Resteessen

Resteessen

Irgendwann ist auch mal gut. Irgendwann zeigt die innere Zeitschaltuhr ihre Alarmbereitschaft an. So hungrig man auch die Feste begangen hat, eigentlich nicht hungrig, sondern voll mit Jahresendlichtketchup und Glühweinposen mit Rum.

Es trudeln so langsam die Dankesbriefe ein für ein ganz tolles Jahr. Für Dinge, die man nie getan hat. Man schüttelt Hände, die einem nie zugewunken haben, wenn man erschienen ist. Selbst der Nachbar mit Ballonkragen lächelt.

Den echten lieben Begegnungen schreibt man echte Briefe. Die alten Sorgenkinder unterstütz man weiter mit dem gleichen Herz wie zuvor. Schließlich will keiner absteigen, es sei denn man erhofft sich eine Verbesserung davon.

Die tollsten Erlebnisse sind eigentlich die Einblicke in fremde Familien, die voller Inbrunst eine warme Freude zeigen, die einen einladen zu bleiben und großzügig als Gäste ansehen. Ich habe Menschen gesehen, die hätten auf jedes Resteessengefühl verzichtet, wenn sie liebe Blicke bekommen hätten, die auch echt gewesen wären.

Es bleibt auch die Energie für einen eigenen Resteessenblick. Nach innen gedrehte Augäpfel, die allmählich zur Ruhe kommen.

Orza mit F.

27. Dezember 2018