„Brave Leute waren sie die Gefährten, sie murrten nicht
über die Mühe noch über den Durst noch über die
Kälte,
sie verhielten sich nach Art der Bäume und der Wogen
die den Wind hinnehmen und den Regen
hinnehmen die Nacht und die Sonne
und beständig bleiben im Wechsel.“
Giorgos Seferis, aus: Die Argonauten
manchmal sangen sie auch. das waren die tiergartenjahre, wir
spielten vor dem reichstag auf. später, schon entfernt
traten wir im wedding an, barfuß-strasse, schillerpark. fast
kahler acker, komplett türkisch, das gedröhn
im kopf, die boings, die sich senkten richtung tegel. so
wichen wir zurück. bis potsdam, dort war alles schön: ein rasen, schattig, das bad
nach dem spiel im heiligen see. viele kaps liessen wir hinter uns. wir
schwammen an den beiden
villen günter jauchs vorbei. wir sassen am ufer, ein tisch & die terrassen
vor der villa kellermann. die sonne ging unter. der nachtgeruch kam, im nacken
die langsam trocknenden haare. wir waren von schlössern
& gärten umgeben. dazu das weizen, der
spargel, die spielanalyse – alles in allem: das süsse
leben. bis
etwas aus dem schatten trat der büsche: des
lebens fremd & unterste behörde. was uns auf immer dieses orts verschlug, dieser
letzten wunderwiese, wielandstrasse, früher hitlerring. noch & tapfer hielten wir
in potsdam aus, entfernt der paradiese. ein hartplatz, öffentlich, die öde
insel, öder strand, wo endlos eiternd feiner sand sich legte in die frischen wunden. so
altern beine, altern arme, donnerstag für donnerstag. wir sahen
gute männer in die kniee sinken. der ausbruch kam: die hehre lichtung, wald-
platz richtung michendorf. wir reisten an – doch fanden keine menschen, dort
entbehrten wir des gegners. die gefährten, dann, gesenkten augs, schon aller suche
müde dieses scheiterns, zogen nach berlin zurück. eine strasse namens forckenbeck:
preussisches herrenhaus der mann, doch englisch war der rasen, wie
letzte leidenschaft so voll & dicht & kurz, so schön & wenig wirklich. der
platzwart, wieder preussisch, sprach: „nix mit stollen, junge, zieh
die töppen aus“. ich sah den mann nie wieder. wir fragten oft, wir wissen nicht –
ist dieser platzwart schon verstorben oder seine stelle ausgelöscht? der platz
verkommt, das vlies verblasst – die fahrten, sind sie ohne ende? doch
frag ich mich leiser, waren
nicht die seelen der gefährten längst, sind unsre körper nicht schon lange
eins mit jenem ernsten
antlitz dieses platzes? mit den narben, furchen, mit dem dunklen
abgenutzten? die saison war gross, die spiele gut, wohin
jetzt ziehn – wie lange noch
ihr freunde, fliehn? lieber winfried, hendrik, peter, carsten, lieber michael, tobias, jan –
diesmal, bitte, lasst uns bleiben: brüllen, traben, tore schrein & pässe schlagen, lasst
uns noch eins zwei gute bälle über diesen aller
letzten acker tragen –
(1990-2005)
- Lutz Seiler -
_________________________
Du, der "Einzig Wahre Fussinaut"
sei willkommen in diese virtuellen Welt -
Freu mich auf all Deine Bilder, da sie auch mir eine Inspiration sind, wie auch Deine Gedanken -
Wünsch mir wieder eine baldige, gemeinsame Phototour...es wird ja bald wieder warm.
molokai 27 06/02/2009 13:49
KontrasteEinmal im Nachspann, als ein
Foul wiederholt wurde, sah ich
erst dann zwischen den Spielern
eine Elster in Panik vom Rasen
abheben. Für einen Moment abgelenkt,
folgte das Bild in Zeitlupe ihrem Flug,
während der Tumult
im Hintergrund unscharf wurde,
bis sich die Kamera abrupt
aus ihrem Sog löste und zurück
auf die fallenden Körper hielt.
