Gerhard M. Eder


Premium (World), Valencia

13. August 1961

Vor 60 Jahren, ein schwarzer Tag in der neueren deutschen Geschichte.

Conrad Schumann bewachte am 15. August 1961 an der Kreuzung zwischen der Ruppiner und der Bernauer Straße den Bau der Berliner Mauer, der zwei Tage zuvor begonnen worden war. Deshalb bestand zu der Zeit die Absperrung an dieser Stelle noch aus ca. 80 cm hohen Stacheldrahtrollen. Schumann drückte unter dem Vorwand, die auf dem Gehsteig zu Spiralen ausgezogenen Rollen zu prüfen, eine Stelle mit dem Fuß herunter, ging öfter zwischen seinem eigentlichen Wachplatz und dem Draht, Augenmaß nehmend, hin und her und nahm in einem unbeobachteten Moment die Gelegenheit wahr, über den Stacheldraht zu springen. Noch im Sprung streifte er den Schulterriemen seiner Maschinenpistole ab, um sie fallen zu lassen, und rannte weiter zu einem zehn Meter entfernt stehenden Westberliner Polizeifahrzeug, dessen Besatzung wegen seiner offensichtlich erkennbaren Fluchtabsicht schon als Schutz die Tür offen gelassen hatte, was ihn auch ermutigt hatte, das Wagnis einzugehen.

Der Fotograf Peter Leibing schoss das berühmt gewordene Foto im Moment des Sprunges. Er ahnte, dass etwas Ungewöhnliches passieren könnte, stellte seine Exakta-Kamera mit ihrem 200-mm-Objektiv auf den Stacheldrahtzaun scharf und drückte im richtigen Moment auf den Auslöser, als sich Schumann über dem Zaun befand.

Nach dem Fall der Mauer sagte Conrad Schumann: „Erst seit dem 9. November 1989 fühlte ich mich wirklich frei.“ Dennoch fühlte er sich in Bayern mehr zu Hause als in Sachsen, wo er Spannungen wegen seiner damaligen Tat befürchtete. Er zögerte sogar, seine Familie dort zu besuchen. Er fürchtete zeitlebens die Rache früherer Mitarbeiter des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit. Am 20. Juni 1998 beging Conrad Schumann Suizid.
Wikipedia

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