight.
Über die Seiten http://www.heavens-above.com/ und http://www.calsky.com (dort kann man sich sogar eine Himmelskarte mit dem eingezeichneten Flare ausdrucken) kann man sich die Zeiten für den eigenen Standort heraussuchen. Für die genaue Bestimmung des eigenen Standortes ist die Seite http://gps.auto-treff.com/ sehr hilfreich. Sinnvoll ist eine Beobachtung ab einer Magnitude von -2, darunter ist es für den ungeübten schwer, den Flare (der für das Auge nur als heller werdender Punkt erscheint) zu finden. Bei den mag (Magnitude)-Angaben nimmt die Helligkeit zu, je höher die negative Zahl wird. -7mag ist also wesentlich heller als -1.
Viel Spaß beim selbst ausprobieren.
Hier noch die beiden Originalbilder
Meina Giese 12/10/2005 20:54
Das ist eine aufwendige Bearbeitung!Danke für die Erklärung, ich hätte es für Sternschnuppen gehalten :-(
L.G. Meina
Felix Kern 12/10/2005 10:16
Hallo Thomas,gelungene Aufnahme, denn so ein Doppler kommt nicht gerade oft vor. Deiner Bemerkung mit der Nachführung kann ich nur zustimmen; wenn man diese aber nutzt, kann man sogar ein leichtes Tele einsetzen:
Gruß
Felix
Micha L Weinmann 12/10/2005 9:41
Da ist dir ja wirklich ein tolles Highlight gelungen! Glückwunsch!LG Michael ;-)
Thomas Kötz 12/10/2005 9:26
Eine ganz hervorragende Arbeit, Thomas!Leicht dürfte es ja nicht gewesen sein aber das Ergebnis entschädigt für den Aufwand, Congrats!
Zu erwähnen wäre bei deinen sehr schönen Ausführungen noch, dass die Magnituden- bzw. Helligkeits-Skala logarithmisch ist, weil gemäß dem Weber-Fechner-Gesetz fast jede Sinnesempfindung des Menschen (und der meisten Tiere) dem Logarithmus des Reizes proportional ist. Ein Helligkeitsunterschied von 1 : 100 entspricht hierbei einem Unterschied von fünf Größenklassen. (Quelle: Wikipedia "scheinbare Helligkeit").
LG
-Thomas-
p.s.: zusätzlich erwähnenswert der Polarstern in unmittelbarer Nähe deiner beiden Flares. Seine Helligkeit entspricht ziemlich genau +2,0 mag.
und hier noch:
Scheinbare Helligkeit einiger Himmelskörper
Himmelskörper...Typus....Magnitude
Sonne...............Stern(!)..-26,8 mag
Mond................Mond.....-12,5 mag
Venus...............Planet.....-4,4 mag
Mars.................Planet.....-2,8 mag
Jupiter...............Planet.....-2,8 mag
Sirius................Stern.......-1,4 mag
Canopus...........Stern........-0,73 mag
Saturn...............Planet......-0,192 mag
Wega................Stern.........0,00 mag
Polarstern..........Stern.........2,0 mag
Uranus..............Planet........5,5 mag
Neptun..............Planet........7,8 mag
Pluto.................Planet......14,0 mag