Menschenkette 1989 - Ein Licht für unser Land (2)
Zum Foto: Dieses Foto entstand am 3. Dezember 1989 an der Neubrandenburger Straße in Rostock. Auf dem Spruchband steht: "Sozialismus mit menschlichem Gesicht: Stasi Auflösung. NATO- und UNO-Schutz für DDR."
Zum Hintergrund: Vor 30 Jahren, konkret am 3. Dezember 1989, versammelten sich von der Ostsee bis zum Zittauer Gebirge hunderttausende DDR-Bürger zu einer Menschenkette unter dem Motto "Ein Licht für unser Land". Damit wollten sie ihren Willen nach einer demokratischen Umgestaltung der DDR deutlich machen. Die Kerzen brannten auf den Straßen und Plätzen 15 Minuten, von 12 bis 12.15 Uhr. Ein sichtbares - symbolisch betrachtet - nur ein kurzes Zeichen gegen die sich längst abzeichnende schnelle Wiedervereinigung. Das Ergebnis der ersten freien Wahlen im März 1990 in der DDR - praktisch pro Währungsunion - beschleunigte die "Herstellung der Einheit Deutschlands".
MANITU der Mundschenk 07/10/2019 19:00
Wenn das so einfach gewesen wäre. Das hätte ich ja gerne mal gesehen, wie ein völlig bankrottes Land sich selbst wieder aus dem Dreck gezogen hätte - nur mit einem "menschlichen Sozialismus" ! Viele komplizierte Ereignisse führten zu einer friedlichen "Wiedervereinigung", um die uns die ganze Welt bewunderte. Mir ist auch auf der ganzen Welt kein "Sozialismus mit menschlichem Gesicht" bekannt. Vielleicht gibt es ja mal eine neue Gesellschaftsordnung, denn die bekannten funktionieren auf Dauer nicht. Allerdings fehlt mir der Glaube daran.Viele Grüße
Frank
BluesTime 07/10/2019 8:18
top serie. bei uns in glauchau wurde zu wenig geknipst, waren aber schon am 12.10. auf der straße, noch ohne spruchbänder, dafür mit schißlg
A.-J. O. 07/10/2019 8:14
Mit den Begriffen „menschlichem Gesicht“ und „Nato“ sind (nach meinem Empfinden) zwei Zutaten in die Suppe geworfen, die sie schwer verdaulich machen und dringend einer (vorherigen oder nachträglichen) „Fermentation“ bedürften.Allein über den Begriff „Menschlichkeit“ könnte man tagelang grübeln und käme doch nur wieder zu dem selben Schluss, dass vorgestellte und „reale“ Welt nur unter eng begrenzten Blickwinkeln eine Übereinstimmung zeigen.
Wenn ich ehrlich bin, dann spüre ich jedes Mal, wenn ich aufgrund solcher Bilder versuche, die Stimmungen und Beweggründe der Menschen damals nachzubilden, ein beklemmendes Gefühl und es scheint mir, als wäre nach dem eigentlichen Aufbrechen des Systems – bewundernswerte Leistung von Vielen und wundersame Fügung zugleich – so ziemlich alles schief gelaufen, was nur schieflaufen konnte.
Menschliche Gründlichkeit eben. Menschlich!