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Nahverkehrsknoten Wächtersbach

Nahverkehrsknoten Wächtersbach

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Nahverkehrsknoten Wächtersbach

Die Gemeinde Wächtersbach liegt im hessischen Kinzigtal etwa auf halben Weg zwischen Frankfurt am Main und Fulda. Von hier zweigten früher zwei Nebenbahnen ab: Zum einen die Vogelsberger Südbahn über Birstein nach Hartmannshain und die Bad Orber Kleinbahn, welche am 23. Mai 1901 den Betrieb aufnahm.

Obwohl die Bad Orber Kleinbahn im Jahr 1974 mit über 500.000 beförderten Reisenden einen absoluten Höhepunkt bei den Fahrgastzahlen erlebte sprachen sich immer mehr politische Vertreter für eine Umstellung auf Busbetrieb aus. Die Stadtwerke Gelnhausen, zu denen die Kleinbahn bereits seit einiger Zeit gehörte plante daher in absehbarer Zeit die Einstellung des Betriebes. Die Stadt Bad Orb setzte sich jedoch gegen diese Absichten durch und band sich 1979 mit einem Stromliefervertrag an die Gelnhäuser Stadtwerke und beteiligten sich mit einer halben Million Mark am Bau von zwei Brücken im Zuge des Bau der A 66 beziehungsweise der Verlegung der B 40. Die Stadtwerke Gelnhausen verpflichteten sich im Gegenzug dazu die Strecke mindestens 15 Jahre weiterzubetreiben.

Obwohl das Defizit der Bahn bald die Millionengrenze überschritt beschloss der Aufsichtsrat der Stadtwerke Gelnhausen 1990 den Betrieb bis zum 31. Dezember 1995 fortzuführen, den Vertrag fristgerecht zu kündigen und den Betrieb anschließend ein- und auf Busse umzustellen.

Ein tragischer Unfall im Mai 1991 machte diese Absichten jedoch bald zunichte: An einem mit einer Blinklichtanlage gesicherten Bahnübergang in Bad Orb wurde eine Schülerin aus Unachtsamkeit schwer verletzt. Im sich an den Unfall anschließenden Gerichtsverfahren, welches sogar bis zum Bundesgerichtshof ging, wurde der Bahn trotz aller notwendigen Sicherungseinrichtungen die volle Schuld am Unfall zugewiesen. Die Stadtwerke Gelnhausen sahen sich aufgrund dieses Gerichtsurteils nicht mehr im Stande die für die Durchführung des Eisenbahnbetrieb notwendige Sicherheit zu gewährleisten. Die Bahn stellte den Betrieb sehr kurzfristig und vollkommen unspektakulär am 4. März 1995 ein.

Was dann folgte zeigt mehr als deutlich, wie sehr man in Bad Orb weiter auf die Schiene setzt: Die Anlagen wurden zum symbolischen Preis von einer Mark 1996 durch die Stadt übernommen, Bemühungen zur Wiedereinführung eines Schienenpersonennahverkehr scheiterten jedoch. 1999 schloss man mit der Bad Brückenauer 600-Millimeter-Museumbahn und deren Betreiber einen Vertrag den Betrieb nach Bad Orb zu verlegen. Hierzu sollte die Strecke umgespurt werden, die Stadt Bad Orb stellte jedoch zur Bedingung, dass eine eventuell spätere Umspurung auf die vorher verwendete Regelspurweite von 1435 Millimeter möglich sein sollte. In den Jahren 2001 bis 2006 wurde die Strecke Stück für Stück entsprechend umgebaut, bevor am 29. Oktober 2006 die kleine Dampflok „Emma“ erstmals im Bahnhof Wächtersbach eintraf.

Die Dampfkleinbahn verkehrt regulär in den Monaten April bis Oktober an allen Sonn- und Feiertagen jeweils dreimal zwischen Bad Orb und Wächtersbach.

Auf der Aufnahme steht die Dampflok mit einem nachträglich hinzugefügten Tender und drei Personenwagen am Bahnsteig der ehemaligen Kreisbahn von wo früher auch die Regelzüge nach Bad Orb abfuhren. Am Gleis 3 steht die 111 070-9, welche wenige Minuten später mit der RB 15625 nach Frankfurt am Main aufbrechen wird. Am selben Bahnsteig direkt gegenüber wartet die ebenfalls in Frankfurt-Griesheim beheimatete 111 108-7 mit dem RE 4520 nach Fulda das Ende des Fahrgastwechsel ab.

Aufnahmedatum: Sonntag, 23. August 2009 - 16:13 Uhr || Verwendete Kamera: Samsung Techwin Digimax V4

Commentaire 1

  • Apit 27/11/2010 7:38

    Sehr schön dokumentiert mit interessanten Hintergrundinformationen. Ich habe die Bahn noch einmal im September 1993 besucht. Damals war Lok VL13 mit einem Steuerwagen im Einsatz.
    Zumindest hat man die Bahn auf recht originelle Weise gerettet im Gegensatz zu den zwar gutgemeinten aber doch recht dilletantisch anmutenden ähnlichen Versuchen zwischen Malente und Lütjenburg im Norden.
    Grüße, Apitt