Alma ist nicht alleine ... Milchlieferstopp
Alma (im Bild links) weiß es vielleicht noch nicht ... sie ist nicht alleine ... europaweit zeigen sich immer mehr Milchkühe solidarisch mit ihren "Herrchen" ...
Sie wollen, dass ihre Leistung bezahlt wird ... sie wollen, dass "Herrchen" genügend verdient um sie weiter zu füttern ... schlappe 43 Cent pro Liter wären das ... statt wie derzeit 29 Cent (Oberbayern - Lkrs. Starnberg)
Was Alma nicht weiß (und viele Verbraucher wohl nicht gerne hören): der Anteil an den Gesamtausgaben, den ein Haushalt für Ernährung ausgibt, ist von rund 45% im Jahr 1950 auf ca. 13 % im Jahr 2007 gesunken... bei Urlaub und Kfz dürfte dies vermutlich genau anders herum aussehen ... das nennt man dann wohl Wohlstandsgesellschaft ...
Der durchschnittliche Konsument verbraucht übrigens ca. 80 Liter Milch/Jahr ... die Ledersitze sollten also beim nächsten Autokauf auch bei fairen Preisen noch drin sein ... auch wenn der Zwischenhandel vermutlich wieder mächtig draufsattelt ...
Wie hoch - oder besser gesagt niedrig - der Anteil der Erzeuger am Lebensmittelpreis ist findet man recht anschaulich unter http://www.bauernverband.de/?redid=211265
Der Milchpreis liegt heute auf dem selben Niveau wie vor 30 Jahren ... der Liter Diesel kostete damals 45 Cent (http://www.verivox.de/news/ArticleDetails.asp?aid=1094)
Gäbe es die Milch also an der Tankstelle müssten die Molkereien heute das DREIFACHE bezahlen ... so wie "Herrchen" für den Diesel im Traktor ...
Sunny Side 17/08/2008 17:27
Ich hoffe, Alma war erfolgreich und das Geld ist beim Bauern auch angekommen. Wir kaufen lieber Lebensmittel aus der Region. Und das muss nicht immer teurer sein, wenn man sich die Arbeit macht und Frisches selbst zubereitet.lg Birgit
Dario Zeller 03/06/2008 21:56
Lustig, gut gemacht.Cornelia Schorr 03/06/2008 19:50
Da sieht man mal wieder, wie pervers die ganze Subventioniererei ist... ist doch zum speiübel werden!Rolf J. 03/06/2008 12:50
Danke für die Infos!Belfo 02/06/2008 23:01
Nachtrag: Ein gutes Beispiel zum Thema Agrarsubventionen und wo sie wirklich ankommen konnte man gerade in der ZDF-Sendung WISO bewundern: Catering-Firmen bekommen für die Lebensmittel in Flugzeugen Subventionen, weil sie im Flugzeug quasi aus der EU ausgeführt werden ... die Rede war von 2,5 Mio. EUR alleine für den größten Caterer, eine Lufthansatochter ...Fall 2: Philip Moris bekam alleine 2006 nur aus Deutschland über 500.000,- EUR Zuckersubventionen, weil etwas Zucker in den Zigaretten verarbeitet wurde ... diese Subvention gibt es EU-weit in jedem Land ...
Belfo 02/06/2008 22:13
@Petra: Du hast Recht, die Molkerei mit dem recht häufigen deutschen Namen (und ich meine jetzt nicht nicht Maier) spielt eine besonders "rühmliche" Rolle ... erst vor kurzem hat sie Bauern höhere Preise angeboten, wenn sie nicht in entsprechenden Verbänden organisiert wären ... nur wie lange halt ... ganz sicher nicht auf Dauer!P. Rieder 02/06/2008 21:52
Das Bild gefällt mir.Es sollte aber auch ein Appell an alle Konsumenten gehen, dass die Produkte von Molkereien, die die Milchpreise ganz kaputt machen, beukottiert werden. An erster Stelle steht da ein Konzern namens M....r, der kürzlich auch eine sehr namhafte bayerische Molkerei mit blauer Verpackung gekauft hat. Das wissen viele nicht, und denken, dass in der blauen Packung noch Qualität aus Bayern steckt. Der derzeit fairste Preis in Bayern wird von einer Molkerei mit grüner Verpackung aus dem südöstlichen Landesteil bezahlt.
