Schwarze Gedanken

Schwarze Gedanken

Gedankenverloren spielten ihre Hände mit ihrem Haar während Martha durch die zugezogenen Vorhänge hinaus in die Welt blickte. Viele kleine und größere Fragen durchkreuzten dabei ihre Gedanken. Am meisten jedoch fragte sie sich, wie denn das Leben so wäre, ganz ohne die Angst. Wie es wohl wäre, ganz frei zu sein von diesen Gedanken, die ihr Nacht für Nacht den Schlaf und am Tage den Atem raubten.

Der Wind trieb rastlos die Blätter umher, es war schon Ende November und der Winter nahte in schnellen Schritten. Die Tage wurden kälter und kürzer, doch das alles störte sie kaum, denn nur selten begab sie sich vor die Tür.

Mit dem Wind trieben auch abgerissene Wortfetzen an ihr vorüber, lange bevor die Kinder an ihrem kleinen Häuschen vorbeikamen. Vorneweg die kleine Evelyn, das Nachbarskind, welches von den anderen Tag für Tag auf dem Nachhauseweg durch die schmale Gasse getrieben und lauthals mit Schimpfworten bedacht wurde. Man sah ihr an, wie sehr es sie kränkte, doch sie war wohl viel zu schwach, um sich alleine zur Wehr zu setzen.

Erinnerungen stiegen in Martha hoch. Schlimme Erinnerungen, die ihr den Hals zuschnürten und sie nicht atmen ließen. "Du musst dich wehren", hatte ihr Vater sie damals angebrüllt. Aber wie soll man sich wehren, fünf gegen einen...
Ein seltsamer Impuls stieg in ihr hoch. Sie wollte aus dem Haus stürmen, auf die Straße um die Kleine in Schutz zu nehmen,doch...
Etwas hielt sie zurück und als der Sturm aus Angst und Schmerz sie mit sich riss, waren die Kinder längst in ihren Häusern verschwunden.

Morgen würde sie den Schritt vor die Tür wagen...morgen würde sie ihre eigene Angst überwinden um dem Mädchen beizustehen...morgen...ganz bestimmt. Morgen.

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"Walked out this morning, I don't believe what I saw
Hundred billion bottles washed up on the shore
Seems I'm not alone at being alone
Hundred billion castaways, looking for a home"

The Police- Message in a bottle