(9) Auflösung des Rätsels vom Dienstag, 30.5.24: MERMIS NIGRESCENS, ...
... ein Wurm aus der Familie Mermithidae, der zu den unendlich vielen Nematoden (Nematoda, Fadenwürmern) gehört - ein mit Eiern gefülltes Weibchen.
Zuerst dachte ich - wie Alice - an einen Roßhaar- oder Pferdehaarwurm, der zu den Nematomorpha (Saitenwürmern) zählt.
Beides sind lange, dünne Würmer, die bei Insekten und anderen Tieren parasitieren: Saitenwürmer leben im Wasser, Mermithidae im Boden.
Findet sich ein Uterus mit Ausgang für den Eiaustritt in der Mitte des mit dunklen Eiern gefüllten Wurmes (Abb. 10, 11) und nicht am Ende, ist es - wie hier - ein Fadenwurm.
Mermis nigrescens hat zudem ein (spitzes) Vorderende mit rotem Anteil (Abb. 7 bis 9), der eine hämoglobinähnliche Substanz enthält, die photosensibel ist und einem primitiven Sehorgan entspricht. Bei den hiesigen Saitenwürmern besteht ein schwarzer Ring hinter einer weißen Kopfspitze.
Und deren Männchen haben im Gegensatz zu den Nematoden ein verbreitertes, gespaltenes Hinterende.
Abb. 4 und 5: Nach dem Fund haben wir zuerst mal den Wurm am Rosenzweig auf einem Blatt Papier fotografiert. Im Nachhinein glaube ich, daß die schwarze, geringelte, wurmförmige Struktur an der Verzweigungsstelle des Ästchens einem alten, eingetrockneten Wurm entspricht. Es muß also auch früher genau hier schon so etwas - von niemandem bemerkt - gegeben haben! Und vielleicht nicht mal so selten sein, wie wir dachten ...
Abb. 6: Aufnahme im Wasserglas: Etwa 10 cm lang (!) und nur ca. einen halben Millimeter dick ist der sich ständig langsam schlängelnde Wurm, der sich dort eine Woche lang hielt.
Abb. 12 und 13: Heute wollte ich es nun doch wissen - ein solch seltener Fund will ja bestimmt sein. Schließlich ist die Lebensweise interessant, und es gibt etliche Mermis-Arten bei uns. Diese hier ist M. nigrescens, die man z.B. an den einzigen Eiern mit beidseitigen, langen Fortsätzen erkennt: In Abb. 11 sind schon welche erkennbar, die ich dann zur Sicherheit nochmal mikroskopiert habe. M. n. lebt in Heuschrecken und wird als jugendliches Exemplar manchmal gefunden, wenn er aus einer Heuschrecke kommt ("grasshopper nematode"). Danach lebt er im Boden und steigt dann, im Vorjahr vor der Überwinterung vom Männchen befruchtet - meist im Spätsommer nach Regen - auf Pflanzen, an denen er dann seine Eier ablegt. Die werden von Pflanzenfressern aufgenommen und entwickeln sich in ihnen, um nach dem Verlassen des meist, aber nicht immer zugrundegehenden Wirtes den Zyklus fortzuführen. Hier im Garten kommen z.B. Das Große Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) und Eichenschrecken (Meconema sp.) vor. Auch Ohrwürmer (Dermaptera) gehören zu den Wirten von Mermis nigrescens.
Hochinteressant!!! Und noch lange nicht vollständig erforscht. Christas Fund war ein seltener Glücksfall!
Mal sehen, ob wir demnächst etwas Zugehöriges finden ...
4.6.2024 f
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