The once and only time I met him/Berlin Mitte
Meistens ist es ja so, dass es sehr ernüchternd ist wenn man seine großen vorbilder trifft. In diesem fall, einer ausstellungseröffnung in zusammenarbeit mit dem Stern, war es ganz sicher nicht so. Der mann ist so bescheiden und leise wie im film 'Warfotographer' (oder wie war noch mal der titel). Ich hätte mit ihm sprechen können, denn er suchte förmlich nach interessierten nicht-journalisten. Ich war zu aufgeregt, dachte ich hätte keine frage, die gut ist....
Als meine freundin Dom mit der ich auf der ausstellung war, am nächsten tag zurück nach London flog war direkt vor ihr in der schlange am flughafen beim screenen des handgepäcks er. Eine große tüte mit filmen schüttete er aus und sagte zu den zollbeamten 'a lot of films, I know!'.
Juli B. aus O. an der H. 23/06/2005 14:14
Hallo Carsten Kegler,gutes und wichtiges Thema, das dir da am Herzen liegt. Eine komische Zeit, in der wir leben. Nachtwey wirkt faszinierend, glaubwürdig. Ich denke, das Risiko, das er eingeht, ist sein Leben. Der Mann KANN nicht anders angesichts "der Welt". Möglicherweise tragisch, aber überzeugend und konsequent.
Ich mag das Bild, unscharf wie es ist...
Alle, die den Film nicht gesehen haben: gucken!
Gruß, juli
Carsten Ke. 28/05/2005 14:13
@ Klaus @ alle, danke für Deine/Eure anmerkungen. Dies ist ein thema, welches mir sehr am herzen liegt. Es gibt veränderungen in der medienwelt aber auch einfach nur veränderungen der nachrichtenwahrnehmung.
Ein beispiel: im Vietnamkrieg gab es ein foto, bei dem ein nordvieatnamese vor laufender kamera durch einen aufgesetzten schuss auf die schläfe durch eine südvieatnmesischen offizier erschossen wurde. Dieses bild ist prägend für diesen krieg gewesen und war wochenlang zu sehen bzw wurde diskutiert. Im balkankonflikt gab es ein sehr ähnliches foto von einer situtation der gleichen art. Das foto fand fast keine beachtung. Heutzutage sind nachrichten nur noch etwas wert, wenn es laufende bilder dazu gibt. Die schuld daran liegt auch am betrachter dem nachrichtenempfänger. Martin Bell, eines der alten BBC korrespondenten, sagte ganz richtig, das nachrichten nur dort seien wo eine filmkamera (laufende bilder) ist.
Zur Irak berichterstattung. Ich habe den krieg sehr intensiv verfolgt. Die deutsche berichterstattung der printmedien und im fernsehen fand ich schon sehr tendenziös, also nicht nur beschreibend im ersten schritt sondern sofort wertend. Die amerikanische medienkultur war eine katastrophe. Es gibt auch dort noch qualität, doch lesen nur sehr wenige die NY Times und das niveau von CNN, CBS oder ABC ist endlos gesunken. Fox News der neue große nachrichten sender no 1 macht hofberichterstattung und Murdoch bekennt sich offen dazu. So sind wir in den USA, und meine schwester, die derzeitig in den USA lebt bestätigt dies, bei all den vorhersagen bzw der beschreibung der medienwelt von Noam Chomsky angelangt (Manufacturing Consent). Die auseiandersetzung um den umgang mit dem Koran in Guantanmo ist ein paradebeispiel dafür.
Aber nicht alles war schlecht bei der medienabdeckung des Irak krieges. Der BBC hat einen tollen job vollzogen. Für aufmerksame zuhören/-schauer ging die idee des 'embeded journalism' nicht im sinne des Pentagon auf. Wer radio, fernsehen und das internet beim BBC verfolgt hat wurde vorbildlich informiert. Die zugelassenen deutschen und französische journalisten, soviel zur verteidigung, wurden auf unwichtige positionen bei der verteilung geschoben. Also, es gibt noch einen kritischen journalismus auch von größeren organisationen und Rageh Omar, Lyse Doucet, John Simpson, Clive Myrie, Paul Wood, John Humphreys, Nick Gowing, James Reynolds, Hilary Andersson und Orla Guerin neben weiteren stehen für diesen guten journalismus. Das macht mir einerseits mut und gleichzeitig merke ich wie informationsverarbeitung durch die immer schnellere taktung und geänderte sehgewohnheiten eine immer seltenere eigenschaft wird.
