Thomas Illhardt


Premium (Complete), Berlin-Reinickendorf

Santa Maria Maggiore

432 begonnen
1288-92: Umgestaltung der Apsis und Errichtung des Querhauses
1370-78: Bau des Campanile
ab 1670: Umgestaltung der Chorfassade
1743-50: Bau der Fassade

Römischer Überlieferung zufolge soll die Kirche auf Geheiß des Bischofs Liborius erbaut worden sein, dem sie auch ihren Beinamen "Basilica Liberiana" verdankt. Liborius nämlich habe der Vision des Patriziers Johannes beigewohnt, dem im Sommer des Jahres 352 von der Gottesmutter aufgetragen worden sei, dort eine Kirche zu errichten, wo am nächsten Morgen Schnee fallen werde. Auf das Wunder des angeblich tatsächlich auf dem Esquilin-Hügel gefallenen Schnees geht bis heute das kirchliche Fest "Maria Schnee" zurück.
Historisch überliefert und bauarchäologisch nachweisbar ist hingegen eine Erbauung unter Papst Sixtus III., die im Anschluss an das Konzil von Ephesos im Jahr 431 erfolgte. Dort war die gleichermaßen irdische wie göttliche Natur Christi bestätigt und somit Maria als Gottesgebärerin anerkannt worden. Die Kirche Santa Maria Maggiore ist somit die älteste Marienkirche der Christenheit.
Diese frühchristliche Basilika erfuhr vor allem im späten Mittelalter einschneidende bauliche Veränderungen. So wurde unter Papst Nikolaus IV. (1288-92) die Apsis umgestaltet und ein Querhaus errichtet. 1370-78 wurde mit dem 75m hohen Campanile der höchste erhaltene römische Glockenturm errichtet.

Weitere Veränderungen des Außenbaus erfolgten im Spätbarock. Nachdem Carlo Rainaldi bereits ab 1670 die Außenseite der Ostpartie zu einer eindrucksvollen Chorfassade ausgestaltet hatte, blendete Ferdinando Fuga 1743-50 im Westen die heutige Fassade mit Benediktionsloggia vor.

Innen empfängt den Besucher der vielleicht ausgewogenste und am sakralsten anmutende Raum Roms. Eine enge Folge von Säulen ionischer Ordnung trennt das Mittelschiff scharf von den für den Raumeindruck kaum wirksamen Seitenschiffe. Ein auf halber Höhe verlaufendes antikisches Gebälk trennt die durch die nachträglich eingebrochenen Querhäuser unterbrochene Kolonnadenzone vom Obergaden. Dessen Pilastergliederung nimmt die Säulenfolge der unteren Zone wieder auf. Dazwischen alternieren offene und „blinde" Fenster. Im Osten öffnet ein monumentaler Triumphbogen das Langhaus zur Apsis des 13. Jahrunderts.
Am Außenbau verdienen insbesondere die beiden Barockfassaden Beachtung: Verlieh Maderno der Chorfassade mit ihren flachen Pilastern und dem antikischen Gebälk ein relativ unplastisches Wandrelief, das nur durch die vorspringende Apsis in "barocke" Bewegung gerät, so ging Fuga im Westen einen gänzlich anderen Weg. Er durchbrach seine zweigeschossige Fassade durch die Öffnungen der Portalzone und der Benediktionsloggia in solchem Maße, dass die Wand nahezu aufgelöst scheint und sich zu einem Gerüst aus Säulen und Gebälken reduziert.

Der Eindruck des Inneren wird wesentlich durch die einzigartige Mosaizierung des Langhauses und der Apsis bestimmt. An den Mittelschiffwänden haben sich aus der Zeit der Erbauung jeweils 21 Felder mit Szenen aus dem Alten Testament erhalten. Diese laufen auf die wohl gleichzeitig entstandenen Mosaiken des Triumphbogens zu, die die Kindheitsgeschichte Christi illustrieren. Das großartige, auf byzantinische Vorbilder rekurrierende Apsismosaik mit der Darstellung der Marienkrönung wurde um 1295 von Jacopo Torriti geschaffen.

Commentaire 11