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Nach der Fotopause... ( mit Gedicht )

Nach der Fotopause... ( mit Gedicht )

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Platzhirsch 1961


Premium (World), Bad Teinach- Zavelstein

Nach der Fotopause... ( mit Gedicht )

Nach der kurzen Fotopause von 12 Tagen, gibt's da Fragen?

Ja, manchmal kommt es " richtig dicke im Leben, " zuerst ist der WLAN- Router/FritzBox verreckt, aber 1x1 hat innerhalb von 3 Tagen eine nagelneue Box geschickt :-))

Und einen Tag später verreckte dann auch der Uralt- ALDI- Laptop, aber er hat immerhin fast 14 Jahre gehalten.

Fotografiert habe ich trotzdem weiter fleißig und nun habe ich alle Technik wieder zusammen und eingestellt/ eingerichtet.

Kürzlich hatte ich ja ein schönes Libellenfoto von mir mit einem Gedicht von Heinz Erhardt veröffentlicht...

Was ich bisher nicht wusste, auch Heinrich Heine hat ein sehr schönes und zugleich doch nachdenkliches Gedicht über eine Libelle geschrieben, es öffnet uns allen viele Deutungsmöglichkeiten... hier kommt es nun:


DIE LIBELLE ( von Heinrich Heine )

Es tanzt die schöne Libelle, wohl auf des Baches Welle.
Sie tanzt daher, sie tanzt dahin, die schimmernde, flimmernde Gauklerin.

Gar mancher junger Käfertor bewundert ihr Kleid von blauem Flor.
Bewundert des Leibchens Emaille und auch die schlanke Taille.

Gar mancher junge Käfertor sein bisschen Käferverstand verlor.
Die Buhlen sumsen von Lieb' und Treu, versprechen Holland und Brabant dabei.

Die schöne Libelle lacht und spricht, Holland und Brabant brauch' ich nicht.
Doch sputet euch, ihr Freier, und holt mir ein Fünkchen Feuer.

Die Köchin kam in Wochen, muss selbst mein Süpplein kochen.
Die Kohlen des Herdes erloschen sind, holt mir ein Fünkchen Feuer geschwind.

Sie suchen Feuer und lassen bald, weit hinter sich den Heimatwald.

Sie sehen Kerzenlicht, ich glaube, in einer erleuchteten Gartenlaube.
Und die Verliebten, mit blindem Mut stürzen sich in die Kerzenglut.

Knisternd verzehrten die Flammen der Kerzen, die Käfer und ihre liebenden Herzen.
Die einen büßten das Leben ein, die anderen nur die Flügelein.

O weh dem Käfer, welchem verbrannt, die Flügel sind im f r e m d e n Land.
Muss er wie ein Wurm am Boden kriechen, mit feuchten Insekten, die hässlich riechen.

" Die schlechte Gesellschaft " , hört man ihn klagen,
ist im Exil die schlimmste der Plagen. "
Wir müssen verkehren mit einer Schar von Ungeziefer, von Wanzen sogar...

Die uns behandeln als Kameraden, weil wir im selben Schmutze waten.
Drob klagte schon der Schüler Virgils, der Dichter der Hölle und des Exils.

Ich denke mit Gram an die bessere Zeit, wo ich mit beflügelter Herrlichkeit im Heimatäther gegaukelt, auf Sonnenblumen geschaukelt.

Aus Rosenkelchen Nahrung sog und vornehm war und Umgang pflog.

Jetzt sind meine Flügel verbrannt, ich kann nicht zurück in's V a t e r l a n d.
Ich bin ein Wurm und ich verrecke und ich verfaule im fremden Drecke.

Oh, dass ich nie gesehen hätt', die Wasserfliege, die blaue Kokett'.
Mit ihrer feinen Taille, die schöne, falsche K a n a i l l e!


Das Gedicht " Die Libelle " wurde von Heinrich Heine ( 1797- 1856 ) geschrieben, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Sprache.

Beim Lesen sticht schnell eine faszinierende Mischung aus Romantik und Tragik hervor, verborgen hinter einer scheinbar leichten Fabel über Insekten.

Formal ist das Gedicht in vierzeilige Strophen mit Kreuzreim gegliedert.

Thematisch betrachtet kritisiert Heine hier vorgegebene Verführungen und die Resultate unbedachten Begehrens, symbolisiert durch die Libelle und die unglücklichen Käfer.

Die Libelle erscheint als Femme Fatale, die ihre Verehrer zum Verderben führt.
Es könnte auch als Kritik an gesellschaftlichen Normen und Konventionen verstanden werden, indem es die verheerenden Auswirkungen blinden Konformismus ( Corona?) und unüberlegter Hingabe darstellt.

Darüber hinaus könnte der Kontext des Lebens von Heine eine weitere Lesart bieten, der aufgrund seiner politischen Ansichten und jüdischen Wurzeln in Deutschland stigmatisiert und schließlich ins Exil nach Paris geschickt wurde... ( wie sich doch die Dinge in D gleichen und wiederholen! )


CW 07/ 2024

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