- Hendrik Rost -
________________________
na ? is´ dat nich´ och Deine "Arbeitsweise" ?
w.
molokai 27 06/02/2009 11:30
die fussinautenmeinem fussballfreund gewidmet
„Brave Leute waren sie die Gefährten, sie murrten nicht
über die Mühe noch über den Durst noch über die
Kälte,
sie verhielten sich nach Art der Bäume und der Wogen
die den Wind hinnehmen und den Regen
hinnehmen die Nacht und die Sonne
und beständig bleiben im Wechsel.“
Giorgos Seferis, aus: Die Argonauten
manchmal sangen sie auch. das waren die tiergartenjahre, wir
spielten vor dem reichstag auf. später, schon entfernt
traten wir im wedding an, barfuß-strasse, schillerpark. fast
kahler acker, komplett türkisch, das gedröhn
im kopf, die boings, die sich senkten richtung tegel. so
wichen wir zurück. bis potsdam, dort war alles schön: ein rasen, schattig, das bad
nach dem spiel im heiligen see. viele kaps liessen wir hinter uns. wir
schwammen an den beiden
villen günter jauchs vorbei. wir sassen am ufer, ein tisch & die terrassen
vor der villa kellermann. die sonne ging unter. der nachtgeruch kam, im nacken
die langsam trocknenden haare. wir waren von schlössern
& gärten umgeben. dazu das weizen, der
spargel, die spielanalyse – alles in allem: das süsse
leben. bis
etwas aus dem schatten trat der büsche: des
lebens fremd & unterste behörde. was uns auf immer dieses orts verschlug, dieser
letzten wunderwiese, wielandstrasse, früher hitlerring. noch & tapfer hielten wir
in potsdam aus, entfernt der paradiese. ein hartplatz, öffentlich, die öde
insel, öder strand, wo endlos eiternd feiner sand sich legte in die frischen wunden. so
altern beine, altern arme, donnerstag für donnerstag. wir sahen
gute männer in die kniee sinken. der ausbruch kam: die hehre lichtung, wald-
platz richtung michendorf. wir reisten an – doch fanden keine menschen, dort
entbehrten wir des gegners. die gefährten, dann, gesenkten augs, schon aller suche
müde dieses scheiterns, zogen nach berlin zurück. eine strasse namens forckenbeck:
preussisches herrenhaus der mann, doch englisch war der rasen, wie
letzte leidenschaft so voll & dicht & kurz, so schön & wenig wirklich. der
platzwart, wieder preussisch, sprach: „nix mit stollen, junge, zieh
die töppen aus“. ich sah den mann nie wieder. wir fragten oft, wir wissen nicht –
ist dieser platzwart schon verstorben oder seine stelle ausgelöscht? der platz
verkommt, das vlies verblasst – die fahrten, sind sie ohne ende? doch
frag ich mich leiser, waren
nicht die seelen der gefährten längst, sind unsre körper nicht schon lange
eins mit jenem ernsten
antlitz dieses platzes? mit den narben, furchen, mit dem dunklen
abgenutzten? die saison war gross, die spiele gut, wohin
jetzt ziehn – wie lange noch
ihr freunde, fliehn? lieber winfried, hendrik, peter, carsten, lieber michael, tobias, jan –
diesmal, bitte, lasst uns bleiben: brüllen, traben, tore schrein & pässe schlagen, lasst
uns noch eins zwei gute bälle über diesen aller
letzten acker tragen –
(1990-2005)
- Lutz Seiler -
_________________________
Du, der "Einzig Wahre Fussinaut"
sei willkommen in diese virtuellen Welt -
Freu mich auf all Deine Bilder, da sie auch mir eine Inspiration sind, wie auch Deine Gedanken -
Wünsch mir wieder eine baldige, gemeinsame Phototour...es wird ja bald wieder warm.
Stell doch ruhig regelmäßig etwas "rein" -
"Kommentar ist garantiert" !!!
;-)
Dein "Argonauten Freund"
w.