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Karloland


Premium (Basic), fast immer analoges

Vor genau 75 Jahren

starb Walter Löwenberg.

In letzter Zeit wache ich häufiger nachts auf und stehe am Fenster -besonders wenn der Mond auf die Nachbarvilla scheint.

Dieses Haus eine wunderschöne feudale Prachtvilla
steht seit nunmehr 4 Jahren weitgehendst leer; seit Frau S. spätabends nochmals vor die Haustür ging und stürzte, mehrere Stunden dort lag und mit Unterkühlungen ins Krankenhaus kam und wenige Tage später dort verstarb. Frau S. eine frühere Kaffeehausbesitzerin aus Frankfurt kaufte dieses Anwesen vor über 10 Jahren und lebte zumeist alleine dort.
Kinder mochte sie nicht besonders.
Von 1934 bis 1945 war dieses Haus einmal ein SS-Hauptquartier indem sich auch ein Folterkeller befand.
Dort wurde unter anderem auch der jüdische Kommunist Walter Löwenberg inhaftiert und gefoltert. Er gehörte zum Aufbaukommando des KZ Sachsenhausen und ist dort am 1. März 1937 ermordet worden.

Nach dem Kriege übernahmen es die Amerikaner und es wurde als Offiziersvilla genutzt.
Irgendwann in den fünfzigern wurde es den Erben der Besitzer zurückgegeben. Als Mieter beherbergte es u.a. in den achtzigern eine Wunderheilerin welche ihre Patienten auch mal in eine heiße Badewanne steckte, dies ging einmal schief und der kränkliche Patient verstarb darin.
Die Wunderheilerin wurde zu ein paar Jahren auf Bewährung verurteilt.

Die jetzige Erbengemeinschaft kann es zu ihrem geforderten Preis seit mehr als 4 Jahren nicht verkaufen. Es steht fast leer; nur alle paar Wochen kommt wieder mal ein Gärtnerkommando vorbei und mit viel Getöse wird das nötigste getan. Bäume fallen um durch Windbruch und vieles überwuchert.

Und manches mal stehe ich am Fenster.

"Irgendwie sind Deine Fotos immer so traurig" sagte meine Tochter vor einigen Tagen zu mir.


Voigtländer 6x6. Aufnahme 2010.

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