Wurstwasser
Norwegen 80er Jahre (handgeschriebener und geklebter Reiseband "Den Norden gestriffen")
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Kartoffelsuppe mit Einlage
Seit ca. 60 Jahren gibt es bei meiner Mutter am Samstag Kartoffelsuppe mit Einlage. Es hat sich hier die Philosophie herauskristallisiert, dass die Suppe gut sein muss, aber dass es besonders auf die Einlage ankommt. Eine gute Einlage macht nicht nur satt, sondern schmeckt auch. Bei einer guten Einlage braucht man kein Brot dazu. Brot dazu ist nett und gesellig, aber meine Mutter hat den Ehrgeiz ohne Brot auszukommen. Denn eine Suppe soll an sich satt machen, auch wenn die Einlage dazu, mehr als die Suppe an sich ist. Nämlich Suppe mit Einlage. Aber meine Mutter mag es einfach, wenn man nach der flüssig sämigen Suppenkonsistenz auf eine festere Einlagenkonsistenz trifft. Dann hat man das Gefühl, was Richtiges zu haben, auch wenn es nur die Suppe gibt.
Am Sonntag gibt es keine Kartoffelsuppe, weil das nicht geht. Sonntag gibt es ein Sonntagsessen und man freut sich auf ein Sonntagsessen nur dann, wenn es Samstag ein Samstagsessen gibt. Man soll am Samstag eben auch nicht schon übermäßig Mittagsspaß haben. Zum Beispiel Roulade mit Klößen oder Hähnchen mit Rotkohl oder Steak mit Kräuterbutter.
Früher gab es ja auch keine Sonntagsessenrestaurants. Früher gab es Restaurants in denen das Essen nie annähernd so schmeckte, wie zuhause. Weil das eigene Essen immer so gekocht wurde, dass fremdes Essen da nicht rankommt. Wenn ich später am Sonntag Essen ging, musste ich immer daran denken und habe mir dann aus Ehrfurcht höchstens Pizza Margarita bestellt, oder ein Kräuterbrot ohne Butter.
Kartoffelsuppe mit Einlage ist so unhipp wie Kraut und Rüben, aber handfest wie Mostrich. Meine Mutter hat in ihrem Leben nie das Wort Senf benutzt. Es gab vielleicht vier Samstage in den letzten 60 Jahren, in denen meine Mutter keine Kartoffelsuppe mit Einlage gekocht hat. Diese Samstage haben sie im Leben nicht weitergebracht. So ist sie bei der Kartoffelsuppe mit Einlage geblieben. Aus gutem Grund.
14. Mai 2010
elvisfirewolf 15/05/2010 0:27
mich hat man früher genötigt, einlagen in schuhen zu tragen.ich hätt dankbarkeit empfunden, wenn sie nur in der kartoffelsuppe gewesen wären.
Zwei AnSichten 14/05/2010 22:44
In Norwegen hatte ich immer so eine unbändige Lust auf Salatgurken, 6,50 DM musste ich dafür 1976 bezahlen ...lg Ingrid
Frechdax . 14/05/2010 22:14
;-)))Herrlicher Kartoffelsuppentext!!!!
Ivy Ó Donóghúe 14/05/2010 22:06
Wurstwasser ist ein fürchterliches Wort ...das Bild und der Text machen es wieder wett ...
Photomann Der 14/05/2010 21:09
meine Assoziationen zu dem bild bild titel und text würden, das schöne in diesem text wohl zerstören, drum lasse ich es, wollte aber eben anmerken daß dieses bild der titel und der text wirkung zeigen.lg sven
Adrena Lin 14/05/2010 20:42
Da kommen die eigenen Erinnerungen.....:-)))))