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Andreas Dickes


Premium (Pro), Worms

Schloss Gruyères

Das alte Grafenschloss überragt eindrücklich die mittelalterliche Kleinstadt. Obwohl die Grafen von Greyerz zu den bedeutendsten Fürstengeschlechtern der Westschweiz gehören, sind ihre Wurzeln nur ungenau bekannt. Vom 11. bis ins 16. Jh. sind 19 Grafen bezeugt. Michael, der letzte Graf von Greyerz, geriet in finanzielle Schwierigkeiten und ging 1554 bankrott. Seine Gläubiger, die Städte Freiburg und Bern, teilten seine Grafschaft unter sich auf. Das Schloss wurde von 1555 bis 1798 Sitz der Freiburger Landvögte, dann Residenz der Präfekten bis 1848. 1849 wurde es von der Genfer Familie Bovy gekauft und ging später an die Familie Balland über. Diese Eigentümer benutzten es als Sommersitz und restaurierten es zusammen mit ihren Künstlerfreunden. 1938 kaufte es der Staat Freiburg zurück und richtete darin ein Museum ein. Seit 1993 kümmert sich eine Stiftung um die Erhaltung der Gebäude und die Präsentation der Sammlung.

Der Besuch des Schlosses bietet einen Überblick über acht Jahrhunderte Architektur, Geschichte und Kultur. Die heutige Anlage geht auf die Jahre 1270–1280 zurück. Der quadratische Grundriss entspricht einem in Savoyen oft verwendeten Konstruktionsprinzip. Ende des 15. Jh. begann eine zweite Phase der Bautätigkeit. Graf Ludwig hatte 1476 auf eidgenössischer Seite an den Burgunderkriegen teilgenommen. Dieser militärische Ruhm sollte sich in der Architektur widerspiegeln: der Äussere Hof mit der Kapelle wurde umgestaltet, der oktogonale Treppenturm im Innenhof errichtet und der Wohntrakt umgebaut. Das Schloss verlor seinen Festungscharakter und wurde zur herrschaftlichen Residenz. Aus der Zeit der Landvögte stammen die barocken Interieurs des 17. und 18. Jahrhunderts. Ab 1850 schufen Camille Corot, Barthélemy Menn und andere bekannte Maler spätromantische und historistische Malereien (Rittersaal, Corot-Saal u.s.w.). Wechselausstellungen und verschiedene kulturelle Aktivitäten spannen den Bogen zum 21. Jh.

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