wie aus einer anderen Welt

Leopold fühlte sich etwas leichter um's Herz, als er nach Stunden des Nachdenkens in der beschaulichen Stille des Badesees zwischen Maisfeldern und blühenden Wiesen hindurch Richtung Linz wanderte.
„Eine Brotzeit wäre gut!“, dachte er, und erspähte im gleichen Augenblick einen kleinen Gasthof,
der heimelig wirkte und mit Most und Speck lockte.

Und dann geschah es … wie so oft im Leben völlig unerwartet, unerklärlich und doch so wunderbar einfach.
Denn kaum hatte der Hartbrandwichtel die winzige Gaststube betreten, erschien … ja, man kann es nicht anders beschreiben … unserem Helden eine Gestalt, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Das Wesen war so zierlich, so lieblich, grazil und einfach nur engelsgleich. Leopold verschlug es die Sprache, er zitterte am ganzen Hartbrandwichtelleib, sein Herz schlug Purzelbäume … kurz, er fühlte sich vom Blitz getroffen und wäre wohl zersprungen, wenn er sich nicht im letzten Moment darauf besonnen hätte, das dies wohl DER Augenblick
seines Lebens war, wo es wirklich darauf ankam, seinen Wichtel zu stehen.

„Contenance, Leopold, contenü!“, sprach er sich zu, was allerdings nicht sehr überzeugend klang, denn wie man mit solchen Situationen umgeht, das wusste der Wichtel freilich nicht. Die Maid hingegen lächelte, was Leopold noch mehr verwirrte, und fragte, was sie ihm denn Gutes tun könne, und ob er bei dem schönen Wetter nicht lieber
auf der Terrasse Platz nehmen möchte.

Leopold beließ es zunächst bei der Bestellung einer zünftigen Brotzeit. Doch als diese serviert war, hatte der Wichtel sich so weit gefangen, dass er einen Schritt auf das Mädel zu machen und sie nach ihrem Namen fragen konnte.

„Marei“ … wie das klang! Wie Musik, wie eine Ode an die Schönheit, die Anmut, die Freude …
eigentlich an das Leben selbst! Leopold war so verzaubert, dass er die Holde nur anzustarren vermochte.
Das war sie also, die „Liebe auf den ersten Blick“? So fühlt man sich, wenn Amors Pfeil einen trifft,
vorbeigeschossen an den Schmetterlingen, die im Bauch so heftig flattern, dass einem Angst und Bange wird?

… und vergessen waren die flehentlichen Aufforderungen der Dame am Telefon, die sein Wichtelunterteil in so gehörige Aufruhr versetzt hatten! „RUF! MICH! AN!“ tönte es noch ein letztes Mal in seinem Ohr, um für immer zu verebben.
Und auch das Tütü der schönen Nachbarin nebst deren Wackelpo verblasste in Leopolds Erinnerung,
denn für ihn gab es nur nur dieses eine Sehnen: MAREI! MAREI!! MAREI!!

Es kam, wie es kommen musste: Nach der anfänglich zaghaften Annäherung wurden die beiden frisch Verliebten zutraulicher, und als Leopold sich verabschieden musste, trat Marei sogar einen Schritt auf Leopold zu und bot
ihm die Wange zum Kuss an.

Hartbrandwichtel Leopold war glücklich, denn es fühlte sich endlich richtig an!

Commentaire 32

  • Starcad 19/10/2019 17:04

    Das hat er sich doch verdient. Ist ja auch langweilig so ganz allein auf der Welt.
    LG Marc
  • Klacky 19/10/2019 13:39

    Leopold ging beschwingt nach Hause.
    Das war ein gelungener Tag.
    Doch wie sollte er das mit seinem Datingportal in Einklang bringen, jetzt, wo er schon die große Liebe gefunden hatte? Sie war zwar klein, paßte aber genau zu ihm.
    Er legte sich schlafen und troimte süß und schlief gar wonniglich.
    Er ahnte noch nicht, daß man ihn dieser Sorge entheben sollte.
    Er schlief und troimte.
    Er troimte und schlief.

    Da, plötzlich, schon nach Mitternacht war es, fuhren vor dem Haus lauter Manschaftstransporter vor, mindestens fümpf oder sex.
    Mit Blaulicht.
    Bremsen kwietschten.
    Männer sprangen aus den Wagen, schwer vermummt und bewaffnet.
    Kommandos schallten über den Hof.
    Stiefelgetrappel auf der Stiege.
    Ein kurzes und hartes Pochen an Leopolds Zimmerüre.
    "Aufmachen, Poliziei!"
    Und ehe er sich's versah, trat schon der Rammbock des SEK in Aktion, die Tür wurde aufgesprengt und das halbe SEK stürmte ins Zimmer, die andere Hälfte sicherte das Haus rundum, natürlich mit Maschinenpistolen im Anschlach und in alle Himmelsrichtungen.
    Unsampft wurde Leopold aus seinen Troimen und auch dem Bett gerissen, auf den Boden gepreßt, die Hände wurden hinter seinem Rücken mit Kabelbindern zusammengeschnürt, die Füße auch. Sein Mützchen war abgefallen ud lag so hilflos wie er in der Bude.
    Leopold zitterte am ganzen Leibe, wo was nicht sehr viel ist, denn er ist ja eh nur eine halbe Portiion. Er zitterte und wartete, aber keine Sau las ihm seine Rechte vor, dabei war das doch sein Recht, das wußte er aus dem Fernsehen.

