Wer jetzt kein Haus hat

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

Commentaire 3

  • Elisabeth Schiess 22/11/2006 0:50

    ¦@Dietmar: dann kommt er jetzt halt von Herzen nochmal!
    @Felix:es war im November, jetzt grad eben, als die ersten Schneefälle diese süditalienische Landschaft verzauberten. Hier allerdings kannst du das nur sehr
    mühsam entziffern, ich schick dir ein Bild drunter, das es deutlicher zeigt, aber einige Minuten später. Man kann (zum Glück) nicht alles sofort entziffern...
    LG ES

    Basilicata im Schnee
    Basilicata im Schnee
    Elisabeth Schiess

  • Wolfgang Weninger 21/11/2006 21:45

    sollte in der Gegend eine Haus frei sein und nicht allzu teuer ... ich hab noch kein Haus :-) aber ich mag die Gegend, wie du sie zeigst
    Servus, Wolfgang
  • Dietmar Wegewitz 21/11/2006 10:25

    hallo ELI,
    na, so mancher wär ja schon happy, wenn er nicht im pappkarton durch den nächsten winter müsste.
    und ich selbst wär angesichts solcher landschaft so ergriffen und sprachlos, daß ich doch glatt vergäße zu knipsen - obsdusglaubsodanich ;)
    lg dietmar

    diesen text von Rilke wollte ich dir als anmerkung senden, ursprünglich kam er ja mal von dir zu mir.