265 Einladend
Ein Blick auf den herrlichen renovierten Eingang zum Restaurant „Goldenes Kreuz“ in der Herrngasse 1 in der Coburger Innenstadt. Ich nutze dieses Bild, um an dieser Stelle am Beispiel des Brose-Konzerns ein klein wenig ein Bild über die komplizierten Verflechtungen der Interessen der Coburger Industrie mit denen der Stadtverwaltung entstehen zu lassen.
Michael Stoschek übernahm im Jahr 1971 das Unternehmen im Alter von23 Jahren von seiner Tante. Über einen Zeitraum von 34 Jahren in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer des Familienbetriebs konnte er das Unternehmen kontinuierlich mit modernen Mittel weiter auf- und ausbauen. Im Jahr 2005 gab er die Geschäftsführung ab. Gesellschafter sind seine Tochter und sein Sohn sowie seine ältere Schwester und deren Tochter. Als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung hält Michael Stoschek die Zügel der Firma, die inzwischen weltweit erfolgreich agiert, weiterhin fest in seiner Hand.
Ein erfolgreicher Unternehmer ist in der Regel mit seinen grundsätzlichen Fähigkeiten in der heutigen Zeit ein „Alphatier“. Um ein Unternehmen erfolgreich zu führen, muss man sich durchsetzen können, um seine Visionen zu verwirklichen. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung, Stadtrat, Stadtoberhaupt und der Geschäftsleitung der Firma.
Egal ob die Themen Max-Brose-Straße, das „Neue Innenstadtkonzept“ (NIK) oder jetzt gerade der vom Stadtrat abgelehnte Ausbau der Bundesstraße B4 im Coburger Weichengereuth, dessen momentanes verkehrstechnisches Nadelöhr von der Geschäftsführung als stark behindernd für die logistischen Bemühungen des Unternehmens Brose angesehen wird, oder ein geplanter Verkauf der innerstädtischen Dieselstraße an den Brose-Konzern:
All diese Themen sorgten für Kontroversen, Missstimmungen und Streitgesprächen zwischen den Beteiligten, die zumindest nach medialen Berichten einmal mehr und einmal weniger über oder unter der Gürtellinie, teils medienträchtig, teils im stillen Kämmerlein ausgetragen wurden.
Vielfach trugen die sich in den letzten Jahren mehr und mehr verhärtenden Fronten zu Handlungen bei, die für den normalen Bürger oft nur schwer nachvollziehbar waren und sind:
So legte Michael Stoschek im Jahr 2008 das Amt des IHK-Präsidenten nach nur gut einem Jahr Amtsausübung nieder. Auch trat er kürzlich (im März 2021) völlig unerwartet aus der CSU aus, was er mit mangelnder Unterstützung lokaler Parteivertreter begründet haben soll. Waren anfangs der langjährige Oberbürgermeister der Stadt Coburg, Norbert Kastner mit Michael Stoschek auf einer Wellenlänge, der OB fuhr zeitweise sogar als Copilot auf Rallyes des leidenschaftlichen Rallyefahrers Michael Stoschek mit, hat sich dieses freundschaftliche Verhältnis bis zum Amtszeitende von Norbert Kaster in das genaue Gegenteil verkehrt. So etwas kann passieren, wenn zwei Alphatiere aufeinander prallen…..
Die Straßenumbenennung und die Streitigkeiten zwischen Stadt und Brose führte so weit, dass sich der in der Bevölkerung durchaus kontrovers aufgenommene und in Erscheinung getretene Satiriker und Fernseh-, Radio-, und Podcast-Moderator Jan Böhmermann dieser Thematik annahm und auf Coburg aufmerksam wurde. Über die Art und Weise kann und wird man geteilter Meinung sein. Aber das ist Satire – egal ob gut oder schlecht: sie polarisiert auch.
Ob nun wirklich, wie von mancher Medienseite angeklungen und z.B. von Jan Böhmermann satirisch unterstellt, Versuche stattgefunden haben, die Stadt mit der Standortpolitik des Unternehmens zu erpressen, wird man wohl nie zu 100% klären. Die deutsche Sprache kann man ja je nach Gusto sehr weitläufig ausgelegen.
Fakt ist, das nach der jüngsten Gesellschafterversammlung (Montag,03.05.2021), diese beschlossen hat, wichtige Zentralfunktionen nach Bamberg, etwa 50 Km südlich liegend, zu verlegen. Ganz klar wird ausgesagt, dass in Coburg keine Kapazitätserweiterungen mehr stattfinden. Neben der besseren logistischen Anbindung Bambergs, werden auch die mangelnde Unterstützung durch Stadtverwaltung und Stadtrat als Grund aufgeführt. (Quelle inFranken.de vom 4.5.2021)
Auch wenn der gebürtige Coburger Michael Stoschek viel für seine Heimatstadt getan hat, so hat er und seine Schwester z.B. nach dem Großbrand in der Herrngasse am 28.Mai 2012, bei dem 13 Menschen verletzt und acht denkmalgeschützte Häuser schwer beschädigt wurden, fünf Millionen Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt:
Dies ist eine bittere Pille für die Stadt und ein Tanz auf dem Vulkan oder ein Ritt auf der Rasierklinge. Leidtragende sind die 3200 in Coburg beschäftigten Mitarbeiter.
Aufgenommen am 24.April 2019.
W.H. Baumann 15/07/2021 21:45
Habe von ihm in unserer Presse gehört. Vielen Dank für die Hintergrundinfos vor Ort.Die Aufnahme ist sehr gut gemacht.
VG Werner
Heribert Fischer 15/07/2021 20:22
guten Ausschnitt gewähltAndré Reinders 15/07/2021 19:45
Das gefällt mir auch richtig gut, perfekter Blickwinkel und Schnitt!!LGAndré
Vitória Castelo Santos 15/07/2021 19:18
Sehr schön!Lg Vitoria