(2) Die Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima) und ihre parasitische Wespenbiene
Nach einigen gelungenen Aufnahmen vom 14.5.2024 (Abb. 1 und 2) hatte ich mit etwas Geduld am 23.5.2024 (Abb. 3 bis 10) ganz viel Glück: Nomada melathoracica, die offenbar einzige bei der Blauschillernden schmarotzende Wespenbiene, ließ sich gut beobachten und ablichten.
(1) Eine der schönen Senf-Blauschillersandbienen ist, mit Pollen von Kreuzblütlern beladen, am Nistplatz gelandet. Geschätzt 20, eher noch mehr Weibchen wohnen seit Jahren auf der trockenen, überdachten Sandfläche in der Umgebung von Maxhütte nördlich Regensburg in der Oberpfalz/Bayern.
(2) Hier hat Andrena ihren manchmal gemeinschaftlich mit anderen Artgenossen benutzten Bau erreicht. Allerdings nicht unbeobachtet ...
(3) Nomada (vielleicht sind es zehn Exemplare, alle derselben Art und jetzt ausschließlich Weibchen) fliegt wie die Wirte ungeniert und langsam in der Kolonie umher. Dabei kommt es nur ganz selten zu direkten Begegnungen, die sich nach meinen Beobachtungen nie in Flug-Kämpfchen äußern; beide Darsteller sind äußerst friedlich, auch dem Fotografen gegenüber. Eindrucksvoll aggressionsfrei umsummten sie mich jedesmal, auch wenn am Nistort nicht viel Platz und man gewaltig im Weg ist. Die Wespenbiene beobachtet im Sitzen nach typischer Nomada-Art - mit angehobenen Vorderbeinen und erhöhtem Vorderkörper für bessere Sicht - ganz genau die gelandete Sandbiene: Konzentration pur! Schließlich geht es um die Existenz der Art!!!
(4) Nach dem Ausfliegen des Wirtes begibt sich die Wespenbiene mit diebischer Vorsicht fliegend ans Andrena-Nest. Nur ganz selten vertut sich Nomada und trifft auf eine noch im Bau befindliche (hier viel größere) Sandbiene. Dann wird blitzschnell die Flucht ergriffen. Ähnliches kann man auch bei anderen Bienen mit Nomada-"Befall" sehen.
(5) Der Blick in den Wirtsbienen-Bau ist - wie auch bei anderen Bienenparasiten - stets vom Vorstrecken der Fühler begleitet. Mit denen nimmt die Wespenbiene Witterung auf; offenbar hilft ihr der Geruchssinn zusätzlich zum perfekten Gesichtssinn auch beim Auffinden des Sandbienen-Nestes. Wobei es sich hier um eine seit Jahren bestehende Kolonie handelt, in der beide Arten zusammen vorkommen - und Nomada melathoracica nicht erst die einzige von ihr parasitierte Bienenspezies suchen muß; bei deren Seltenheit würde das wohl aus der Ferne kaum jemals gelingen. Allerdings die ist die Natur diesbezüglich immer sehr erfinderisch ...
(6) Nach der "Schandtat"- dem Hausfriedensbruch mit Vernichten des Wirtseies in einer Brutzelle und dem Unterbringen des eigenen Eies darin - schlüpft die Wespenbiene wieder flugs heraus. Zum Putzen der sandbeschmutzten Fühler ist aber - wie auch bei anderen Nomada-Arten andernorts - immer noch genug Zeit.
(7) Zum Ausruhen und zum Beobachten weiterer Einbruchsziele sitzt Nomada ganz still in der Nachmittagssonne. Es saßen hier auch schon zwei Weibchen nebeneinander; bei Nomada-Weibchen anderer Arten hab ich schon erbitterte Kämpfe um den Aufzuchtsort der Nachkommen erlebt!
(8) ... und weiter geht die ständige Suche im Flug und zu Fuß ...
(9) Mit offenen Flügeln erwischt man Nomada-Wespenbienen selten; auch im Flug ist es schwierig, die ersten, manchmal bestimmungswichtigen Abdominal-(Bauch-)Segmente zu sehen oder fotografisch festzuhalten.
(10) Nahaufnahme einer der Hauptdarstellerinnen, einer weiblichen Nomada melathoracica mit 12 Fühlergliedern. Die Männchen haben bei den allermeisten Bienen 13 davon.
Ich hoffe, die spannende Geschichte hat Euch gefallen! Noch einen schönen Fronleichnam-Abend!!!
30.5.2024 f
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