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Nico Berte


Premium (World)

Quasi Niemandsland

Das sieht hier fast so aus, wie eine Hochgeschwindigkeitsneubaustrecke zwischen Belgien und Luxemburg. Das Wort Neubaustrecke ist mal gar nicht so fehl am Platz, auch wenn hier wohl kaum TGVs oder ICEs fahren werden. Jedenfalls wird der Streckenabschnitt zwischen Arlon und der luxemburgisch-belgischen Grenze zur Zeit erneuert, ein neues Gleis mit Betonschwellen gelegt, eine neue Oberleitung mit Masten anstatt den ursprünglichen Stahlprofilportalen aufgebaut. Irgendwie muss die SNCB ihre "Stiefmutterstrecke" Luxemburg - Namur - (Brüssel) durch die hügeligen Ardennen für höhere Geschwindigkeiten ausbauen, da es in Zeiten von Hochgeschwindigkeitszügen quer durch Europa, kaum zumutbar ist dass die drei EU-Hauptstädte bloß durch eine kurvenreiche Strecke verbunden werden (zumindestes was den belgischen Streckenabschnitt betrifft), ist doch die zulässigeHöchstgeschwindigkeit zwischen Arlon und Libramont zum Teil auf läppische 100 km/h limitiert. Man spricht davon, Neigezüge einzusetzen, um so wenigstens ein wenig an Mehrgeschwindigkeit herauszukitzeln. Aber allem Anschein nach besteht nirgendwo so recht (besonders in Belgien) der Wille, etwas aus dieser Ligne 162/161, der längsten, und mit 130 km/h Richtgeschwindigkeit langsamsten Strecke in Belgien zu machen. Wer des Französichen mächtig ist, braucht nur im Internet die bei google verlinkten Zeitungsartikel aus den letzten Jahren zu lesen, wenn man als Suchbegriff "Ligne 162, Namur, Arlon" eingibt.


Auf meinem Foto hier sieht man einen IC Luxemburg - Brüssel kurz hinter der Grenze zu Luxemburg in einem Einschnitt zwischen Sterpenich und Autelbas. Das hier befahrenen Gleis, das normalerweise von den Zügen aus Belgien nach Luxemburg benutzt wird, spielt momentan die Rolle einer "VUT" (sprich: wee-ü-tee), einer "Voie unique temporaire", einer zeitlich begrenzten eingleisigen Strecke. Man kann erkennen, dass hier schon die alte Oberleitung und die rostigen Portale zum Teil abgetragen wurden. Das nichtbefahrene Gleis wird augenblicklich ernuert und die Fundamente für die neuen Masten sind auch schon gegossen, zu erkennen an den gelben Plastiknetzten am Streckenrand.

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