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homwico


Premium (Complete), Coburg

1178 Risse.....

Ein letzter Blick auf die Vulkanlandschaft rund um die Dimmugljúfur (Dunkle Schlucht), bevor es weiter hinein ins Hochland geht. Links ziehen sich die Höhen am Bildrand hinauf zum Lambafjöll (706 Meter) und zum Lambafell (770 Meter). Dahinter der Gipfel des Hallarfjall (681 Meter). Noch weiter, am Horizont, wohl die Bergwelt der Eiríksstaðahneflar (949 Meter), rechts auf der östlichen Seite des Canyons die Höhen des Ytri-Kárahnjúkur (803 Meter), davor die Flächen des Kárahnjúkasveigur und Hvolf. Im Vordergrund am Bildrand sieht man den Zaun der Absperrung der Wasserrinne des Hálslón-Überlaufs.

Stellvertretend für diese Spalte, diesen „Riss“ durch die Landschaft, ging und geht immer noch wegen dieses Projekts auch ein Riss durch Islands Gesellschaft. Der gebaute Staudamm spaltete die Menschen auf Island in Gegner und in Befürworter des gigantischen Bauvorhabens.
Letztlich zur Reportage und den Bildern von Kárahnjúkar noch ein paar gedankliche Ansätze, die nach Ansicht der Naturschützer und Gegner des Fljótsdalsstöð-Projekts wichtig sind und ein abschließendes Resümee, mit der ich das Kapitel abschließe:

Ich bleibe bei der Spalte. Das umstrittene Gebiet befindet sich im Herzen der (ehemals) unberührten zweitgrößten Wildnis Europas, mit einer Fläche von um die 1000 km². Das Gebiet liegt in einem Bereich, das noch vulkanisch aktiv ist, auf einer Verwerfung, weshalb Zweifel an der geologischen Stabilität des Gebiets berechtigt sind. Die Gegner argumentieren deshalb, dass nicht abzusehen ist, wie sich die Wassermassen des angestauten Hálslón auf diese Stabilität auswirken, und befürchten verheerende Vulkanausbrüche aufgrund einer steigenden Instabilität durch den Wasserdruck auf den noch arbeitenden Boden.

Und so, wie vielleicht das Projekt auf einem Pulverfass, auf einer tickenden Zeitbombe stehen könnte, so saß die damalige Regierung Islands und sitzt auch die heutige Regierung vielleicht auf einem Pulverfass:
Der Begriff Spalte kommt von „spalten“, von „Spaltung“:
Schon einmal hat man den Fehler begangen, sich zu wenig oder fast zu spät um wirtschaftliche Diversifikation, gemeint ist hier der Fischfang, zu kümmern. Die Gegner werfen der Regierung heute vor, sich nun von einer einseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit des Fischfangs mit fliegenden Fahnen in eine einseitige Abhängigkeit der Aluminiumproduktion zu begeben – und dies zu Lasten der Umwelt und der Natur.
Und sicherlich muss sich die Regierung fragen lassen, wie das zusammenpasst:
Einerseits schreibt man auf Island Umweltschutz groß, und es wird, zumindest vordergründig, viel für die Umwelt getan – andererseits sind etliche große neue Kraftwerk-Projekte in der Planung, Stand Sommer 2015 hat man für sage und schreibe acht potenzielle Standorte für Wasserkraftwerke deren Regionen den Schutzstatus gegen eine Kraftwerknutzung aberkannt. Das passt nicht so einfach zusammen. Wenn man strenge Gesetze erlässt, um die Natur zu schützen, ist das gut und richtig. Es kann aber nicht angehen, dass man diese dann selbst konterkariert, indem man ganze, bislang als Schutzgebiet ausgewiesene Areale zurückstuft, um diese dann für technische und zweifelsohne umweltschädliche Techniken aus vordergründigem, wirtschaftlichem Interesse zu plätten. Auf die Antworten und Lösungsansätze darf man jetzt schon gespannt sein.

Es gibt einen schönen Spruch: „Gier frisst Hirn“. Aber das wäre eine Unterstellung, die zudem wohl auch bei allen taktischen Spielchen, unter Inanspruchnahme sämtlicher rechtlichen gezogenen Register, die bei solchen Entscheidungen aus- und durchgeführt werden, nur schwer nachweisbar wäre. Wie überall, wie in jedem erfolgreichen, technologielastig ausgerichteten Industriestaat, manche nennen das fortschrittlich aufgeschlossen oder modern, vielleicht auch „Handel und Wandel“ oder „Globalisierung“, gibt es auch in Islands elitärem Führungszirkel Strömungen, die bereit sind für die Technik und dem damit vermeintlich verbundenen Wohlstand Ressourcen der Natur zu opfern. Nur: will Island wirklich ein Industriestaat sein? Sicherlich, es geht dabei vorrangig, wie so oft um Geld, um viel Geld, um Einfluss, um Macht, um Marktanteile und um Beziehungen – es geht aber auch um ethische Aspekte, um moralische Grundsätze. Ein Lösungsansatz wäre es, wenn sich alle Verantwortlichen und alle Interessengruppen gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammen an einen Tisch setzen, und versuchen, einen tragbaren Lösungsansatz finden. Dies vor allem offen, und vor allem ehrlich. Für die Regierung wird dies, einmal die schützenswerte Natur zu fördern und gleichzeitig wirtschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden, die Wirtschaftsleistung und damit den Wohlstand des Landes voranzutreiben, ohne die Natur dauerhaft zu schädigen, was sie sich ja, so lautet der Tenor, auf ihre Fahnen geschrieben hat, ein gewaltiger Eiertanz.
Man darf also auch gespannt sein, wie, beziehungsweise ob die Verantwortlichen Islands diesen Spagat meistern, und was von der Natur übrigbleibt.
Ich war bislang ein einziges Mal auf Island, dies für 18 Tage. Ich war und bin begeistert, was diese Insel an Natur und Schönheit zu bieten hat. Und ich möchte, sollte ich die Möglichkeit haben, nochmals eine Reise in dieses herrliche Stückchen Land zu unternehmen, dies nach dieser nächsten Reise immer noch so sagen können.

Aufgenommen vom westlichen Ende der Dammkrone am Kárahnjúkastífla im isländischen Hochland am Kárahnjúkar-Staudamm-Projekt des Unternehmens Landsvirkjun.



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