VG Petra
Belfo 02/06/2008 20:39
@Maret: Natürlich wird alles teurer ... nur was kommt davon beim Erzeuger an?Peter C. R. 02/06/2008 20:00
Pro für Bild und Text!Gruß
Peter.
Cornelia Schorr 02/06/2008 18:30
Ich kann deine Sätze nur unterschreiben!!!! Und der entscheidende Satz für mich als Verbraucher ist der Satz "Geiz ist geil". Wann verstehen die Deutschen endlich, dass sie durch ihr Konsumverhalten ganz maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass solche Missstände entstehen? Und wann sehen sie endlich ein, dass Nahrung etwas Essentielles ist, das auch über ihre Gesundheit entscheidet und dass gute Lebensmittel eben ihren Preis haben und wichtiger sind als noch eine Urlaubsreise... Die Franzosen haben das schon immer kapiert...Ich freu mich auf jeden Fall über jedes Schild, das ich an der Straße seh, auf dem steht "Wir sind auch dabei!"
Liebe Grüßle, conny
SidNic.Gäbler 02/06/2008 18:08
ein klasse bild!lg nicole
Belfo 02/06/2008 17:43
@Sven: Wenn du genau liest, wirst du auch lesen, dass der Milchpreis heute auf dem Niveau von vor 30 Jahren liegt ... dabei ist die Referenz also nicht Nachkriegszeit, sondern ca. 1988 ... nach Einführung der Milchquoten ... der Spritpreis hat sich in der selben Zeit verdreifacht, alle anderen Kosten für Betriebsmittel sind ebenfalls enorm gestiegen.Leider konnte ich zum Anteil für Lebensmittel an den Lebenshaltungskosten nur sehr wenig "sichere" Zahlen finden, deshalb der Vergleich mit 1950 ... ein Vergleich zwischen 2000 und 2007 wäre imho auch sinnlos, denn auch damals kamen die Bauern nicht mit den Einnahmen aus ... das sagen die Zahlen zum Höfesterben. Viele Bauern halten sich über Abschreibungen "über Wasser" ... sie leben davon, dass Gebäude und Maschinen schon vorhanden sind ... eigentlich müsste ja aber jeden Monat für den kommenden Ersatzbedarf angespart werden ... das ist aber nicht drin ... uns so erledigt sich das dann irgendwann.
Zur Frage "warum macht man es dann?" ... warum glaubst du, gibt es immer weniger Bauern? Viele wurschteln halt dahin, solange bis es nicht mehr geht ... die Hofnachfolger haben "anständige" Berufe gelernt, die Eltern können nichts anderes oder gehen nebenbei zur Arbeit und stecken das Geld, das sie dort verdienen in den Hof. Nachvollziehbar ist das für einen "normalen Arbeiter" kaum, aber Bauern sind genügsam ... keinen Urlaub, ein kleines Auto (manche haben nichtmal eines), gehen nicht auswärts Essen, usw., haben kein Hobby und auch keine Zeit dafür ...
Für mich ist das nichts, deshalb habe ich den Hof auch trotz abgeschlossener Ausbildung und Studium weitestgehend aufgegeben ... wenn ich konsequent und logisch richtig gehandelt hätte, hätte ich mich damals von Grund und Boden getrennt. 1980 hätte ich für einen m2 noch gut 20,- DM bekommen ... heute bekommt man keine 5,- EUR, also sogar ohne Inflationsbereinigung nicht mal die Hälfte ...
Natürlich muss ich akzeptieren, dass die Verbraucher immer möglichst günstig einkaufen wollen ... die Rechnung und Konsequenz werden wir irgendwann auf den Tisch bekommen ... es wird dann halt letztendlich so sein, dass nur noch Agrarfabriken existieren ... irgendwann vielleicht sogar jegliche Produktion in billigere Länder abwandert und wir zu "Weltmarktpreisen" produzieren ... ökologisch ist das sicher sehr sinnvoll ... oder halt nur noch Strom vom Acker kommt ... dann allerdings kann sich der Verbraucher auf deftige Preise einstellen ... Um bei deinem Terminus zu bleiben: wenn weiterhin Generationen von Verbrauchern "herangezüchtet" werden, die nur nach dem Motto "Geiz ist geil" einkaufen, wird Deutschland sicher nicht das Land bleiben, das noch irgendeine Rolle spielt!
