Rapunzel . . Rapunzel . .

Rapunzel . . Rapunzel . .

wirf Dein goldenes Haar herunter . . .

Mit letzter Kraft rief ich zum x-tausendsten mal: „Rapunzel, Rapunzel, wirf dein
goldenes Haar herunter. Bring mir zumindest etwas Wasser, sonst verdurste
ich. Verhungert bin ich ja schon“ Nichts, keine Reaktion. Was war hier nur los,
fragte ich mich. Wo ist diese Hexe. „Rapunzel“ mochte mir nicht mehr über die
Lippen kommen; nicht nach all diesen mittlerweile qualvollen Tagen und Näch-
ten vor und unter ihrem Turm. Hexe, ja Hexe! Für mich war Rapunzel nur noch
eine Hexe. Wie sonst sollte mann eine Frau betrachten, die einem zuerst Hoff-
nung machte und dann aber einen qualvollen Hunger- und Durstestod sterben
ließ. Gut, eine persönliche Einladung auf einen Besuch hatte ich von ihr nicht
erhalten. Auch ihre genaue Adresse war mir nicht bekannt. Als ich jedoch auf
meiner Lost-Places-Tour zufällig und so plötzlich vor diesem Turm stand, da
wußte ich, hier lebt Rapunzel, hier muss Rapunzel leben. Alle Bilder, die ich
mir von frühster Kindheit von ihr und ihrem Zuhause gemacht und tief in mein-
em Herzen aufbewahrt hatte, entsprachen doch genau diesem Ort, an dem ich
nun mehr als eine Woche ausharrte. Warum zeigte sich Rapunzel mir nicht ?
War mir etwa jemand zuvor gekommen, ging es mir noch durch den Kopf, be-
vor mit die Sinne schwanden, für immer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .