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Rostocker Rathausbesetzer von 1990

Rostocker Rathausbesetzer von 1990

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Roland Hartig


Premium (World), Ribnitz-Damgarten

Rostocker Rathausbesetzer von 1990

Die Rostocker bleiben auch am 22. März 1990 wachsam. Sie lehnen es ab, dass ehemalige Funktionsträger des Machtapparates wieder in Amt und Würden kommen. Sie demonstrieren für eine personelle Erneuerung im Rat der Stadt sowie in den Schulen, ohne SED, FDJ und MfS.

Nach den Bürgerprotesten tritt Oberbürgermeister Henning Schleiff zurück und Christoph Kleemann wird amtierender Nachfolger.

Auf dem Foto sind u.a. die „Rathausbesetzer“ zu sehen: Christoph Kleemann (li.), Enoch Lemcke, Harald Terpe, Dietlind Glüer, Sibylle Hering, Herbert Nolte, Christoph Krummacher und Bernhard Raudszus.

Commentaire 2

  • A.-J. O. 16/11/2024 10:54

    Was wohl aus ihnen geworden ist? Vielmehr aus ihren Überzeugungen, ihren Hoffnungen? Ihren Befürchtungen? Bei jeder Begegnung mit solchen Bildern versuche ich „nachzufühlen”, was damals geschah. Und mir vorzustellen, wie es den Menschen heute – auch im Rückblick auf die Geschehnisse damals – geht oder ergeht.

    Für mich persönlich ist kaum ein Ereignis jüngerer deutscher Geschichte weiter weg und ohne emotionalen Widerhall. Dabei ist, was 1989/90 – und in den Jahren davon und danach – in und mit unseren Ländern geschah, von immenser Bedeutung für unser Leben heute und wohl noch für lange Zeit.

    Seltsam. Vielleicht, weil zu komplex, zu vielgesichtig und „vielgeschichtig”, um es aus der Ferne zu verstehen …
    • Roland Hartig 17/11/2024 12:16

      Nur zwei Beispiele: Facharzt Harald Terpe (3. li.), Mitbegründer des Neuen Forums in Rostock, ist heute Mitglied der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Mecklenburg-Vorpommern. Er war 12 Jahre als Bundestagsabgeordneter tätig. 2019 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

      Die evangelische Gemeindepädagogin Dietlind Glüer (4. li.), heute im Ruhestand, ist Mitbegründerin des Neuen Forums in Rostock. Sie wird als „Mutter der Rostocker Demokratie“ bezeichnet. Am 8. Oktober 1995 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 2018 erhielt sie als erste Frau die Auszeichnung Ehrenbürgerin der Stadt Rostock. 

      So oder ähnlich sieht die Vita der meisten Akteure aus. Leider rückt die Leistung dieser Menschen zunehmend in den Hintergrund. Auch wird die Hilfe zur Selbsthilfe der vielen Westdeutschen beim Umbruch in der DDR kaum gewürdigt. Dazu zählt auch die politische und technische Unterstützung aus den alten Bundesländern. Davon profitierten auch die Kommunen in der Wendezeit.

      Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 gewannen die Menschen in Mittelosteuropa ihre Freiheit, staatliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung wieder. Dass dieser Weg nicht zwangsläufig ein friedlicher war, bewiesen die rumänischen Machthaber, wo aus einer friedlichen eine blutige Revolution wurde. Wie diese „vielgeschichtigen” Ereignisse mit Fakten und Daten einzuordnen sind, gilt es wohl immer wieder zu analysieren, auch um die heutige Zeit mit ihren Herausforderungen besser zu verstehen.