lautlose Lichtspiele.

Jüdischer Friedhof in Schmieheim
Der älteste Grabstein ist von 1701, die letzte Bestattung fand 1941 statt.
Ein stillgelegter Ort, der keiner sein kann.
Er liegt an einer dicht befahrenen Strasse, in einer Umgebung, in der niemals Ruhe einkehren kann, schon weil die Luft durchrissen wird vom metronomischen 80 BPM Takt der vorbeirasenden Autos.
Eine Mauer, deren Türen immer verriegelt sein müssen, weil noch immer blinde Wutergüsse selbst an den Grabsteinen dieses Volkes entledigt werden wollen.
Wenn jedoch im Herbst der flache Einfallswinkel der untergehenden Sonne die Steine belächelt,findet an jedem dieser Abende ein stummes Konzert der Farben statt.
Zauberhafte Lichtreflexionen der verschiedensten Flechten auf den Steinen im gesamten Farbspektrum, das Flechten zu bieten haben.
Opulente, lautlose Lichtspiele.

Commentaire 4

  • HE.S. 19/01/2012 21:14

    Von der Geschichte, von Fehlern, falschem Verhalten, Glauben ..... losgelöst betrachtet eine absolut schöne Darstellung. Danke
  • Peter Hoffmann - Lippstadt 12/01/2012 22:02

    diese Orte haben wirklich eine besondere Ausstrahlung, frage mich immer wieder, ob dies auch so währe, wenn die Geschichte dieses Volkes hier im Lande anders verlaufen währe oder ob das Alter der Steine ist... Ich hatte das Glück vor vielen Jahren, die Gedenksteine unserer jüdischen Friedhöfe für eine Dokumentation fotografieren zu dürfen - richtig auf Film und im Fotolabor bearbeitet. Über jeden Stein und die damit verbundenen Familien konnte der heimische Historiker Geschichten erzählen. Die alten Steine wurden plötzlich lebendig, die Menschen dahinter auch - eine gute Erfahrung. Inzwischen sind von zahlreichen Steinen die Schriftzeichen durch Umwelteinflüsse bis zur Unleserlichkeit verwittert - ich hatte sie dokumentiert... ein gutes Gefühl...
    Ihr Bild lässt durch seine Farbigkeit das Lebendige hinter dem stummen Gedenken erahnen.
    Meine besten Grüße und Wünsche an Sie....
    P.H.
  • Jovanca 10/01/2012 18:31

    jüdische Friedhöfe werden nicht für eine gewisse Zeit, sondern für die Ewigkeit angelegt...vielleicht hat sich die Umgebung im Laufe der Zeit verändert, also bestimmt, wenn der erste Grabstein vom 1701 ist....bedenklicher finde ich das immer noch nötig ist die Türen zu verriegeln, DAS macht mich unglaublich betroffen,ist dies doch ein Ort der Ruhe und des Gedenkens.
    Das Lichtspiel ist bezaubend schön und lässt diesen Ort in Würde erstahlen
    lg Jo
  • R.K-M 08/01/2012 19:17

    Im Judentum spricht gerne statt von einem "Friedhof" von einem "Guten Ort". Diese guten Orte sind wundervolle Orte - wie es Ihre Arbeit vortrefflich aufzeigt. Ich hatte das Vergnügen, mich im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße in Frankfurt am Main beschäftigen zu dürfen ... ebenfalls ein lärmumtoster beeindruckender Ort.
    Herzliche Grüße R.K-M
    PS: Auch Sie verstehen es, wundervolle "Päckchen" zu packen - Dankeschön!

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Exif

APN Canon EOS 20D
Objectif 28.0-135.0 mm
Ouverture 5.6
Temps de pose 1/60
Focale 100.0 mm
ISO 400