Gerhard M. Eder


Premium (World), Valencia

Lagos, die Hölle Afrikas

Um mich nicht falsch zu verstehen, möchte ich ausdrücklich betonen, daß ich in Nigeria viele nette Menschen kennen gelernt habe, für die Nigeria ihre Heimat ist und die Lagos als den schönsten Ort der Welt betrachten, genau so wie jeder seine Heimat liebt. Das Foto hier zeit den Blick aus einem Bürohaus.

Meine erst große Überseereise ging 1975 nach Nigeria. Mein bisheriges Afrika-Klischee mußte ich jedoch den erlebten Erfahrungen anpassen, denn wenn es eine Hölle gibt, dann hat sie die Postleitzahl von Lagos. Das Zusammenleben in einem so reichen Land mit so viel Elend und Reichtum andererseits ist unerträglich. Das Zwei-Religionen-System bringt weitere Schwierigkeiten mit sich, weil die Moslems ihren heiligen Freitag feiern und dann nicht zur Arbeit kommen und der Donnerstag schon ein halber Samstag ist. Offiziell gilt in Nigeria der Rechtsverkehr, obwohl dank des britischen Erbes viele noch links fahren. Das Chaos ist dementsprechend verwirrend. In den Straßen sieht man viele Bettler mit verstümmelten Armen und Beinen. Man erklärte mir, das sei weil die Eltern den Kindern schon im frühen Babyalter die Glieder brechen um als Krüppel später besser betteln und so zum Familieneinkommen beitragen können. Wohlhabende Nigerianer leisten sich leibeigenes Hauspersonal, das wie zur Sklavenzeit behandelt wird. Ich mußte mit ansehen, wie mein nigerianischer Geschäftspartner bei sich zuhause einen auf der Eingangstreppe auf einer Pappe liegenden "Angestellten" mit Füßen getreten hatte um freien Zugang zu seiner Villa zu haben. Auf einer Fahrt in sein Büro schlug er seinen Fahrer mit Fäusten ins Gesicht, weil dieser verkehrsbedingt nicht sofort links abbiegen konnte. Lagos hat 22 Mio. Einwohner, keine Seheswürdigkeiten, eine chaotische Infrastruktur, keine funktionierende Kanalisation, eine hohe Kriminalitätsrate und eine allgegenwärtige Korruptionskultur. Es ist ein Kulturschock das alles mit eigenen Augen ansehen zu müssen. Unter diesen Gesichtspunkten ist es durchaus zu verstehen, daß junge Leute ohne Zukunft sich auf den Weg machen um anderswo in der Welt ein erträglicheres Leben zu finden, trotz aller Gefahren und Strapazen.

Diese Reise war meine Feuertaufe für künftige Überseereisen. Als ich Jahre später nach Indien reiste dachte ich an ein Deja Vu, kam mir doch einiges schon bekannt vor, man härtet ab.

Es gibt noch viel zu erzählen, Fortsetzung folgt.
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=infrastruktur-in-nigeria-stoesst-an-ihre-grenzen,did=1539404.html

Commentaire 9