Altermanngedanken

Altermanngedanken

Pentax MZ5n und Rossmann 200 Ladenburg 11.9.2010

Altermanngedanken

Meine Herren, sie kennen das sicher. Es passt immer weniger, nicht im eigenen Bett aufzuwachen. Die Jugendlichen des Viertels sind schon Brötchen holen und dabei so brav und bieder, wie man es von ihnen verlangt. Die Frau neben einem ist viel jünger und dünner, als man noch am Vorabend dachte. Ihr Geruch ist nicht unangenehm, aber fremde Gerüche irritieren immer mehr, wirken sich immer weniger auf den Wunsch nach sofortiger Fleischverarbeitung aus.

Die Geschichte war übrigens so: Die junge Frau will mir im Bus den Platz freimachen. Das finde ich eine derartige Unverschämtheit von der Dame, dass ich sie nötige, sich zum Kaffee einladen zu lassen. Ich will mich verbiegen und zeigen, welch Kerl noch in mir steckt, aber das ist vollkommen überflüssig, denn sie macht freiwillig alles mit, ohne zu kichern.

Besonders seltsam ist es, wenn das fremde Bett sogar das eigene ist. Sie kennen das, wenn man altersmilde wird. Eigentlich möchte man das zierlich blasse Haserl mit einem Klaps aufs Schlafhöschen wieder weg schicken. Es darf aber noch zum Frühstück bleiben, was früher undenkbar war und man füttert es mir Schokolade. Dann fickt man mit Kreuzschmerzen sogar noch in der Küche und schenkt noch mal Kaffee nach, obwohl die sturmfreie Bude nicht mehr lange bestand hat. Die eigene Ehe lobt man in den höchsten Tönen, was man früher sicher auch nicht getan hätte.

Ich will sie nicht mehr küssen und nicht mehr sehen und sie soll nicht noch einmal meinen Vornamen sagen. Aber sobald sie aus der Tür ist, sorge ich mich um sie, gehe ihr nach und begleite sie noch ein Stück und verabschiede sie mit den Worten: „Melde dich, wenn du jemanden zum reden brauchst.“ Natürlich wollte ich ihr meine Handynummer niemals geben.

Wollte ...



19. September 2010



Frau Fleck und ich