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Kathedrale von Bayeux - Notre Dame

Kathedrale von Bayeux - Notre Dame

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Horst Schulmayer


Premium (Pro), Region Stuttgart

Kathedrale von Bayeux - Notre Dame

Die Kathedrale Notre-Dame de Bayeux ist der Sitz des Bischofs von Bayeux-Lisieux und eines der bedeutendsten sakralen Baudenkmäler der Normandie. Das Kulturdenkmal wurde im Jahr 1862 als Monument historique klassifiziert. Ursprünglich im normannisch-frühromanischen Stil erbaut, präsentiert die Kathedrale sich heute weitgehend gotisch.

Am Standort der heutigen Kathedrale, dem vermuteten Forum des römischen Augustodurum, befand sich bereits im frühen Mittelalter ein karolingischer Vorgängerbau, der 891 von Normannen zerstört wurde. Vermutlich erst nach der Einsetzung von Rollo als ersten Herzog der Normandie im Jahre 911, wurde die karolingische vorromanische Kathedrale erbaut. Im Großbrand von Bayeux im Jahre 1047 vernichtet. Die unterirdische Krypta soll der letzte Rest dieser vorromanischen Kathedrale sein. Einem Buch von 1733 (Histoire sommaire de la ville de Bayeux par M. Beziers Chanoine du St. Sépulchre & Membre de l'Academie Royale des belles Lettres de Caen) zufolge,wurde eine erste Gebetskapelle auf Weisung des Heiligen Exupère (Exuperius; † ca. 410) im 4. Jahrhundert auf einem gallisches Heiligtum erbaut. Erst sein Nachfolger, der Heilige Regnobert, erbaute die erste Kathedrale im 5. Jahrhundert und gründete den Bischofssitz von Bayeux.

Die Weihe der ab 1047 unter Bischof Hugo III. errichteten neuen Bischofskirche fand am 14. Juli 1077 durch Odo von Bayeux statt, einen Halbbruder Wilhelms des Eroberers. Gleichzeitig war auch der berühmte Teppich von Bayeux fertiggestellt, der bis 1793 hier verwahrt und zur Erinnerung an die normannische Unterwerfung Englands jährlich öffentlich ausgestellt wurde.

Bereits 1105 während des Feldzugs Heinrichs I. gegen Robert Curthose und kurz nach der Erweiterung der Choranlage nochmals 1160 verheerten Feuer das Bauwerk, das so über lange Zeit einer ausgedehnten Baustelle geglichen haben mag.

Hinzu kommt, dass ab etwa 1180 Bischof und Kapitel eine neue Kathedrale im damals neuartigen gotischen Stil verlangten, der gerade in der Île-de-France geprägt worden war. Anders als im nahen Lisieux, damals noch eigenständiges Bistum mit der Kathedrale Saint-Pierre, wurde Notre-Dame zwar nie vollständig durch einen Neubau ersetzt, doch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts gotisiert. Hauptsächlich die Krypta und die Basen der Türme des Westquerhauses vermitteln heute noch einen Blick in die Zeit davor, während viele alte Strukturen seither im gotischen Gewand verborgen liegen.

Der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges verzögerte allerdings die Bauarbeiten. Die Kirche diente in dieser Zeit als Festung mit Garnison im Kampf gegen die Engländer. 1562/63 erlitt das Gotteshaus eine Plünderung durch hugenottische Truppen unter dem Landadligen François de Bricqueville. Dabei gingen Reliquiare, Fenster, Orgel und viele Sakralgegenstände verloren. Ein weiterer Kirchenbrand zerstörte 1676 den Dachstuhl, der bis ins nächste Jahrhundert hinein nicht wieder aufgebaut wurde. Die im 18. Jahrhundert errichtete Kuppel war ein stilistischer Fremdkörper, sie wurde bereits im nächsten Jahrhundert wieder abgenommen.

Mit der Revolution folgten 1790 neuerliche Plünderungen. Da Religion offiziell als rückständig galt, wurde das Gebäude 1793 zeitweise zu einem „Tempel der Vernunft und des höchsten Wesens“ erklärt. Ein so genannter Freiheitsbaum in der Nähe der Kirche, der seitdem mehrmals neu gepflanzt werden musste, erinnert noch an diese Zeit.

Die für die normannische Gotik typische Vierungslaterne stellte auch hier eine besondere statische Belastung der tragenden Pfeiler dar, an denen 1850 Risse festgestellt wurden, weil die ganze Kathedrale auf unsicherem Boden errichtet wurde, was zuerst im Bereich des sehr schweren Vierungsturmes zu Schwierigkeiten führte. Man entdeckte allerdings, dass in geringer Tiefe fester Boden zu erreichen war, und so wurde der Vierungsturm gerettet. Mit komplizierten Gerüsten wurde seine Last unterfangen und „angehoben“. Dann wurden darunter die Vierungspfeiler mit Fundamenten bis auf den festen Boden versehen und konnten anschließend auf dieses neue Fundament wieder herabgesenkt werden. Einige Jahre später erhielt der Vierungsturm mit einem zweiten Geschoss und einer neugotischen Dachkuppel im 19. Jahrhundert seine heutige Gestalt.

Eine Radikallösung durch Abriss des Vierungsturms, wie sie Eugène Viollet-le-Duc vorschlug, konnte sich nicht durchsetzen.

Ebenfalls in der Mitte des 19. Jahrhunderts zog sich die Renovierung der alten Orgel von 1597 in einem von Rückschlägen gekennzeichneten Prozess über Jahrzehnte hin, woran Kirche, Politik und diverse Orgelbauer ihren Anteil hatten. 1862 endlich erneuert von Aristide Cavaillé-Coll und davor und danach vielfach renoviert, wurden die Orgel und der Orgelprospekt in den 1970ern offiziell zu historischen Landmarken erklärt.

1906/07 besuchte der Schriftsteller Marcel Proust, ein Kenner und Bewunderer der regionalen Sakralarchitektur, auch die Kathedrale Notre-Dame. Die nur wenige Kilometer entfernt einsetzende Invasion der Alliierten im Juni 1944 überstanden Bayeux und seine Kathedrale im Gegensatz zu den meisten anderen Städten des Gebiets ohne Bombardement.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Bayeux

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