An der Mauer auf der Lauer: Grüne Kräuselspinne
Was die kleinen, über die Spreite eines Blattes gesponnenen Netze der Grünen Kräuselspinne (Nigma walckenaeri) zu leisten in der Lage sind, hatte ich bereits gezeigt, einmal für eine größere Schwebfliege*, zu anderen für eine noch größere Wespe**. Während die großen Netze der Radnetzspinnen wenigstens partiell erhalten bleiben, wenn ein großes Insekt hineingeflogen ist, wird das Netz der Kräuselspinne mit jeder Beute völlig zerstört, was aber auch der Sinn dieser Netzkonstruktion ist. Die Erbauerin trägt im Gegensatz zu den Radnetzspinnen keine Klebtropfen auf die Fangfäden, sondern eine extrem feine Fadenwolle aus einem speziellen Spinnorgan, dem Cribellum, die mit Hilfe eines Kammes, dem Calamistrum, am hinteren Beinpaar auf die Rahmenfäden gestrichen wird. In dieser Wolle verheddern sich die Beutetiere mit jeder Bewegung fast chancenlos, bis sie sich selbst eingewickelt haben.
Nach diesen Organen sind früher die Spinnen (Ordnung) in die Gruppen (Teilordnung, infra order) Cribellatae und Ecribellatae unterteilt worden, letzte mit allen Familien, die Klebfäden produzieren. Die Gliederung ist mittlerweile aufgegeben worden, da man davon ausgeht, dass es sich bei Cribellum / Calamistrum um die ursprünglichen Organe handelt, die sich mehrfach zurückentwickelt haben. Daher enthalten die heute anerkannten, nach dem Grundbauplan der Geschlechtsorgane unterschiedenen Gruppen Haplogynae (1) und Entelegynae (8) jeweils cribellate Familien.
Abgebildet ist hier ein neues Netz mit der Spinne vor dem „Haupteingang“ und einer erbeuteten Blumenfliege (Anthomyiidae), die die Bewohnerin wohl aktiv abgefangen hat – ansonsten müssten Spuren im Netz vorhanden sein. Das Netz selbst ist nicht einfach nur ein regelloses Gewebe, sondern komplexer in mehreren Schichten aufgebaut. Das ist für die Paarung von Bedeutung, insbesondere für das Vorspiel, die Balz. Männchen und Weibchen begegnen sich nämlich in unterschiedlichen Ebenen. Während das Weibchen auf der Blattoberfläche steht, gewissermaßen in Erdgeschoß, dringt das Männchen über eine darüber liegende Geschossebene in das Netz und sendet von dort Klopfzeichen aus, die das Netz vibrieren lassen und die das Weibchen hoffentlich richtig als das versteht, was das Männchen erreichen will. Reagiert das Weibchen nicht, kann sich das Männchen weiter nähern, schließlich die Ebene wechseln und das Weibchen begatten. Kommen die Signale allerdings nicht richtig an, kann das Männchen dem Weibchen zum Opfer fallen, was aber wohl ziemlich selten vorkommt.
* https://www.fotocommunity.de/photo/dicnigma-walckenaeri1544b-weisswolf/43722188
** https://www.fotocommunity.de/photo/zwerg-faengt-riesen-kraeuselspinne-mit-we-weisswolf/46616414
Tante Mizzi 09/01/2023 14:36
Eine klasse Aufnahme von der mir bislang unbekannten Spinne ... Deine Erläuterungen zu der Spinne sind sehr informativ und aufschlussreich !!!Ich wünsche Dir eine schöne neue Woche und bleib gesund!
Liebe Grüße
Mizzi