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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Sie kam zu spät -

- die vielleicht berühmteste unter den Neubaulokomotiven der Deutschen Bundesbahn!
Schon ihre Entwicklung stand unter keinem guten Stern, aufgrund wechselnder Vorgaben von Seiten der Hauptverwaltung wurden viele Bauentwürfe wieder verworfen. Außerdem war es wohl eher eine Entscheidung des Proporzes, daß letztlich, sehr zum Unwillen von Friedrich Witte, dem Lokomotivbaudezernenten bei der Lokversuchsanstalt in Minden, die Firma Krupp mit dem Bau der beiden neuen Schnellzuglokomotiven der Baureihe 10 beauftragt wurde, obwohl es einen viel besseren Entwurf der Firma Henschel gab. Nachdem der Bau der beiden Lokomotiven nur schleppend voranging, verzögerte sich die Indienststellung der 10 001 bis zum Frühjahr 1957, als längst absehbar war, daß die Elektro- und Dieseltraktion zukünftig die Dampflok komplett ablösen würde.
Aufgrund von Baumängeln, wie von Friedrich Witte befürchtet, verbrachte die neue Schnellzuglok anfangs sehr viel Zeit für Garantiearbeiten im Krupp-Werk und im Ausbesserungswerk Braunschweig, bis man endlich mit Probefahrten beginnen konnte. Nach der Beseitigung weiterer Kinderkrankheiten wies man die Maschine, wie auch ein Jahr später (!) die 10 002, dem Bw Bebra zu, wo sie im schweren Schnellzugdienst auf der Nord-Südstrecke zwischen Treuchtlingen, Würzburg und Hamburg eingesetzt wurden. Weil es nur zwei dieser eleganten Maschinen gab, war es nicht möglich, ihnen bestimmte, besonders schwere Züge zuzuweisen; sie verkehrten vornehmlich wie ihre Vorgängerinnen, die Baureihe 01.10, die sie eigentlich ablösen sollten, in gleichartigen Plänen. Da sie eine Achslast von 22 t hatten, waren sie zudem nicht so freizügig einsetzbar, so daß ihr Einsatzgebiet auf die Strecken um Kassel und Bebra beschränkt blieb. Nachdem die Nord-Süd-Strecke elektrifiziert war, wurden sie zum Bw Kassel umbeheimatet, wo sie vor den traditionell schweren Zügen auf der Main-Weser-Bahn zwischen Kassel und Frankfurt(Main) Dienst taten und dort ihre unbändige Kraft unter Beweis stellen konnten. Nach der Elektrifizierung auch dieser Strecke war ihr letztes Refugium ein Eilzugpaar zwischen Kassel und Münster(Westfalen).
Das Ende der beiden bei den Personalen eher ungeliebten Loks kam, als bei der 10 002 im Dezember 1966 ein Triebwerksschaden und bei 10 001 im Januar 1968 ein Schieberstangenbruch eintrat.
10 002 wurde schließlich nach einem unwürdigen Heizlokdasein in Ludwigshafen Hbf im AW Offenburg verschrottet.
10 001 hatte ein besseres Schicksal. Nachdem sie in Kassel konserviert abgestellt und für das Verkehrsmuseum in Berlin vorgesehen war, wurde sie einige Jahre auf allen möglichen Ausstellungen gezeigt. Nachdem sich schließlich abzeichnete, daß das Verkehrsmuseum in Berlin in absehbarer Zeit seine Pforten nicht öffnen würde, kaufte das Deutsche Dampflokmuseum in Neuenmarkt die Maschine.
Dort ist sie, wenn auch nicht betriebsfähig, heute zu bewundern.
Das Foto zeigt 10 001 in ihrem ersten Heimat-Betriebswerk, Bebra, wo sie eine Zeitlang im Freien abgestellt war und ihren Kolleginnen der Baureihe 01.5 der Deutschen Reichsbahn aus dem Bw Erfurt P begegnete, die ein etwas gnädigeres Schicksal hatten.

Auf die Drehscheibe...
Auf die Drehscheibe...
Thomas Reitzel

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