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Björn


Free Account, Dresden

Noch einmal jung

Als ich langsam den Kanal entlang lief, hatte ich das eigenartige Gefühl hier nicht hinzugehören. Der kalte Morgen ließ mich hin und wieder meine Hände tief in meiner Jacke vergraben und erzählte mir von seinem noch siegreichen Kampf gegen die Sonne, die mich, schon hoch am Himmel, mit ihren warmen Armen zu berühren versuchte. Aus jeder der vielen, kleinen Gassen kam mir ein kalter, modrig riechender Luftzug entgegen, der sich mit dem leicht in der Luft liegenden Meeresgeruch zu einer interessanten Mischung vereinigte. Von Weitem sah ich eine kleine Bank am Rand des Kanals stehen, die, bereits von den Sonnenstrahlen erobert, auf mich zu warten schien. Ich eilte, gierig auf eine kleine Pause, hinüber, setzte mich und veredelte die Luft mit einer leichten Brise Tabak. Überall war geschäftiges Treiben zu beobachten, was nicht zu der Ruhe, die die Stadt versprühte, passen wollte. Jenseits des kleinen Kanals kam gerade der Briefträger, der mich bereits während seiner Anfahrt unbemerkt beobachtet hatte, gefolgt von dem lauten Klappern seines recht betagten Rades, näher und grinste mich schelmisch an, während er federleicht von seinem Fahrrad stieg und zu einem Hauseingang hinüberlief. Die alten Gebäude, mit ihren tiefsitzenden, großzügig eingelassenen Fenstern und den kleinen Grünen Türen, wirkten als wären sie seit der Blütezeit der Stadt nicht mehr bewohnt worden. Mit ihren, auf die alten Backsteine gemalten Hausnummern, den alten Gardinen und der spärlichen Einrichtung, wirkten sie, als ob sie immer noch darauf warteten, dass die alten Zeiten zurückkämen, als trauere ein vom Leben gezeichneter alter Mann mit sonnengegerbtem und tief durchfurchtem Gesicht um das viel zu kurze Leben, das er einmal geführt hatte und das ihm durch einen plötzlichen Schicksalsschlag entrissen wurde.
Ohne jegliche Eile verteilte der Mann mit dem klapprigen Rad das ihm Anvertraute und schaute das ein oder andere Mal zu mir hinüber wie ich auf der anderen, sonnendurchfluteten Kanalseite saß, bis er schließlich in einer dieser schattigen Gassen verschwand und die ruhige Schönheit hinterließ, die dieser Ort auszudünsten schien. Als ich weiterlief um mich zwischen den uralten Gemäuern treibenzulassen, riss mich auf einmal die leise, immer wieder vom leichten Wind weggetragene Melodie eines Glockenspiels aus meiner Trance. An jeder Kreuzung schien sie mich aus einer anderen Richtung anlocken zu wollen und so irrte ich in diesem kleinen Labyrinth umher, das mich an jeder Ecke mit seiner Schönheit zu bestechen versuchte. Die mir immer wieder den Weg versperrenden kleinen Wasserstraßen mit den vereinzelt auftauchenden Touristenkähnen und die von Weitem tönenden Glocken führten mich so für eine Weile durch die mit Geschichte getränkten Straßen, welche mir nach und nach von der Ironie berichteten, welche die Stadt erst zu großem Reichtum brachte und schlussendlich dafür sorgte, dass der Stadtkern für die Nachwelt konserviert wurde. Ohne nachdenken zu müssen, für welche Gasse ich mich entschied, lief ich auf diese Weise, die Gedanken nur auf den Augenblick fokussiert, meinen vorbestimmten Weg. Als die vielen Stimmen und die sich anbahnende Hektik Oberhand über die Ruhe und das Tönen der Glocken übernahmen, sah ich aus der Entfernung einen größeren Platz, an dessen Ende, all überragend, der Belfried im Mittelpunkt von Brügge stand.

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Exif

APN DSLR-A200
Objectif Minolta/Sony AF DT 18-70mm F3.5-5.6 (D)
Ouverture 7.1
Temps de pose 1/800
Focale 18.0 mm
ISO 100

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