Offenbacher Kormoran oder der Blick des Tages
Tagelang hatte ich angesessen oder bin durch Uferdickichte geschlichen, habe weder Kälte, Regen noch sonstige Gefahren gescheut, um endlich das ultimative Kormoranfoto zu schießen ……
So aufregendromantisch hätte es sein können – meine Gegner bei einem kurzen Spaziergang heute nach der Arbeit waren aber lediglich Hundehaufen und randalierende Kinder, denen die Eltern kein Naturverständnis mit auf den Lebensweg gegeben haben. Ein Kormoranpaar saß schlicht und ergreifend am Offenbacher Stadtweiher, nicht weniger schön als an meinen weiten Rheinstränden. Die beiden schwarzen Schönheiten mit den türkisen Augen waren aus unbekannten Gründen vielleicht sowieso schon ziemlich zahm und ließen mich bald eine Stunde Stück für Stück immer näher an sich ran – bis sie dann mit Stöcken von Kindern verjagt wurden.
Ich denke, dem Foto sieht man diese Geschichte jedoch nicht an und ich könnte wohl auch den ersteren Lügenteil als Wirklichkeit verkaufen.
Bei diesem Gedanken bekomme ich Bauchweh und noch viel mehr, wenn ich an die Möglichkeiten der Digitalen Bildbearbeitung denke: Was sehen wir eigentlich, wenn wir Bilder betrachten? Und wie oft machen wir uns noch Gedanken darüber?
Mein heutiges Erlebnis passt jedenfalls ganz hübsch zu den inzwischen ziemlich gut durchgekauten Threads
http://www.fotocommunity.de/forum/read.php?f=23&i=56681&t=56681
und
http://www.fotocommunity.de/forum/read.php?f=23&i=57375&t=57375
Der Witz in diesem Fall ist nun aber der, dass die Kormorane (die ja angeblich ganze Fischbestände in ihren hübschen schwarzen Bäuchen verschwinden lassen) wohl kaum von den üblichen Brot- und sonstigen Abfallfütterungen zu beeindrucken sind und im flachen, halb zugefrorenen Stadtweiher vermutlich auch nicht mehr als ein winziges Fischhäppchen ergattern konnten – währenddessen der Main eisfrei ist.
Betreiben wir die o. g. fotophilosophische Diskussion nun weiter, hätten wir es in dem Fall nun noch mit der Kategorie „Wildtiere, die nicht vom Menschen angefüttert wurden (sondern sogar von vielen gehasst werden), aber dennoch seine Nähe suchen“ zu tun. Und nun?
Was ich damit sagen will: uns helfen keine Kategorien, Definitionen oder Theorien weiter, sondern lediglich die Hoffnung, dass ehrlich deklariert wird.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/300 VR, Blende 4 bei 1/125stel Sekunden, ISO 500, Belichtungskorrektur minus 1, Konverter 1.4 (also insgesamt 420mm), aus der Hand, 90%-Ausschnitt.
Robert Bauer 28/03/2009 8:24
Tja, was soll man dazu noch grundsätzlich anmerken? Muss a bissle lachen. Fotophilosophische Erörterungen sind etwas für unser deutsches Gemüt. Da finden wir dann alles Mögliche, und das erhöht natürlich auch den Unterhaltungswert, wenn wir dabei pfleglich miteinander umgehen. Ich hab darüber auch schon öfters nachgedacht und dabei stets den Altmeister der Tierfotografie vor Augen, den leider! verstorbenen Fritz Pölking. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann rief er uns zu: "Zeigt uns die Welt, so wie sie ist. Durchaus aus unterschiedlicher Perspektive und damit sogar höchst subjektiv. Warum auch nicht? Aber schreibt stets auf das Etikett, was und wie ihr das gemacht habt!" - Ich denke, das ist doch ein akzeptabler Ansatz, mit dem man leben kann. Alles andere schießt über das Ziel hinaus. Ich bin schon von Berufs wegen Beamter; als Fotograf kann man mit der gleichen Mentalität kaum glücklich werden. Gerade wir Deutschen sollten uns dies öfters in Erinnerung rufen. Oder liege ich falsch? :-))LGR
D O C 08/03/2009 19:11
Tolle Augenfarbe, tolle Gefiederzeichnung!! DOCAntje Görtler 25/02/2009 14:07
Eine ausgesprochen gute Aufnahme!Bezüglich der Bildunterschrift kann ich nur sagen, daß ich ehrlich bin, wenn es um die Eingruppierung geht und dies auch von anderen erwarte. Wer "betrügen" will, dem wird es immer möglich sein, zu manipulieren. Darüber rege ich mich nicht auf, weil derjenige ja in erster Linie sich selbst betrüft. Ich möchte auf mein Jagdfieber bei der Wildlifefotografie nicht verzichten!
LG Antje
Mar-Lüs Ortmann 19/02/2009 9:11
Hallo Rheinhilde, hallo LeoAber nur in solchen bzw. nur in den Situationen, wo sich so ein Motiv bzw. ein Subjekt ähnlicher, lang gestreckter Form quasi im Seitenprofil präsentiert, sieht es durch eine lange Brennweite gesehen noch recht ästhetisch aus.
Ganz anders sähe und sieht es aus, wenn sich Objekte -> Subjekte -> Motive in den so genannten Frontalsichten präsentieren würden, sich also in den Raum - in die hinteren Ebenen eine Raumes ausdehnen würden.
