Architektur & Natur 11' (reloaded)
Habe das Bild nochmals bearbeitet, weil es mir so besser gefällt.
Nochmal ein paar Worte zu meiner Serie Architektur & Natur. Sie soll die Koexistenz von Architektur & Natur zeigen. Sie soll auch dazu beitragen die Begriffe Architektur und Natur zu schärfen. Hier im Bild z.B. der botanischen Garten München. Natürlich handelt es sich hier gar nicht um Natur im eigentlichen Sinne, denn es ist ein Botanischer Garten. Wenn sich hier die Natur selbst anpflanzt, dann wird sie wahrscheinlich ausgerupft. Auch in den restlichen Bildern der Serie sieht man kaum Natur. Manchmal ist sie sogar in Innenräumen, wie bei Ai Weiwei mit seinen Baumleichen aus dem Gebiet des Dreischluchtenstaudams. Auch das Bäumchen bei BMW ist natürlich ein Kunstbaum. Letztlich existiert Natur bei uns eher als Beiwerk oder als Plantage. Was wir bei uns als Natur bezeichnen, ist gestaltete Natur oder Kulturlandschaft. Natur im eigentlichen Sinne findet man vielleicht noch oberhalb der Baumgrenze, in Urwäldern, in Tschernobyl, in Meeren usw. also da wo die Menschen nicht so leicht hinkommen.
Im übrigen führen Koexistenzen manchmal auch zu Annäherungen der Gegensätze und gemeinsamen Schnittmengen.
Noch ein paar Worte zum Bild selbst. Das ist eigentlich von der Perspektive her problematisch, weil es von vorne bis hinten scharf ist (Blende 10). Also im Grunde 2 Dimensional. Nur der Weg vorne mildert das ein wenig ab. Ich wollte es aber durchgängig scharf haben wg. der Bäume und Sträucher vorne und im HG wg. der beiden Gebäude, die quasi zu einem verschmelzen sollten. Dass das Bild trotzdem Tiefe hat, liegt an einer etwas weniger bekannten Unterstützung des perspektivischen Sehens. Es wurde wahrscheinlich erstmals systematisch von Franz Marc und August Macke eingesetzt und man könnte es als Farbkontrastperspektive bezeichnen. Damals haben die nämlich in ihren Bildern auf die Zentralperspektive verzichtet. Der Trick dabei trotzdem einen 3D Effekt zu erzielen: VG,Mitte und HG haben verschiedene Helligkeitsstufen. Bei meinem Bild ist der VG schneeweiß, die Mitte sehr dunkel und der HG mittelhell. Dadurch kann sich das 'Auge' etwas perspektivisch orientieren. Schön sieht man das in einem Bild von August Macke (PDM): http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:August_Macke_Badende_1913-1.jpg
Zur vollständigkeit: Neben der Zentralperspektive und der Perspektive durch Unschärfe gibt es noch einen weiteren perspektivischen Trick. Den hat wahrscheinlich Leonardo da Vinci als erstes eingesetzt - zumindest sagt man das. Es handelt sich um die sog. Luftperspektive. Dabei wird die Eigenschaft der Luft ausgenutzt auf größere Distanzen die Farben abzuschwächen. Man sieht das in seinem genialen Bild 'Madonna in der Felsengrotte' (Louvre):
http://www.leonardoteacherofpaintinginmilan.com/images/MadRocceNorm.jpg
Wie durch ein Guckloch sieht man einen weiteren Hintergrund, der heller aber auch farblich reduziert ist. Dieser Effekt wurde u.a. auch von Caspar David Friedricht verwendet. Noch schöner sieht man den Effekt bei dem beliebten Motiv der blauen Berge:
Umgekehrt tritt der Effekt bei Sonnen-, Mondaufgängen, -untergängen auf (Rotverschiebung) und wir können z.B. wunderbare Sonnenuntergänge mit vergrößerter Sonne fotografieren, die nicht flach wirken.
Auf goldenen Schnitt und spannende Schrägen gehe ich hier nicht ein, weil das wohl ohnehin bekannt ist. Menschen baue ich in solche Bilder ganz gern ein, weil sie u.a. das Bild nicht so tod wirken lassen (natura morte).
Vielleicht habt ihr auch mal Lust was über das eine oder andere Bild von Euch zu schreiben. Würde mich freuen.
LG Roland
Dagmar Jordan 11/02/2010 12:56
Das war sehr interessant, welche Gedanken Du Dir über Perspektive und Bildwirkung gemacht hast. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich bewundere solche überlegten Bilder immer, gehöre ich doch mehr zu den "Drauflosknipsern".LG. Dagmar