    "Wir haben ihn!" schnurrte Hauptwachtmeister  Festefix.
    "Abführen!" bellte er.
    Unsampft, wieder einmal, zerrte man den HBW hoch, schubste ihn die Treppe runter und in einen der Manschaftstransportwagen. Mit Tatütata ging es ab durch's Dorf zum nahegelegenen Gefängnis, wo man den armen Wichtel in eine Zelle warf.

    Seine Gedanken rasten, sein Herz bumperte. Was war geschehen? Was hatte er verbrochen? Er wartete lange, nichts tat sich, Ruhe im Block.
    Erst am nächsten Morgen, als er schon die Hoffnung aufgegeben hatte, wurde die Zellentür aufgerissen.
    "Da isser, das isser!" meinte ein Gefängniswärter und zeigte auf ihn. Leopold nickte, denn das war er ja wirklich, er und nur er.
    Zwei Herren in Anzügen nichtdeutscher Machart traten ein, mit Sonnenbrillen.
    Sie wiesen sich nicht aus, hatten das wohl nicht nötig. Sie holten ein Bild aus dem Jacket, sahen Leopold an, sahen das Bild an und nickten auch.
    "That's him!" bestätigten sie.
    "That's the baby snatcher! You must hang him!" sagten sie dem Gefängnisdirektor im Befehlston. Dieser erklärte dem immer noch und schon wieder zitternden Leo die Sache. Die CIA hatte im Rahmen der weltweiten Überwachung des Internets auf der Suche nach Verbrechern allgemein und nach Kinderporno-Grafen im besonderen Bilder von Leo und Marei entdeckt, dem Alten, der sich der Lütten in unsittlicher Weise nähert, und Alarm geschlagen. Gemäß internationaler Verinbarung wurde denn die SEK-Aktion gestartet, und nun war er gefaßt, die Missetäter. Gut so! Orden würden verteilt werden, und Beförderungen würde es geben.
    Hach, wie gut ist doch die Welt, auch wenn sie in großen Teilen verderbt ist.

    Wie würde Leopold aus dieser Nummer herauskommen?
    Würde er überhaupt herauskommen?
    Leo, oh Leo!
    • Runzelkorn 21/10/2019 16:02

      Allmählich ebbte das Zittern ab, das ihn nach dem ersten Schreck fest im Griff gehabt hatte, und sein gesunder Wichtelverstand machte sich wieder in ihm breit – vom obersten bis zum untersten Zipfel. Diese sonnenbebrillten Geheimagenten würden ihn, Leopold, nicht in ihrem Ersatz-Santa Fu festhalten können. Das hatte er gleich gewußt. Denn in ihrem Stolz und ihrer Überheblichkeit hatten sie ihn für eine dicken Fisch gehalten, ohne sich über die Größe dieses Wichtelfisches klar zu sein. Daß er durch das eisenbewehrte Fenstergitter leicht hindurchspazieren würde, das hatte er gleich gesehen. Draußen hörte er noch, wie jemand forderte: „Harry, fahr den Wagen vor“. Dann war Ruhe. Zeit, nun endlich den geheimen Wichtelfunk zu aktivieren, der ganz oben in seine Mütze verborgen war. „Hol! Mich! Ab!“ schrieb er umgehend in einer verschlüsselten Botschaft, die so verschlüsselt war, daß dafür nicht mal ein komplettes Schlüsselbund ausgereicht hätte. Und Nils Holgersson, sein Wichtelvetter hoch oben im Norden, reagierte sofort. Gemeinsam mit Martin, dem Gänserich, stärkte er sich noch mit einem halben Hähnchen, und schon flatterten sie zuverlässig vor Leopolds Gefängnisfenster herum. Grinsend und feixend drehten sie noch eine Ehrenrunde über dem Knast, nicht ohne auf die empörten Wärter noch eine Portion Gänseschiss abzufeuern, und machten sich flugs auf den Weg nach Berlin. Im Schloss Bellevue wartete schon der Bundespräsident auf sie, der noch nie einen Wichtel empfangen hatte, und strahlte über alle vier Backen. „Na! Na!“, dachte Leopold noch bei sich, um dann seine Haftbeschwerde los zu werden. Der Präsident zeigte sich ziemlich einsichtig und bestellte gleich noch einen Satz Wichtelmützen, die er beim nächsten Neujahrsempfang allen Ministern über die Ohren ziehen wollte. Doch Leopold war in seinen Gedanken schon ganz weit weg, bei seiner neuen Geschäftsidee nämlich, über die er sich mit Nils einig geworden war: Eine Bio-Wildgans-Airline, für die sie längst Martins Kumpel angeheuert hatten. Sowas gab es noch nie und versprach größte Gewinne. Zumal sie sich den Namen „Luftgansa“ mitsamt dem Logo, einer geflügelten Wichtelmütze, schon hatten schützen lassen.
    • MONA LISA . 21/10/2019 16:28

      :-)))
      Ihr macht mich echt fertig! Kaum habe ich (zum wiederholten Male) den Text geändert, kommt ein neuer Ansatz ... der natürlich irgendwie in den Fortgang der Handlung eingebaut werden muss!
      Vor allem die neue Geschäftsidee "Luftgansa" gefällt mir ausgesprochen gut. Das muss im nächsten Geschichtenblock aufgegriffen werden. Im Moment muss er sich erst mal von diesem Block erholen. Es war ja aufregend genug mit all dem Wirbel um Band und Dating-Portal!

      Mal sehen, wie ich das jetzt einarbeite ... und den Rest für später vormerke.
    • Runzelkorn 21/10/2019 17:45

      ;-)) Die Geister, die ich rief.....
    • MONA LISA . 21/10/2019 18:27

      Ach, wenn es solche Geister sind, dann kann ich gut und gerne damit leben! :-)