Myvatn

Myvatn

Radtour Island, September 2013

Am Morgen geht alles ganz schnell, meine letzten Lebensmittelvorräte sind ohnehin so gut wie aufgegessen, und so kann ich schon bald das Steinenmeer verlassen. Heute werde ich den ersehnten Supermarkt in Myvatn erreichen. Ich habe nur eine Sorge..., es ist Samstag. Mir sind die geschäftlichen Gepflogenheiten auf Island noch unbekannt, und ich befürchte, dass der Laden gegen 13.00 schließen wird. Also beeile ich mich ein wenig.

Schon bald erreiche ich die Ringstraße, noch etwa 45 km bis Myvatn. Wäre nicht der starke Gegenwind, dann ginge es auf der asphaltierten Straße ganz fix. So komme ich meinem Gefühl nach eher schleppend vorwärts, mal ganz abgesehen davon, dass mein Magen knurrt wie eine wild gewordene Bärenbande. Den gewaltigen Dettifoss lasse ich rechts liegen. Wenige Kilometer vor Myvatn dampft es nur so aus der Erde. Was aber schlimmer ist, es riecht nach gekochten Eiern, jedenfalls bilde ich mir das ein. Mein Hunger wird dadurch unbändig...

Es geht steil bergauf, oben angekommen endlich der ersehnte Ausblick auf den See Myvatn und den Ort Reykjalið. Auf der Abfahrt überholt mich bereits bekannter Autofahrer und Landsmann. Er hält an. "Du kennst Dich hier aus, wo ist hier der Supermarkt?" ... frage ich. "An der Kreuzung rechts, dann höchstens noch 500m. Möchtest Du bis dahin noch ein paar Mü...?". Schluck, weg sind schon die Müsliriegel. Sehr nett, nach etwas Plauderei verabschieden wir uns und wünschen einander eine gute Fahrt.

Der Supermarkt von Reykjalið ist nicht sehr groß, ein Tankstellengeschäft, aber er hat alles was mein Magen begehrt, und er hat bis 18.00 Uhr geöffnet, auch sonntags... ein Schlaraffenland. Was mich sehr positiv erfreut ist, dass ich hier gar nicht auffalle. Allen anderen Besuchern des kleinen Ladens muß es wohl ähnlich ergangen sein wie mir. Wir erscheinen alle wie einmal durch den Wind geschossen...

Nach meinem Kaufrausch mache ich es mir an einer Tisch-Bank-Kombination vor der Tankstelle gemütlich. Ich verschlinge Unmengen und zum Abschluss gibt es eine 2l-Flasche Cola, gekrönt von einer großen Eistüte. Mit bis zur Oberkante gefüllten Packtaschen fahre ich 2 Stunden später weiter, mindestens gerüstet für einige weitere Tage Hochland. Ich entscheide mich, den Myvatn-See auf der südlichen Straße zu umrunden.

Hier ist es grün, es wächst vereinzelt sogar Birkenwald, einige Höfe liegen in Seenähe, Schafe weiden auf saftigen Wiesen und Vögel fliegen über dem See. Es gefällt mir gut hier! Anfangs noch recht sonnig, zieht der Himmel bald zu. Die Stimmung ist eigenartig. Meinem Gefühl nach befindet sich in den oberen Luftschichten eine Menge Staub, vor allem Richtung Hochland, und ich frage mich, ob dort oben ein Sandsturm wütet. Es wird immer finsterer, und mich überkommt ein seltsames Gefühl von Weltende hier am Myvatn-See...