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Nachbau der abgerissenen Schellenschmiede in Hilchenbach-Grund im Freilichtmuseum Hagen

Nachbau der abgerissenen Schellenschmiede in Hilchenbach-Grund im Freilichtmuseum Hagen

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Walter Münker


Premium (World), Hilchenbach / NRW

Nachbau der abgerissenen Schellenschmiede in Hilchenbach-Grund im Freilichtmuseum Hagen

Aufgenommen am 27.08.2014

Aufgenommen mit Canon EOS 550D (Tamron SP 24-70mm F/2.8 Di VC USD)


Die Schellenschmiede

Das Dorf zu Füßen der Ginsburg hat zum Ausgang des 18. Jahrhunderts unter den Schaffenden des Geistes seinen Stellenwert durch Jung-Stilling bekommen. Hundert Jahre später war es ein Schmied, der dieses Dorf über seine Grenzen hinaus wieder ins Gespräch brachte.
In vielen Dörfern des Landes war es ein Schmied, der den Bedarf der Bewohner an Eisenteilen für Haus und Hof deckte. Hier gab es aber immer verschiedene Schmiede im Dorf und keiner konnte deshalb allein von seinem Handwerk leben. So richtete auch Eberhard Krämer zunächst in seinem Wohnhaus-bei IRLE- einen kleinen Raum, gleich neben dem Eingang, als Schmiedewerkstatt ein. Zur Verringerung des Brandrisikos wurde die Wand zur angrenzenden Küche in doppelter Stärke dimensioniert. In diesem 10qm kleinen Raum mit zwei Fenstern, stellte er Werkzeuge für den Hauberg und Kleineisenteile her.
Eines Tages kam der Viehhirte des Dorfes auf den Gedanken, die Glocken für seine Kühe, vom Gemeindevorsteher persönlich anfertigen zu lassen. Der Preis der Glocken für die gesamte Herde, überstieg den Preis einer Kuh. Ein Herdengeläut machte 15 Glocken in verschiedenen Größen aus. Das Geläut war untereinander abgestimmt. Den Grundton mit der Grobe, gab es nur einmal, die höheren Öhj gab es zweimal, die Pinkel dreimal, die Kälber viermal und die Heere fünfmal.
Ausgangspunkt für die Abstimmung aller Glocken war die Eichschelle. Der Hirte hatte in diesen Glocken eine große Unterstützung zur Vermeidung von Schäden an den jungen Haubergssprößlingen durch das weidenden Vieh. Der Klang dieses Geläutes drang in die anderen Dörfer, von denen dann auch bald Anfragen der jeweiligen Dorfhirten an Eberhard Krämer gerichtet wurden.
Die vermehrte Nachfrage und das Amt des Gemeindevorstehers nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass die Schmiedearbeiten immer mehr auf den Sohn Heinrich übertragen wurden. Dieser fasste dann mit seinem Vater im Jahre 1861 den Entschluss, vor dem Wohnhaus eine Schmiede mit Werkstatt zu errichten. Damit war die Jugend des Dorfes und der Umgebung ein großer Anziehungspunkt entstanden. Die jungen Leute wurden in der Schellenschmiede interessierte Beobachter und Helfer. Fast jeder aus dem Dorf und mancher aus der Umgebung fand große Freude am „Schell’nhiggel.“ Mit der fortschreitenden Industriealisierung wurden die Aufträge der Hirten weniger, weil der Bedarf an Herdengeläuten durch die eingeschränkten Hütemöglichkeiten zurückging.
Es begann die Zeit der privaten Auftraggeber für ein Schellengeläut und damit auch die Ausführung der umfangreichen Schnitzarbeiten für den Schellenschmied. Die Muster für die Eichenholzbügel wurden von den Hirten an den Schmied überliefert. Die älteren Bügel waren farbig, die jüngeren ohne Farbe. Zur Verbesserung des Kontrastes der Schnitzarbeiten, wurde der Bügel nach dem Biegevorgang eingeschwärzt. Mit Kerbschnitt wurden dann die alten Bilder in den Bügel geschnitzt.
Die Glocken wurden zur Verwendung als Hausgong in ein Dreiergeläut zusammengefügt. Heinrichs Sohn Wilhelm entwickelte in der Herstellung dieser Klangkörper solche Präzision, dass sogar musikalisch geschulte Ohren Gefallen an dem Klang fanden. Zur Krönung dieses Schaffens, erstellte er Glocken in einer Orchesterversion, zur Darbietung der Petersburger Schlittenfahrt.
Bestellungen aus allen Erdteilen erreichten, auch mit Anschriften wie „Grund bei Köln“, die Schellenschmiede und führten das Siegerländer Produkt in alle Welt. Für die Siegerländer Unternehmerschaft war der Gong ein originelles Gastgeschenk. Das Museum im oberen Schloss widmete dem Schellenschmied einen Platz in seinen Mauern. Zeitung, Funk und Fernsehen fanden den Weg nach Grund, um das seltene Handwerk einer breiteren Öffentlichkeit zuzuführen. Das Handwerk erlitt einen Rückschlag, als Wilhelm Krämer am 3. April 1966 verstarb und seine Glockenschmiede wegen des Neubaus der Straße abgerissen werden musste. Mit einem donnernden Knall verabschiedete sich die Glockenschmiede aus dem Dorf, weil der alte Schellenschmied aus den Kriegstagen noch Munition versteckt hatte, die nach dem Abriss beim Verbrennen der Schmiedereste vor dem Dorf explodierten.
Wilhelms Sohn Gerhard errichtete eine neue Schmiede an seinem Bauernhof. Es war ihm nicht vergönnt, das Handwerk mit in die Seniorentage zu übernehmen. Er starb im Jahre 1985 nach einem Landwirtschaftsunfall. Von ihm übernahm sein Sohn Gerd Wilhelm das Handwerk.
In seiner Enkelin Elke konnte Wilhelm Krämer so viel Interesse für Schnitzereien wecken, dass diese schon in den Kinderjahren mit schnitzte und bei dem bekannten Siegerländer Bildhauer Kuhmichel in die Schule ging. Später verschrieb sie sich den bildenden Künsten. Sie verbrachte in jungen Jahren manche Stunde mit dem Großvater zusammen und hat die alte, viel bewunderte, aber nie erreichte Rezeptur der einzigartigen Glocken der Familie bewahrt. In dem Freilichtmuseum Hagen erinnert heute eine Kopie der Glockenschmiede an das alte Handwerk. Aber auch dort ist es nicht gelungen, den Klang der Krämerschen Glocken zu erreichen.
Auszug aus www.hilchenbach-grund.de

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Exif

APN Canon EOS 550D
Objectif ---
Ouverture 8
Temps de pose 1/320
Focale 24.0 mm
ISO 200