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...last memories...

Tausendmal ist es beschrieben worden: das Ablegen der Kleidung, das Ausleeren der Taschen. Immer die gleiche Prozedur geht der Beraubung der Persönlichkeit voraus. Bevor sie die bürgerlichen Rechte, die Menschenwürde oder das Leben verlieren, wird den Menschen die Welt genommen, die sie in der eigenen Tasche tragen. Es sind Bruchstücke nur, aber jedes Bruchstück enthält das Ganze. Ein Feuerzeug oder ein Kamm, ein Stift, eine Postkarte, ein Notizbuch und dann Fotos, die man bei sich trägt. Manchmal zufällig, oft als ausgesuchte Begleiter in die Fremde. Das vergangene Leben als Trost, Erinnerung und Hoffnung. Nachdem dies verloren ist, hat man eine Grenze überschritten, hinter der die Selbstbewahrung schwer wird.

Die Bilder wurden mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Befreiung des Lagers in den Baracken des sogenannten "Kanada" gefunden, wo die Dinge sortiert wurden, die man den Deportierten abgenommen hatte. Die ganze Sammlung umfaßt rund 2400 Bilder. Die Häftlinge, die mit dem Sortieren beschäftigt waren, haben sie nicht in jenen speziellen Ofen geworfen, in dem sonst Kleidung und persönliche Erinnerungsstücke verbrannt wurden. Aus irgendeinem Grund haben sie sie in einem Koffer aufbewahrt.

(Text,
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-ein-koffer-voller-leben-11273028.html)

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Exif

APN NIKON D3000
Objectif AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-55mm f/3.5-5.6G
Ouverture 3.8
Temps de pose 1/50
Focale 22.0 mm
ISO ---