Monty Erselius


Premium (Pro), dem Bauch meiner Mutti

Nachts sind alle Falter grau...100

100 Artportäts- wer hätte das gedacht?

Zum Jubiläum möchte ich einen Falter vorstellen, der eine besondere Betrachtungsweise verdient. Wir verlassen die reine Wissenschaft und begeben uns in die Vergangenheit, als für die Beschreibungen noch eine viel blumigere Sprache verwendet wurde. Und natürlich landet man dann schnell bei Friedrich Schnack...

"...aber als Pan starb, der Gott der Hirten und Bäume und das Meer aufschrie, ging ein Riß durch die Erde bis in den Kern der Kristalle und tiefer hinab. In die Unterwelt tränte Licht, durch den Spalt strömte Luft und alles Gewürz und Gedüft. Der Falter, aufgescheucht vom Tagesschein, jagte in den Wirbel, Dünste irdischen Nachtschattens witternd und raste hinauf. Auf dem Rücken trug er den Menschen das Siegel der Unterwelt zu: den Totenkopf. Der schwarzmagische Schwärmer, in den Büchern Acherontos atropos genannt zum Gedenken an die Schicksalsgöttin, der keiner entgehen kann, zog vom Süden herauf in die nördlichen Länder.
Bei uns und im nördlichen Europa tritt er nur als Zuwanderer auf. Vielfach heißt es, mit der Einbürgerung der Kartoffel und anderer Nachtschattengewächse sei der Totenkopf zugezogen. Es besteht kein Zwang, den Büchermeinungen beizupflichten. Die Raupe konnte sich immer halten, da sie eine Vielkrautfresserin ist.

Raupe des Totenkopfschwärmers
Raupe des Totenkopfschwärmers
Monty Erselius

Er ist förmlich der Adler unter meinen heimischen Faltern. Seine Flügelspanne mißt zwölfeinhalb Zentimeter. Der Schwarze, gelblich gewölkte Stoff der Vorderflügel ist so düster wie die Spinnweben des Orkus, die Hinterflügel bewahren den den fahlen Ocker des unterweltlichen Flußsandes. Plump und wollig ist der mit Schattengürteln beringte Leib. Braunschwarz behaart sind der Kopf und der mit dem Totenwappen geätzte Rücken. Stark quellen die Kugelaugen vor, dick sprossen die Fühler und merkwürdig kurz und stark ist der Saugrüssel. Mit ihm durchstößt der Nachtschwärmer die Wachsdeckel der Honigwaben, wenn er sich bei den Bienen einfindet.
butterfly caught
butterfly caught
Monty Erselius

Trotz seiner plumpen Gestalt ist der Totenkopf ein vorzüglicher Flieger, wie ein Flugzeug rast er durch die Nacht und strebt mit Vorliebe dem Licht zu. In der Erregung lässt er einen kläglichen Mäuselaut vernehmen, auch die Raupen bringen zirpende Laute hervor..."
*
Verlassen wir nun die Vergangenheit und widmen wir uns wieder der Gegenwart. Tatsächlich ist der Totenkopf ein überaus liebenswerter, interessanter und schützenswerter Nachtfalter, welcher in keinster Weise irgend welche Schäden verursacht. Die Zucht ist recht einfach und es gehört zu den schönsten Erlebnissen des Jahres, wenn man seine Zöglinge in die Freiheit entlassen kann. Viele Feinde scheinen sie hier nicht zu haben, die meisten Vögel sehen ihn nicht als Beute, nur die allgegenwärtigen Parasiten verursachen Verluste. Mit dem Verschwinden der Kartoffeläcker, schwindet auch die Möglichkeit, einmal eine der prächtigen Raupen oder Puppen in freier Natur zu entdecken.
Augenblicke 11
Augenblicke 11
Monty Erselius

Schliessen möchte ich wieder mit Friedrich Schnack, der am Ende doch noch heiter über den Nachtfalter schreibt:
"Ein gutmütiger Landstreicher scheint er manchmal zu sein, ein Zugvogel, sehr beständig in seiner Flügeltracht, ein harmloser abendlicher Brummbär, froh über die Blumen und Kartoffelbüsche, auf die sein Weibchen die Eier legen kann..."

Die Kathrin zeigt dieses Mal eine Makroaufnahme der Sonderklasse
Nachts sind alle Falter grau...99
Nachts sind alle Falter grau...99
KathrinJ

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