Menschenunwürdig...
Allerdings unterschied sich die Arbeit eines Pflegers grundsätzlich von der Arbeit in fast allen anderen Kommandos: Während man sonst nur arbeitete, um nicht aufzufallen und keine Strafen zu erhalten, lag eine gewissenhafte Tätigkeit des Pflegers im Interesse der kranken Kameraden. Die Verantwortung, die damit jedem Pfleger und Arzt aufgebürdet wurde, war oft übermenschlich groß. Am schwersten zu tragen war sie in den schlimmsten Lagern, also in Birkenau, und dort vorallem in der Anfangszeit. Andre Lettich hat den Block 7 beschrieben, der längere Zeit hindurch den Krankenbau des Birkenauer Männerlagers angegliedert war:
"Schon aus der Entfernung nahm man einen furchtbaren Gestank von verwesenden und in Fäulnis übergehenden Exkrementen wahr. Passierte man das Tor zum dem Hof - dieser Block war von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben - , so bot sich einem ein wahrhaft furchtbarer Anblick: Links gleich neben dem Tor arme Teufel mit gebrochenen Gliedern, Phlegmonen, Ödemen, allen nur denkbaren Mangelkrankheiten. Etwas weiter andere Kranke, die etwas weniger gebrechlich zu sein scheinen und sich dahinschleppen. Schließlich liegen am Ende dieses abscheulichen Hofes Tote und zum Skelett abgemagerte Lebende vermischt.
Wenn wir in den ersten Monaten in Birkenau diesen Hof betrachten, streckten sich von uns von allen Seiten flehende Hände von Leuten entgegen die uns kannten und herzzerreißende Schreie wurden laut: "Doktor, hilf uns!" Wir waren jedoch völlig ohnmächtig. Unsere Hilfe mußte sich auf einige Worte der Aufmunterung, der Hoffnung, des Trostes beschränken, eines Trostes, der uns selbst fehlte.
Diese Fülle von uns unvorstellbarem menschlichem Elend, dieses Heer der Durchfallkranken und Körperschwachen war furchtbar anzusehen. Alle von unbeschreiblicher Magerkeit, die meisten fast völlig nackt, Wäsche und Kleider, die nicht gewechselt wurden, über und über beschmutzt. Drei Kisten in der Hofmitte dienten als Klosette. Die Kisten, die nur selten geleert wurden, gingen über, und etwa zwei Meter im Umkreis warin daher von Urin überschwemmt. Welch furchtbarer Anblick, wenn alle Heruntergekommenden, die wandernden Skelette, die Leidenden sich jammervoll zu diesen Kisten hinschleppten, nicht mehr im stande waren, sich auf den Füßen zu halten, in den Kot fielen und mit dem Tod rangen, bis er endlich den erbarmungswürdigen Zustand beendete"
(Quelle: Menschen in Auschwitz von Hermann Langbein)
Was war besser in Auschwitz-Birkenau ? Der direkte Weg in die Gaskammer oder das dahinsiechen im Lager ???
Eine Zynische Frage, denn nichts war besser - aber ich glaube ich hätte dann doch den Weg in die Gaskammer bevorzugt - nur wählen war dort auch nicht möglich !!!!!!!!!
Was soll ich dazu noch sagen....
Joachim Irelandeddie 05/03/2017 21:42
Wieder eine grausame Geschichte von diesen Menschenunwürdigen Zuständen! Dazu kann man nichts mehr sagen nur fassungslos zuhören und den Kopf schütteln. Begreifen kann man das nie!lg eddie
Urs V58 05/03/2017 11:16
Es fällt mir schwer, den Text zu Ende zu lesen ... aber es ist notwendig im Kampf gegen das Vergessen, gerade im Zeitalter von AfD, FN, ÖVP, SVP ...LG Urs
Mary.D. 04/03/2017 16:57
Unmenschlich....einfach abgrundtief liest sich das....menschlich Satane waren da am Werk!LG Mary
Nebelhexe 04/03/2017 15:00
So etwas für einen Arzt mitanzusehen muss schrecklich gewesen sein, ganz zu Schweigen von denen, die das ertragen mussten.LG
Sichtweite 04/03/2017 13:53
Der Text ist grauenhaft, gerade als ich aus dem Fenster blickte kamen Frühlingsgefühle auf...nun bin ich sprachlos über die Grausamkeit der Menschen.Gruß
Jochen