Soviel dazu.
cake
.ina. 28/05/2005 2:15
ich würds ihm mal mailen, freut er sich bestimmt. (o:Klaus DLK 27/05/2005 18:39
Dass es solche Fotografen braucht, mehr denn je, ist eigentlich keine Frage. Das große Problem dabei ist, dass Kriege, wie z.B. im Irak inzwischen zu einem Gutteil an der Propagandafront geführt werden und da braucht es linientreue Berichterstattung und das bedeutet, dass es die Kriegsparteien intern erledigen und da natürlich am propagandawirksamsten durch eigene Fernsehteams, da das Fernsehen am schnellsten das Massenpublikum erreicht.Für die klassische Kriegsberichterstattung bleibt da nicht mehr viel Platz, weil ein Printmedium in der heutigen Zeit einfach zu langsam ist. Dazu kommt, dass die paar Fotografen entweder nur unter strenger Aufsicht gefilterte "Wahrheiten" zu sehen bekommen oder mit extrem viel Risiko auf eigene Faust arbeiten und sich tatsächlich zwischen den Fronten bewegen.
Das Portrait ist übrigens geradezu ideal gelungen und bringt viel rüber - technisch perfekt darf das gar nicht sein ... gefällt mir so wie es ist ausgezeichnet.
gruß klaus
Carsten Ke. 27/05/2005 11:10
@ Michael, genau das ist der grund. Selbst diese Magnum fotografen müssen ihre sache irgendwie finanzieren und die rolle der fotoreportage, die sie noch in den 60ern und 70ern hatte ist nicht mehr da. Ein fotografe der wochen und monate an einem projekt steckt kann zwar viel mehr seiten eines konflikts aufzeigen, doch spielt die schnelllebigkeit der ereignisse und der medien gegen diese art des journalismuses. So ein AP oder Reuter mensch wird zu aktuellen sachen eingeflogen...cake
Michael Hilti 27/05/2005 11:06
das hab ich nicht gewusst, aber jetzt wo du es erwähnst, fällt mir das auch auf....krieg ist wohl zu verstörend, schädigt das anzeigen geschäft und bringt die leser aus dem konzept, aus der schönen wohligkeit....
:-/
Carsten Ke. 27/05/2005 10:53
@ Michael, mit dem verkaufen als kunstwerk habe ich keine probleme. Das ding mit fotografen wie Nachtwey, Salgado,... ist, dass sie kaum noch ein medium ausserhalb der kunsthallen haben. Nachtwey äußerte das problem, dass fotostrecken über ein thema, wohlmöglich krieg, keine printmedium mehr finden. Der Stern ist da in Deutschland noch eine ausnahme und ansonsten mag ich das magazin weniger. In den USA ist die sache noch viel katastrophaler. Sein ehrliches bemühen ausschließlich um die sache nehme ich ihm ab. Er hat durch sein tun die einsamkeit gewählt - eine bewusste wahl. Ganz schön hart.Ta
cake
Michael Hilti 27/05/2005 10:40
natürlich.... jeder wird doch irgendwie gebraucht.... die frage nach dem brauchen steht aber für mich nicht unbedingt im zusammenhang mit dem abgang den wir haben...ich seh schon was du meinst, dass wir solche leute brauchen. als botschafter, zum aufmerksam machen... aber geht das einher, dass er seine bilder später als kunstwerke verkauft?
Margarete Mörtel 27/05/2005 8:49
da hast du recht Carsten, wir brauchen solche Menschen!Die Doku hat mich auch total begeistert
lg Margarete
.ina. 26/05/2005 23:11
ach, auch ohne zu fragen, das waren zwei Momente, die Du nicht vergisst.Oh mann, unglaublich, wie vertraut mir die Situation schon bei viel weniger "berühmten" Menschen ist.
Carsten Ke. 26/05/2005 21:34
@ Michael, sicher aber wir brauchen doch solche menschen.cake
Michael Hilti 26/05/2005 20:35
hm, ich weiss nicht. während der ausübung dessen was man liebt zu sterben, scheint mir grundsätzlich nicht das schlechteste zu sein was es gibt...meine ganz persönliche meinung...
Carsten Ke. 26/05/2005 20:03
@ Stefan, das bild ist vor dem Irakkrieg aufgenommen worden. Die frage, die ich mir bei dieser verletzung im Irak stellte ist, wie oft er noch davon kommt.cake
Katrin Ze. 26/05/2005 19:02
schliesse mich an, ja!!!Hättest die Chance wahr nehmen sollen:-)
Mir wären die Knien weich geworden...
Michael Hilti 26/05/2005 18:57
es beneiden dich alle. und: so do i...muss denn film unbedingt mal wieder gucken...