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017 Im Zeichen der Burg

017 Im Zeichen der Burg

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homwico


Premium (Complete), Coburg

017 Im Zeichen der Burg

Ein Blick mit 45mm Brennweite, also in etwa in dem Größenverhältnis, in dem auch das menschliche Auge seine Umgebung wahrnimmt. Es zeigt im Hintergrund die Veste Coburg auf dem Festungsberg. Darunter die Lichter der dortigen Bebauung die sich bis in das Tal der Itz, die durch den Innenstadtbereich hindurch und am Rand des Altstadtkerns vorbeifließt. Zwischen den Vier Stadtvillen im Vordergrund mündet die Mohrenstraße in die Lossaustraße. Am rechten Bildrand etwa auf Bildmitte sieht man im Häusermeer einen schwach beleuchteten, rechteckigen Kasten. Dort findet man in der Mohrenstraße 17-19 den 1972/1973 erbauten Kaufhof, jetzt nach etlichen Fusionen Galeria Karstadt Kaufhof genannt. Die für die damalige Zeit modern gestaltete Metallfassade in Olivgrün steht in extremen Widerspruch zu dem restlichen historischen Ensemble der Jugendstilbebauung in der Mohrenstraße, weshalb der Bau auch heute noch als krasse Bausünde bezeichnet wird. Gerüchte besagen, dass Coburg in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden sollte, das Vorhaben aber wohl an dieser Bausünde gescheitert sein soll. Diese und weitere Versündigungen an der alten, gewachsenen, und vom Krieg weitestgehend verschont gebliebenen Coburger Bausubstanz führten am 10.04.1973 zur Gründung der "Gemeinschaft Stadtbild Coburg e.V.", die sich seitdem für den Schutz und Erhalt historischer Objekte in Coburg einsetzt.
Für das Kaufhaus am Platz wurden das damals dort vor Ort vorhandenen Verlagshaus des Coburger Tageblatts, der Hofbräusaal und das Kino Passage Lichtspiele abgerissen. Ich erinnere mich noch, dass man vor dem Abriss am Kino vorbei durch einen Durchgang (deshalb Passage Lichtspiele), der recht verwinkelt durch die Innenhöfe der Häuser führte, von der Mohrenstraße in die Badergasse gelangen konnte. Das war für mich eine willkommene Abkürzung des Schulwegs zur Rückertschule.
Im Hofbräusaal fanden viele Veranstaltungen, vor allem zur Faschingszeit, statt. Ich habe dort selbst als Kind Kinderfaschinge und als angehender Teenager dort Fasching gefeiert. Es war ein erhabenes Gefühl, dort die große breite Treppe hoch zu laufen. Der Saal mit seinen Säulen war riesig.

Der Kaufhof, 1879 von Leonhard Tietz in Stralsund als kleiner Laden mit 25m² Verkaufsfläche für Knöpfe, Stoffe und Wollwaren gegründet, wuchs schnell zu einem Aktienunternehmen (1905). Vor dem Krieg zum 50. Firmenjubiläum im Jahr 1929 besaß das Unternehmen 43 Filial-Warenhäuser mit 15000 Beschäftigten. Im Krieg wurden 35 der Häuser zerbombt. Nach dem Krieg expandierte das Unternehmen weiter. Inzwischen als Konzern (Kaufhof -Holding) agierend, tätigte der Konzern einen Umsatz von 9,94 Milliarden DM. 1988 wurde die Kaufhof AG eines der 30 Gründungsmitglieder des DAX.

Um den Jahrtausendwechsel waren die fetten Jahre vorbei. Das Unternehmen musste dem geänderten Kaufverhalten und dem negativen Trend im klassischen Einzelhandel Tribut zollen. Nach und nach mussten auf Grund fehlender Wirtschaftlichkeit zahlreiche Filialen schließen. Trotz mehrfacher Übernahmen und Fusionen, zuletzt mit Karstadt zur „Deutsche Warenhaus AG“ mit fast 200 Kaufhäusern und 34000 Mitarbeitern und damit nach El Corte Inglès zum zweitgrößten Warenhauskonzern Europas avanciert, musste im April 2020 nach der Fusion in die Karstadt Warenhaus GmbH, was faktisch das „Aus“ von 141 Jahren Kaufhof-Geschichte bedeutete, ein Schutzschirmverfahren beantragt werden, um eine klassische Insolvenz aller Beteiligten zu vermeiden. Das daraufhin im Juli 2020 eingeleitete Insolvenzverfahren für die Galeria Karstadt Kaufhof wurde Ende September 2020 erfolgreich mit einem Sanierungskonzept abgeschlossen. Dadurch sind jedoch bundesweit (Stand Juni 2020) 62 der 176 Filialen von einer Schließung betroffen. 5317 Menschen verlieren deshalb ihre Arbeit.
Coburg hatte Glück: Obwohl bei früheren Rationalisierungen schon immer Befürchtungen und Gerüchte einer Schließung des Coburger Standorts kursierten, ist auch dieses Mal der Kelch an den etwa 50 Mitarbeitern, die auf ca. 8000 m² Fläche beschäftigt sind, vorbeigegangen.

Aufgenommen am 01.Dezember 2013 vom Adamiberg aus.

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