Am Oberrhein: Regulierungsfolgen und Renaturierungs – Hoffnungen 11
Immer mal wieder muss ich die südlichen Oberrheinauen um Karlsruhe und Rastatt besuchen.
Vom einst wilden, stolzen und von unseren Vorfahren meist berechenbaren Fluss ist aufgrund zahlreicher Regulierungsmaßnahmen nicht mehr viel geblieben: Der Rhein wurde gerader, tiefer, schneller und viele Auen- und vor allem Auwaldbereiche mit ihrem einerseits unersetzlichen Wert als Lebensraum für daran bestens angepasste Tiere und Pflanzen, aber auch ihrer Fähigkeit zur Abmilderung von Hochwassern wurden innerhalb weniger Jahre vernichtet.
Auch vermeidbare Giftunfälle sind bis heute nicht vergessen.
Ob die Menschen aus der Vergangenheit wirklich gelernt haben, wage ich zu bezweifeln. Zwar wird an einigen Stellen – wo es wirtschaftliche Interessen nicht allzu sehr stört – ein wenig hier, ein wenig da renaturiert und manchmal sogar verbessert.
Das sind aber alles Tropfen auf den heißen Stein. Was weiterhin fehlt sind richtig große Biotop – Verbünde, ein Wunsch, der sich während meiner Lebenszeit ganz sicher nicht erfüllen wird.
In den Rastatter Rheinauen wurde immerhin einiges getan, die Situation für die Natur ein wenig zu verbessern.
An schönen Tagen wird das Gebiet um die Auer Köpfle allerdings auch von Menschen sehr gut besucht – so schön wie es da ist, eigentlich kein Wunder.
Das Foto entstand an einem zwar sonnigen, aber dennoch kaltem Tag mit eisigem Wind. Flussseeschwalben konnten trotz menschlicher Rheinnutzer bei der Jagd beobachtet werden.
Hier eine kurze Information der Staatlichen Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg zum Gebiet:
„Umgestaltung Kohlkopf und Tomateninseln
Vor der Regulierung gab es am Rhein viele Kies- und Sandflächen, die sich bei Hochwasser immer wieder verändert haben. Mit der Regulierung gingen diese verloren. Tier- und Pflanzenarten, die auf diese Flächen angewiesen sind, gingen im Bestand stark zurück. Wegen des Ausbaus der meisten Flüsse in Europa sind viele Arten inzwischen europaweit bedroht.
An der Spitze der Landzunge „Kohlkopf“, die den Rhein vom Illinger Altrhein trennt, wurde ein Verbindungsgraben zwischen Rhein und Illinger Altrhein gebaggert. Dadurch ist eine große Insel entstanden, auf der sich Wasservögel ungestört aufhalten können. Das in den Illinger Altrhein fließende Rheinwasser wird Schlamm und Sand heraustransportieren. Stellenweise entstehen kiesige Bereiche, in denen Fische ablaichen können. Am westlichen Rheinufer wurde auf einer Länge von ca. 250 Metern die Uferbefestigung herausgenommen und das Ufer darf sich künftig natürlich entwickeln.
Bei den „Tomateninseln“ wurde eine Rinne gebaggert und die Buhnen in dem Bereich so umgebaut, dass die Inseln dauerhaft vom Ufer getrennt sind. Das entnommene Material wurde vor Ort zur Stabilisierung und Aufhöhung der Inseln verwendet.
Was wird dadurch erreicht?
Viele Fischarten sind Kieslaicher. Dies bedeutet, dass sie flache, kiesige Gewässerabschnitte benötigen, die vom Schiffsverkehr nicht beeinflusst sind. Mit den neuen Rinnen wurden geeignete Laichplätze geschaffen, die den Jungfischen zudem Schutz vor dem Wellenschlag der Schiffe bieten.
Auf den offenen Kies- und Sandflächen können wieder die ehemals häufigen Vogelarten Flussseeschwalbe und Flussregenpfeifer brüten. Eine spannende Frage: Wird sich der in Baden-Württemberg vermutlich ausgestorbene Flussuferläufer hier ansiedeln und die Flächen als Bruthabitat annehmen?“
http://www.rheinauen-rastatt.de/de/einzelprojekte/umgestaltung-kohlkopf-und-tomateninseln
Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt, Au am Rhein, NSG Auer Köpfle, llinger Altrhein, 25.04.21.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/24-70 VR.
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