Retour à la liste
"Weißt Du, der Acker, das ist nicht mein Zuhause. Der Acker ist meine Heimat..."

"Weißt Du, der Acker, das ist nicht mein Zuhause. Der Acker ist meine Heimat..."

10 876 84

"Weißt Du, der Acker, das ist nicht mein Zuhause. Der Acker ist meine Heimat..."

Vorstellung der Bewohner des Gnadenackers, den die Stadt München räumen lassen will, weil er die schöne Bundesgartenschau stört. Die Obdachlosen dürfen sich dann ihre Bauwagen für 500E/Stück aus der KFZ-Verwahrstelle abholen.
Dabei ist der Acker Privatgelände und ordnungsgemäß gepachtet! Aber die Nutzung widerspricht dem Baurecht, also sollen die Leute (die hier seit 1996 sehr gut organisiert unter einem gemeinnützigen Verein in Selbstverwaltung leben) weg.
Mehr Infos unter diesem Bild:


Interview mit Edzard:
Jesus [Anm.: der Vorsitzende des Vereins Peter Kranawetvogl wurde wegen seiner Liebe für die Bibel von den Straßenpunks „Jesus“ (englisch) genannt] bringt mich zum Rathaus, das gleichzeitig Versammlungsort und seine Wohnung auf dem Acker ist.
Wir sitzen zusammen und reden, als Edzard die quietschende Tür öffnet.
Jesus ruft im gespielten Kommandoton: „Edzard, reinkommen! Interview!“, Edzard steht stramm, ruft „Jawoll Chef!“ und alle lachen. Wir trinken Kaffee und im Gespräch fällt mir, neben seinen listig lachenden Augen, sein norddeutscher Akzent als Erstes auf.

S: Edzard, wo kommst Du her und was hat Dich nach München verschlagen?
"Ich komme ursprünglich aus Hamburg, zog dann aber mit meiner Frau und meinem Stiefsohn nach Berlin. Dort hatte ich dann eine Musikkneipe.
Leider ging die pleite und wir zogen zurück nach Hamburg. Meine Frau hat sich von mir getrennt und meinen Stiefsohn mitgenommen.
Auf der Suche nach Arbeit bin ich dann nach München, ich hatte ja Koch gelernt, und hoffte, hier was zu finden. Aber das klappte nicht."
S: Der Grund ist da ja leider bei einigen hier der Gleiche...
"Das Alter, genau. Mit 52 gibt es da nichts mehr. Mir ist dann das Geld ausgegangen und ich musste in eine Obdachlosenunterkunft ziehen. Nach 4 Monaten dort drin konnte ich nicht mehr und hab mir mit einem Kumpel 2 Zelte gekauft und dann sind wir runter an die Isar und haben den Sommer über dort gewohnt.
Anfang Herbst 2003 sind wir dann wieder zurück in die Obdachlosenunterkunft - wegen dem Wetter. Einen halben Monat hab ich dann noch auf der Straße gelebt und kam dann durch meinen Kumpel Siggi auf dem Acker. Das war am 12.11.2003. "
S: Wie war das so für Dich, als Du auf den Acker kamst?
"Ich hab „Jesus“ getroffen und er hat mir alles gezeigt und ich hab vorsichtig gefragt, wann ich denn eventuell einziehen könnte und er meinte „Zieh sofort ein.“.
Da bin ich dann in den Marienkäfer-Wohnwagen gezogen. Das war einfach schnelle Hilfe als es am nötigsten war."
S: Fühlst Du Dich wohl auf dem Acker?
"Weißt Du, der Acker, das ist nicht mein Zuhause. Der Acker ist meine Heimat.
Diese „Schreibtischtäter“ sollen das begreifen, dass wir ganz normale Bürger sind! Wir sind keine Kommune und wir sind auch keine Aussteiger! Wir sind genauso ganz normale Spiesser und schwimmen im Bürgertum mit. Nur eben auf unsere Weise."

Er grinst bei dem Gedanken und wieder blitzen und lachen seine Augen durch den Raum.

Weitere Bilder aus der Serie:

"Lasst den Krüppel doch auf der Straße pennen!"
"Lasst den Krüppel doch auf der Straße pennen!"
Sebastian Unterreitmeier




So, habs nochmal auf einem anderen Monitor angeschaut und da wars wirklich viel zu dunkel. Habs nochmal korrigiert - besser so? :)

Bisherige Anmerkungen:

Jörn Stubbe, heute um 17:02 Uhr
gutes bild!

den print mal im gesicht etwas weicher, damit man die augen etwas besser erkennen kann ;)

Geronimo ..., heute um 17:04 Uhr
fügt sich nahtlos in die ganze Geschichte ein; und natürlich mag man trotz gutem Photos bei der Thematik keine wirkliche Freude aufkommen. Rein technisch ist es mir im Gesicht etwas zu dunkel.

Gruß, Peter

Ärol Tasko., heute um 17:05 Uhr
wichtige doku

Sebastian Unterreitmeier, heute um 17:12 Uhr Meinen Eintrag verändern oder löschen
Danke euch.
Hatte mit dem Gesicht lang überlegt und fand es so düster eigentlich ganz gut. hm. Bei den Augen war auf dem Print nich viel rauszuholen, die liegen sehr weit hinten bei ihm und die Augenbrauenpartie ist sehr markant.

Commentaire 84