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Aline K...


Free Account, Helgoland

°° Alternative °°

Alternative


Ich lebte auf einer Wolke
einem fliegenden Teller
und las keine Zeitung.

Meine zärtlichen Füße
gingen die Wege nicht mehr
die sie nicht gehen konnten.

Einander tröstend
wie zwei Tauben
wurden sie jeden Tag kleiner.

Gewiss, ich war unnütz.

Der Wolkenteller zerbrach
ich fiel in die Welt
eine Welt aus Schmirgelpapier.

Die Handflähen tun mir weh
die Füße hassen einander.
Ich weine.

Ich bin unnütz.







[Von der großartigen Hilde Domin]

Commentaire 7

  • Aline K... 07/01/2007 13:08




    wow.

    man, kaum haste mich wiedergefunden, bombardierst du mich ja regelrecht mit fragen und forderst mich richtig. muss mein gehirn mal anstellen.
    man kann auf jedenfall nicht behaupten, dass du dir keine gedanken zu dem bild gemacht hast. (und es ist auch noch kein meister vom himmel gefallen. also lassen wir das mit der fachinkompetenz mal bei seite. learning by doing wie man so schön sagt)

    hm, so soll ich anfangen... vielleicht mit der letzen frage, warum ich gerade dieses gedicht ausgewählt habe. ich glaube, es war das erste gedicht, das ich von hilde domin gelesen habe, ist schon ewig her, und es hat mich von anfang an fasziniert. vielleicht weil es irgendwie naiv klingt, gleichzeitig naiv und nicht naiv ist. weil es nicht stark ist, sondern die eigene schwäche zeigt und auch eingesteht. der blick zurück und das resumee "ich bin unnütz" ist zwar auch klagend, aber nicht entschuldigend, stammt nicht von jemandem, der zusammengebrochen am boden liegt und über das eigene leid weint, sondern von einem, der sich selbst beobachtet. ab jetzt geht es aufwärts. reiß dich zusammen.
    in etwa so viel zu dem gedicht - warum ich es genau zu dem bild ausgesucht habe, kann ich schwer sagen. es kam irgendwie zu mir. habe das bild gesehen und das gedicht kam mir in den sinn.

    und das bild, tja, es geht nach oben. zugegeben, das hat mich am anfang auch irgendwie irritiert.
    wohin gehen wir?
    wo kommen wir her?
    der zukunft den rücken zudrehen, auch solche phasen gibt es.
    auf und ab.
    immer wieder.
    das leben ist ein gefängnis.
    im leben gefangen.
    es ist schwer zu erklären, aber du hast das schon irgendwie richtig aufgefasst das bild.
    aber ich merke grade mal wieder, dass gedichte mehr sagen als erklärungen. vielleicht sollte ich dir als antwort auf deine vielen fragen wieder ein gedicht geben. wieder von hilde domin:

    wer es könnte
    die welt
    hochwerfen
    dass der wind
    hindurchfährt.


    die erste frage gibt es noch: ja, ich versuche mich auch eine sache zu konzentrieren, auf etwas kleines, fernab vom alltag. so, wie es mir ins auge fällt. es muss kein ding sein, vielleicht ist es auch gar nicht zu sehen, sondern mein bild ist nur eine metapher für ein etwas.


    tut mir leid, wenn meine antworten alle ein bisschen wirr und unklar sind.
    aber deswegen macht man ja bilder...

    :-)


  • S554585545221525 06/11/2006 23:50

    Warum zerbrach der Wolkenteller auf einmal?

    Du scheinst mit dieser Treppe den Weg zurück in die Wolken gefunden zu haben.
    Das Bild ist somit durchaus hoffnungsvoll. Oder?
    Was schafft Realität? Die Wirklichkeit an sich oder die Wahrnehmung? ^^

    LG, Sascha
  • fròllein strickródt 06/11/2006 14:39

    ..wow..sehr geniale wirkung...!!..wirklich ganz fein..!!
  • Frau Ali 06/11/2006 14:34

    Ohne den Text hätte ich es eher hoffnungsvoll gefunden...
    Ja, da ist viel Schatten.
    Aber die Farben leuchten so und das Lichtmuster wirkt beinahe fröhlich..!
  • Mlle Rouge 06/11/2006 14:06

    Da wo Schatten auf die Treppen fällt, sieht der Boden aus wie besagtes Schmirgelpapier.