auch (k)eine form der verarbeitung
AUS EUREM OPFERTOD WÄCHST UNSERE SOZIALISTISCHE TAT - daneben Thälmann (der ehemalige KPD Vorsitzende), der im KZ Buchenwald ermordet wurde. Seiner Ermordung wird auch am Krematorium in der Gedenkstätte gedacht. Einer der Gründe dafür, dass das Krematorium nicht mit abgerissen wurde, zu DDR Zeiten.
Nicht nur im Westen wurde NS-Geschichte verdreht, wie an dem Spruch zu erkennen ist. In der DDR waren die politischen Opfer Helden - wenn sie denn nicht wenig später als nicht-stalintreu - wieder verfolgt wurden.
Und dann begannen die einst Verfolgten, selber zu verfolgen - vermeintlich legitimiert durch ein hehres Ziel.
Ich erinnere mich, dass ich im September 90 in Berlin auf einem Platz stand, dessen Namen ich leider nicht erinnere (Berliner können sicher schnell helfen), an dessen Seiten mit Schildern und Fotos an die Hauptquartiere der Nazis erinnert wurde. Die Reste der Mauer an dieser Stelle wurde in Stückchen zu fünf Mark an Touristen aus aller Welt verscherbelt. Auf der Ost-Seite war ein ehemaliges Ministerium der DDR zu sehen. Und wir (es war auch eine Klassenfahrt) gingen in einen flaches Gebäude einige Stufen hinunter, in dem an Nazizeit Opfer erinnert wurde. Das erste Foto, das ich sah war das von Erich Honecker.
Ich weiß noch wie heute, dass ich dachte: das ist eine Dichte von Irrungen und Wirrungen der Geschichte, von Opfer und Täter sein, auf engstem Raum. Es war atemberaubend.
Weitere Gedanken und Bilder zu meiner Fahrt nach Weimar seht ihr hier
Arnd U. B. 02/10/2007 7:07
Das Bild der Vergangenheit wird wahrscheinlich leider immer "verformt" - sei es wissentlich oder uwissentlich...LG Arnd
Mia Eichenau 01/10/2007 22:48
Habe vor kurzem endlich "Im Westen nichts Neues" von unserem Osnabrücker Schriftsteller E.M. Remarque gelesen -egal, welcher Krieg, welche Diktatur, die einen halten die Köpfe hin und andere brüsten sich und missbrauchen für ihre Zwecke.
Und die Zeichen stehen wieder einmal auf "Habt acht!"
LG, Mia
Manu Ka 01/10/2007 20:45
Hallo Renate,ich habe Deine Serie mit Interesse verfolgt.
Berührende Bilder...
Ich muß zugeben noch nie dort gewesen zu sein, habe mir aber ganz fest vorgenommen das bald nachzuholen .
Klaus Zeddel 01/10/2007 16:22
Ich kann mich hier dem was Bastian schreibt nur anschließen. Selbst die grauenhaftesten Taten der Vergangenheit werden immer wieder politisch genutzt und nie als das gesehen, was sie waren "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Die Menschheit hat nichts daraus gelernt, es passiert immer wieder aufs Neue.LG Klaus
Adrena Lin 01/10/2007 8:50
Zum Thema "Bewältigung" fällt mir Ruth Klüger ein, deren Buch "Weiter leben" sehr viele Denkanstöße gibt:"....Einer berichtet, er habe in Jerusalem enen alten Ungarn kennengelernt, der sei in Auschwitz gewesen und trotzdem, "in selben Atem" hätte der auf die Araber geschimpft, die seien alle schlechte Menschen. Wie kann einer , der in Auschwitz gewesen war, so reden"?. fragte der Deutsche.Ich hake ein, bemerke, vielleicht härter als nötig, was erwarte man denn, Ausschwitz sei keine Lehranstalt für irgend etwas gewesen und schon gar nicht für Humanität und Toleranz. Von den KZs kam nichts Gutes und ausgerechnet sittliche Läuterung erwarte er?......
....Deutschlands hoffnungsvoller intellektueller Nachwuchs senkt die Köpfe...jetzt habe ich Euch mundtot gemacht, das war nicht die Absicht. Eine Wand ist immer zwischen den Generationen, hier aber Stacheldraht, alter, rostiger Stacheldraht.......
.....Ich schreib für Deutsche.....
...Aber laßt Euch doch mindestens reizen, verschanzt euch nicht, sagt nicht von vornherein, das gehe euch nichts an oder es geht euch nur innerhalb eines festgelegten, von Euch im Voraus mit Zirkel und Lineal säuberlich abgegrenzten Rahmens an, ihr hättet ja schon die Photografien mt den Leichenhaufen ausgestanden und Euer Pensum an Mitschuld und Mitleid absolviert.
Werdet Streitsüchtig, sucht die Auseinandersetzung.....
Armand Wagner 01/10/2007 8:31
weiss nicht, was ich schreiben soll,verfolge deine Serie aber mit grossem Interesse.
aus meiner Familie war keiner im KZ und keiner wurde umgesiedelt (bin Luxemburger ), aber, damit seine Familie, (Mutter, kranker Vater und 5 Geschwister ) der Umsiedlung entgehen konnten, musste mein Vater (Jhg. 24 ) zur Deutschen Wehrmacht !!
Er war in Russland , habe seine ganze Marschroute vor ein paar Jahren, nach seinem Tod , recherchiert. Er hat
mit mir NIE über diese Zeit geredet, NIE.
lg Armand
Renate Bonow 01/10/2007 0:31
ja, bastian. aber das ist schwer. gerade in deinem arbeitsfeld, denke ich. der staat israel hat viele bürgerInnen und bürger, die in der ersten bis dritten generation zutiefst traumatisiert sind. nur - wenn dieses trauma zur rechtfertigung dazu genutzt wird - um massive verbrechen gegen die menschlichkeit zu rechtfertigen (so nehme ich zumindest in vielen bereichen den umgang mit den palästinensern wahr) - dann kann ich nur "nein" sagen. ich denke, du siehst das ähnlich.auch, wenn ich nicht dafür bin, gesellschaftliche phänomene nur zu psychologisieren (weil es zuviele andere aspekte gibt, die das handeln eines staates, einer regierung und von menschengruppen beeinflussen), an solchen stellen stimmt für mich die individualpsychologische erkenntnis:
es bedarf eines anstrengenden, offen ausgetragenen, schmerzhaften, bewussten prozesses bis man verhindern kann als geprügeltes kind sein eigenes kind zu prügeln.