Tundrasaatgans: Lange verschlafen, kurz aufmerksam 01

Tundrasaatgans: Lange verschlafen, kurz aufmerksam 01

Es ist immer eine „schwere“ Entscheidung, sich bei Nieselregen und kaum Licht mit der gewichtigen Optik an den Main zu schleppen. Wenn aber – wie jetzt im November – für Offenbach eher ungewöhnliche Vögel wie ein Gänsesäger und eine Tundrasaatgans überraschend zu Gast sind, sollte man sich trotzdem in Bewegung setzen.
Den hübschen Gänsesäger hatte ich Anfang November während einer Schauerpause bei gutem Licht erwischt.

Die Tundrasaatgans hingegen dachte beim Maindümpeln an diesem Tag überhaupt nicht daran, sich dem Ufer einmal in wenigstens halbwegs fotogener Pose zu nähern. Gan(s)z im Gegenteil – meist sah ich nur ihr Hinterteil im Bereich der Flussmitte. Also blieb mir gar nichts anderes übrig, als es heute noch einmal unter miserablen Lichtbedingungen zu versuchen.
Ich fotografierte von den vielen Hundert anwesenden Vögeln Höckerschwäne, Kanadagänse, Stockenten, Teichhühner, Nilgänse, Bläßhühner und und und – die Tundrasaatgans war nicht zu finden. Es nieselte stärker und ich wollte langsam aufbrechen, als ich „mein Motiv“ plötzlich mitten in einer Nilgansgruppe schlafend entdeckte. Die Tundrasaatgans schlief auch nach einem Käsebrot, einer Banane und einem Apfel weiter. Ich fragte mich langsam, ob nicht vielleicht auch Tundrasaatgänse Winterschlaf halten und ich in der Literatur irgendetwas grundlegend falsch verstanden hatte. Dann kam plötzlich mit gewaltigem Getöse und Wellenschlag verursachend ein Arbeitsboot mainabwärts vorbeigerauscht. Alle Vögel wurden kurzzeitig unruhig und die Saatgans wach. Kaum zu fassen: Sie stand auf, reckte und streckte sich und guckte, was da wohl los war. Wegen des schlechten Lichts wurden die ersten drei Fotos völlig unscharf, das vierte und letzte gelang halbwegs. Und dann legte die Tundrasaatgans sich wieder hin und döste weiter ….

Hessen, Südhessen, Offenbach/Main, 21.11.16.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/300 VR, aus der Hand.