Die "herangezüchteten Subventionsempfänger" jedenfalls haben in der Masse längst die Konsequenz gezogen und dem Dasein als Landwirt, dessen Tätigkeit sogar aus der Luft überwacht wird, den Rücken gekehrt ... bliebe zu wünschen, dass jetzt Verbraucher "gezüchtet" werden, die nicht nur nach dem Preis schielen ... sie selbst könnten nämlich schnell das nächste Opfer von "Geiz ist geil" werden ...
Zu den 11% mehr ... was soll die nackte Prozentzahl, die ich jetzt nicht überprüfen kann, aussagen? Die Preisentwicklung ist katastrophal und wenn der Preis heute mit 29 Cent um 3 Cent höher liegen sollte als letztes Jahr, dann wären mit den 11% drei oder vier Jahre Inflation aus den letzten 30 Jahren ausgeglichen ... fehlen immernoch mehr als 25 Jahre ...
Gruß Hans
P.S.: Ich habe für den verbliebenen Rest meines Betriebes schon lange keine Subventionen mehr beantragt ... der Verwaltungsaufwand steht für kleine Betriebe in keinem Verhältnis zum Nutzen mehr ... bei den Großproduzenten verhält sich das ganz anders!
Bernd Dohrmann 02/06/2008 17:19
Klasse Bild !!!...Thema, Motiv, Zusammenhang ... und fotografisch bei Dir ja eigentlich immer ... Top ;-)
Gruß Bernd
Gerhard Wo 02/06/2008 16:36
@svenkein problem mit deiner sicht der dinge.
bitte um korrektur, falls es in deutschland anders ist als in österreich - bei lebensmittelpreiserhöhungen haben die bauern am allerwenigsten davon - im gegenteil, denn um die margen bei den großen handelsketten zu erhöhen, werden den bauern die daumenschrauben angesetzt - entweder liefern um den festgesetzten preis odere auslistung. und wenn die ihre preise senken wollen, dann geht das nur auf kosten der lieferanten (im gegenständlichen fall bauern).
die angesprochene subventionitis ist sicher ein auf die dauer untaugliches instrument - allerdings profitieren hier im wesentlichen nur die bäuerlichen großbetriebe - sehr, sehr viele klein und kleinstbetriebe, vielfach nebenerwerbsbauern, haben noch nie einen euro subvention empfangen.
und ich bin kein bauer, nur gewöhnlicher konsument - und in dem fall bin ich dafür, dass die bauern für ihre leistung angemessen entlohnt werden - beim sprit regt sich keiner auf, wenn der um ein paar cent über die nacht teurer wird und spekulaten unsummen verdienen, aber wehe die im eigenen land produzierte milch soll etwas teuerer werden. da gehts um einige wenige euro pro jahr für jeden. beim sprit gehts um einige hundert euro - nur um die relationen zurecht zu rücken.
Sven D.² 02/06/2008 15:48
Habe mal eine Frage zu den Ausgaben 1950 für Lebensmittel in Prozent und 2007.Gibt es Vergleichzahlen sagen wir von 2000 mit 2007 ? Da sieht das ganz anders aus denke ich. 1950 - also nur 5 Jahre nach dem Krieg war eine komplett andere Zeit.
Problem ist das es in letzter Zeit extrem teurer geworden ist, oder klagt ein Bauer nicht darüber das beim Einkaufen alles teurer ist ? Dann wurde Anfang des Jahres die Milch auch wesentlich teurer im Laden und Firmen wie Aldi versprachen dem Kunden die Preise zu senken wenn es der Markt hergibt - und das scheint jetzt der Fall zu sein, sprich Überproduktion. Trotz der Senkungen für den Bauern soll die Erhöhung gegenüber dem Anfang des Jahres noch bei 11 % liegen, also 11 % mehr Geld.
Da verstehen viele - wie auch ich - nicht das sich die Bauern jetzt so sehr aufregen. Wenn es wirklich so ist das man drauflegt wenn man Milch produziert, warum macht man es dann ? Im Prinzip müßte man einmal einen Schnitt machen, also keine Subventionen mehr und Preise was der Markt hergibt. Klar es würden einige Arbeitslos werden, aber irgendwann muß es dazu kommen, oder sollen noch ehr Generationen an Bauern herangezüchtet werden die auf staatlichen Füßen stehen ?
Nehmt mir diesen Kommentar nicht übel, soll dazu anregen auch mal die Sicht von Nichtbauern kennenzulernen.