Durch eine große Brennweite gesehen werden -> würden dann nämlich entfernter liegende Teile der Motive zu groß projiziert -> werden im Verhältnis zu den abstandsnäheren Teilen größer abgebildet, als wenn durch normale und kleine Brennweiten geschaut werden würde. Langbrennweitige Abbildungen entsprechen immer Parallelprojektionen, hingegen kurzbrennweitige Abbildungen Zentralprojektionen sind. Beide Extreme sind nicht nur imstande, Architektur abbildend zu verkorksen und komisch verzerrt aussehen zu lassen. Das klappt genauso bzw. erst recht mit Physiognomien, Subjekten - der Architektur lebender Körper, sobald diese eine Ausdehnung in den Raum haben und nicht nur ein- oder zweidimensional sind wie ne Flunder.
Klar, wer sein Gesicht korrigieren wollte, wer seinem Gesicht eine flache, kleine Nase vor breit gelaufenen Wangen und großen Ohren geben möchte, wird selbstverständlich gern durch eine größere Brennweite abbilden.
Und wer die Nase unverhältnismäßig größer und vor vergleichsweise kleinen Wangen und kleinem Kinn projiziert haben möchte, und wer etwas als Karrarikatur verbrennen möchte, wird selbstverständlich zu sehr kleinen Brennweiten greifen.
Beide Extreme der Projektionen haben aber mit physiologischen Abbilden und Ehrlichkeit wenig zu tun. Physiologisch und ästhetisch sehen Szenen, Objekte und Subjekte m.M. nach dann aus, wenn diese durch normale Brennweiten gesehen und fotografiert und dann in der passenden Größe präsentiert und im passenden Abstand betrachtet werden.
Das könnte man zur Abwechslung auch mal diskutieren; wann man ein schmalbildwinkliges Konglomerat und wann man weitwinklig aufgenommene Motive als unästhetisch und als unpassend projiziert empfindet.
Rheinhilde möge mir das verzeihen, wenn ich hier und heute behaupte, dass gerade wir Naturfotografen keinen Draht mehr zu normalen Proportionen einer Kreatur oder einer Szene haben.
Also was mich betrifft ... mir reicht es schon eine Weile nicht mehr, dass Motive schön scharf, farbig und freigestellt vor einem Homogenitat gezeigt werden. Ich möchte noch Proportionen vermittelt - , also noch einen letzten Rest Räumlichkeit suggeriert bekommen durch eine einfache Abbildung. Das ist aber mit langbrennweitigen Objektiven nicht möglich, weil man anlässlich solcher Bilder überhaupt nicht mehr sagen kann, wie die Kulisse, das Nebenmotiv und der Szene im Raum gelegen oder gestanden haben. Was habe ich davon, dass eine Wasserfläche sich wie eine Hohlkehle aufzuschwingen scheint? Was habe ich davon, dass der Abdomen einer Kreatur, die ich frontal anschaue und knipse, riesig und wie aufgebäumt erscheint? Ich finde so was nicht schön.
Nun ... Rheinhildes Bild ist zwar schmalbildwinklig, weil langbrennweitig; aber außer der Wasseroberfläche, die wie eine sich aufschwingende Hohlkehle aussieht, gibts hier nix, dessen Proportionen projektiv verunstaltet werden könnten. Dieser Kormoran präsentiert sich ja von der Seite.
Man müsste gar nimmer darüber diskutieren, dass mittels schmaler Bildwinkel -> also großer Brennweiten von sehr vielen Naturfotografen ganz bewusst unschöne Dinge - Dinge, die den naturpuren Charakter einer Szene sofort in Frage gestellt hätten, aus dem Bildwinkel gedrängt werden.
Man könnte sich ganz einfach mal fragen, ob bzw. wann bzw. durch welchen Brennweitenbereich gesehen eine Kreatur mit ihren Proportionen noch ästhetisch aussieht. Darüber könnte man auch mal schreiben.
Grüße
Leo Sch. 19/02/2009 6:29
Hervorragend!! In solchen Situationen kommt die Brillianz des 300er zu 100pro zum wirken :-)Gruss
Leo
Günter Hahn 19/02/2009 0:45
ein klasse Foto von dem scheuen Angler oder besser doch Taucher,Gruß, GünterTiefenrausch 18/02/2009 22:46
Eine phantastische Aufnahme - in meinen Augen perfekt!herzlichen Glückwunsch!
Servus vom Werner
Daniela Boehm 18/02/2009 22:12
Der ist ja wirklich wunderschön ;) LG DaniBernd Jöhnk 18/02/2009 21:43
Ausgesprochen schön,besonders die Augen natürlich.Gruß Bernd
PS:das Auge :))))
Peter Spi 18/02/2009 19:44
Um ehrlich zu sein ist es mir persönlich egal wo du und unter welchen Glücksumständen den Kormo so nahe erwischt hast.Die Hauptsache es ist nicht im Zoo gewesen,im Winterhalbjahr kommen verschiedene Tier und Vogelarten nun mal eher in Nähe der Menschen.Und mir gefällt es sehr gut.
LG Peter
Jakob Brejcha 18/02/2009 18:40
Seine Augen faszinieren mich immer wieder.Eine echt gelungene Aufnahme!
Mfg jakob
Kurt Stamminger 18/02/2009 18:39
Super - die Schärfe liegt perfekt auf den Augen !!!LG
Kurt