Wie man sich einen Flötisten erschafft / Come si crea un flautista (3)
Zur Zeit laufen die aufwändigen Vorbereitungen zum CARNEVALE 2011 in Sciacca. In diesem Jahr sind es acht Gruppen, die sich zusammenfinden, um (in Konkurrenz zueinander) riesige 'carri allegorici' (LKW-Anhänger mit allegorischen Figuren) zu bauen.
Über massiven, schweren Eisenkonstruktionen werden aus Maschendraht, Kunstharz, Styropor und Pappmasché Figuren errichtet, die zum Schluß farbenprächtig bemalt werden. Der Clou ist aber, dass mit Hilfe vieler Elektromotoren, die innerhalb der Figuren versteckt sind, über Bowdenzüge, Hebel und Ketten die Figuren auf dem Wagen bewegt werden. Unterm Wagen ist ein Stromgenerator verborgen, der für Beleuchtung und Bewegung sorgt. Und der gesamte Aufbau wird konstruiert ohne zuvor auch nur einen einzigen Konstruktionsplan zu zeichnen. Die einzige bildliche Darstellung, die am Beginn existiert, ist ein ‚bozzetto’ (kolorierte Zeichnung), die eine Vorstellung vom fertigen Wagen gibt.
Und diese Wagen mit ihren gigantischen Aufbauten werden während des Karnevals von Treckern langsam inmitten der wogenden Menschenmasse durch die engen Straßen Sciaccas gezogen; Teile der Figuren reichen oft bis zum vierten Stock der Häuser, von wo dann Kinder gern versuchen, die Figuren vom Balkon aus zu berühren.
Als ich vor acht Jahren zum ersten Mal diese Arbeitsmonate mit der Kamera begleitete, konnte ich nicht glauben, was ich dort sah. Inzwischen weiß ich: es funktioniert – die sehr ausgetüftelten Konstruktionen, bei denen Improvisation häufig fröhliche Urstände feiert, setzen mich dennoch immer aufs Neue in Erstaunen.
Auch die Opferbereitschaft der Gruppenmitglieder, was Zeit und Geld betrifft, ist erstaunlich; die Arbeiten an den ‚carri’ dauert ca. drei Monate (die letzten Arbeiten finden noch statt, wenn der erste Wagen sich bereits zum Umzug in Bewegung setzt), der Carnevale selber dauert dann nur fünf Tage.
Die Figuren werden in Einzelteilen in verschiedenen Lokalitäten konstruiert, z.B. leerstehenden Hallen, Magazinen, unbewohnten Neubauhäusern, Garagen. Ein paar Tage vor dem Fest werden die Karren dann in einer für den Verkehr gesperrten Hauptstraße aufgereiht. Dort werden die Einzelteile zusammengefügt und die Bewegungselemente miteinander verknüpft, Probeläufe gestartet. Mehrere angemietete Kräne werden tätig, die - oft in abenteuerlicher Weise - Bauteile und Arbeiter durch die Luft hieven. Dem deutschen TÜV würden die Haare zu Berge stehen! Und unten auf der Straße schlendern jede Menge Einwohner herum, und zwischen den Menschen auch noch die allgegenwärtigen Motorroller-Fahrer (wie auch ich natürlich, mit Kamera).
Ich war in Deutschland nie sonderlich vom Karneval angetan, der Carnevale in Sciacca ist aber doch etwas Besonderes wegen der überschäumenden Kreativität und Opferbereitschaft der Gruppenmitglieder. In dieser Zeit bin ich oft abends dabei, beobachte, frage, staune, werde in der Regel dort zum Essen eingeladen (es gibt eine Küche, der Koch ist Mitglied der Gruppe), und ich darf auch fotografieren, was (wegen ‚Spionagegefahr’) nicht immer gern geduldet wird.
Der ‚Carnevale Saccense’ lohnt einen Besuch, bei mir hat er die Leidenschaft für’s Fotografieren entfacht; und ich hab mittlerweise ein umfangreiches soziales Netz von Bekannten und Freunden hier in Sciacca, die meisten Leute kenne ich durch den Carnevale.
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Cari amici italiani, scusatemi per la mancanza di un testo in italiano – è troppo! E al momento mi manca il tempo per farlo, scusatemi.
Paolo JuliuS Sceusa 08/01/2011 22:54
Quando sarà completato, suonerà benissimo il flauto:-)))Ottimo scatto !!!!!!!!!
Ciao, Paolo.