3 418 10

Petra Schuh


Premium (Pro), Leverkusen

Trauer

Skulptur "Prüfung" von Edith Breckwoldt
(auf dem Gelände der St. Nikolai Kirche HH)
Wer sich über die Bestimmung der Skulptur informieren mag:
http://www.gefuehlte-formen.de/

Ein Gedicht, das ich im Januar 2005 nach der Tsunami-Katastrophe geschrieben hatte, passt - wie ich finde, trotz wesentlich anderem Bezug - zu diesem Bild:

Leise weht der Wind durch Palmenspitzen,
stahlblau lacht des Himmels Dach.
Sonne – braune Körper schwitzen
am Strand – weiss, traumhaft und flach.

Eisverkäufer spurten emsig
zwischen Handtuchteppichen dahin.
Preisen Süsses, fruchtig-cremig -
Es liegt ein kühles Glück darin.

Faszinierend rollen im ew’gen Gleichmaß
Die Wellen an Land mit Getös -
warmes klares Wasser – der Kinder Spaß.
Gutes festes Geld - der Insulaner Erlös.

So lebt sich’s im Einklang von Geben und Nehmen
nicht schlecht auch im ärmsten Land.
Wär’ da nicht der Ereignisse bedrohlicher Schemen,
der sich nähert als stahlharte Wand.

Schaum und Gischt in ungeheuren Mengen
sind weit draussen zu sehen als Schauspiel so rar.
Keiner glaubt an ein Untier mit wässrigen Fängen,
das richtet seine Gier auf das, was bald war…

Näher und näher kommt die Urgewalt
ein Riese – getragen auf den Wehen der Welt.
Welch winzigkleine, zerbrechliche Gestalt
steht tausendfach gemehrt am Strand – der Opfer Feld…

Noch kurz der Gedanke: Welch große Natur!
Doch macht er sehr bald Raum dem Erkennen,
dass hier die Erde zieht ihre Spur
im ewigen Schaffen und Ändern. – Rennen!

Nicht Beine so flink und Arme so kräftig
können verhindern, was nun beginnt.
Es wirbeln die Leiber, die Häuser so heftig
Als seien sie Federn im Ventilatorwind.

Mensch weint um Menschen
Frau weint um Mann
Kind schreit nach Mutter
solange es kann.

Tote Leiber, wohin man nur schaut,
unter sengender Sonne im Urlaubsland.
Keiner, der sich zu schauen traut
nach hinten, woher sie kam – die Wand.

Stumme Blicke, leere Augen,
Tränen, die einfach laufen.
Rückzug in’s persönliche Anderland,
zu vergessen die Leichenhaufen.

Zehn Minuten nur – die Erde hat’s nicht gemerkt,
liessen Träume zerplatzen wie Seifenschaum.
Am Ameisenhaufen wird emsig gewerkt,
des Riesen Fuss wandert weiter durch Zeit und Raum.

Leise weht der Wind durch Palmenspitzen,
stahlblau lacht des Himmels Dach.
Sonne – keine Körper schwitzen
am Strand – weiss, traumhaft und flach…

In tiefem Respekt,
eine trauernde Ameise

(c) Petra Schuh 2005

Commentaire 10